Einige Wochen sind seit Beginn des Schuljahres vergangen. Für Stefanie Kranz und Henrik Dürr sind das auch die ersten Wochen ihres Referendariats, der zweijährigen Ausbildung im Anschluss an das Lehramtsstudium. Seit Kurzem unterrichten sie an den Schulen in Karlstadt und Gemünden. Beide sind in der dritten und vierten Klasse eingesetzt – Kranz in Religion und Sport, Dürr in Sport, Heimat- und Sachunterricht und Ethik. Kurz vor dem Start ins Schuljahr sprachen sie mit dieser Redaktion darüber, was sie sich von der Zeit ihres Berufseinstiegs erhoffen. Nun erzählen sie, wie sie die ersten Wochen erlebt haben.
Wie liefen die ersten Schultage an den jeweiligen Schulen?
"In der ersten Woche war es bei uns so, dass relativ viel Klassenleiterunterricht war. Da waren wir als Referendare eigentlich außen vor und konnten die Kinder kennenlernen, die Klasse beobachten. Das hat tatsächlich sehr gut getan", sagt Dürr. Am Freitag der ersten Woche durften die beiden dann ihre ersten Stunden halten. "Das war bei mir Sport und ganz interessant, weil ich die Klasse vorher noch nicht kannte", sagt Kranz. Die Herausforderung, wenn man eine Klasse nur in Sport unterrichtet: Sich alle Namen merken. Anders als im Klassenzimmer sitzt nicht jeder an seinem Platz. Gelöst hat Kranz das mit mehreren Namens- und Kennenlernspielen.
Wie lang waren die Arbeitstage in den ersten Wochen?
"Das ist relativ gleichbleibend", sagt Dürr. "Man muss das mit sich selbst vereinbaren; auch die Zeit, die man dafür hergibt." Schulschluss ist zwar schon um 13 Uhr, aber dann geht es für die beiden in die Vorbereitung ihrer Unterrichtsstunden – am Anfang des Berufslebens noch ohne Materialfundus, auf den man sich stützen könnte. Dürr setzt sich dafür abends eine Deadline. Um 18.30 Uhr will er spätestens seinen Laptop zuhause schließen.
Für Kranz ist meist schon gegen 16 Uhr Schluss, dafür erledigt sie manches am Wochenende. "Spätestens 19 Uhr ist da dann Schluss und einen Tag nehme ich mir grundsätzlich frei. Fertig ist man nie. Man kann immer das nächste noch machen, das noch vorbereiten", sagt Kranz. Um sieben Uhr ist sie am nächsten Tag wieder an der Schule, so auch Dürr. Die langen Tage nimmt er gelassen in Kauf: "Ich habe mich darauf eingestellt von Anfang an, dass es eine arbeitsintensive Zeit wird."
Wie haben Sie das Kennenlernen des Kollegiums erlebt?
"Das ist wahrscheinlich das einzige, worin ich ein alter Hase bin", sagt Dürr. Er hat im vergangenen Schuljahr als sogenannte "Mobile Reserve" an unterschiedlichen Grundschulen im ganzen Landkreis Vertretungsstunden gehalten. "Bei mir war das schon noch einmal etwas Neues", sagt Kranz. Sie hat vergangenes Jahr als Vertretungskraft fest an der Grundschule in Himmelstadt gearbeitet.
Aus dem Kollegium erfahren die beiden Unterstützung und das Gefühl, dass die anderen darauf schauen würden, dass sie gut vorankommen im Referendariat. Vor allem die Beratungslehrkräfte, die jeder Referendar und jede Referendarin zugeteilt bekommen, helfen dabei. "Ich habe den großen Vorteil, dass zwei Lehramtsanwärter aus dem zweiten Dienstjahr auch an der Schule sind. Das heißt, ich habe zwei super Ansprechpartner in allen Situationen, weil sie das gleiche letztes Jahr durchgemacht haben", sagt Dürr.
Wie sind die ersten Treffen im Seminar mit den anderen Referendaren verlaufen?
Noch vor dem Schulstart habe es ein erstes Meet-and-Greet, ein erstes Kennenlernen, im Biergarten gegeben. "Das war super, weil man sich am Anfang ganz unverbindlich über andere Themen austauschen konnte." Seitdem gibt es wöchentlich zwei Treffen an der Stammschule des Seminars in Karlstadt, etwa mit Expertenvorträgen. "Im Seminar habe ich auch das Gefühl, dass die Team-Chemie einfach stimmt", sagt Kranz. Jeder habe ein anderes Fachgebiet, sodass ein guter Austausch entstehen könne.
Müssen Sie auch Fächer unterrichten, die Sie nicht studiert haben?
Die Fächer, die sie studiert haben, müssen die beiden unterrichten und den Unterricht von Kollegen dazu beobachten. "Darüber hinaus können wir aber alles anschauen", sagt Dürr. Ab dem zweiten Jahr des Referendariats müssen sie, je nach sonstigen Kapazitäten an den Schulen, auch weitere Fächer unterrichten.
"Also wirklich gruseln muss ich mich vor keinem Fach", sagt Kranz. Das Fach Musik sehen beide allerdings als die größte Herausforderung, weil sie dafür nur eine Basisqualifikation durchliefen. "Ich höre zwar gern Musik, aber ich bin meilenweit davon entfernt, in einem Musikinstrument qualifiziert zu sein", sagt Dürr. Im Fach Deutsch müsse er sich mit dem Vermitteln von Grammatikregeln noch einmal intensiver beschäftigen, die für Erwachsene einfach automatisiert gespeichert sind. Aber: "Da habe ich nicht annähernd so viel Respekt wie vor Musik", sagt Dürr und lacht.
Letztendlich müsse man sich aber damit arrangieren – und das macht der angehende Lehrer bereits: In diesem Schuljahr hält Dürr Ethik, wohl, weil im Studium Sozialkunde sein Hauptfach war. Hauptsächlich kommen die Studieninhalte zwar im Heimat- und Sachunterricht zum Tragen, aber auch in Ethik könne er zumindest einiges ausprobieren.
Was wird in den nächsten Wochen an Neuem anstehen?
Bald wird es allerdings ernst, denn das Referendariat ist auch eine Zeit der Rückmeldungen und Prüfungen. "Demnächst steht der erste Beratungsbesuch an. Das heißt, die Seminarleiterin kommt zum ersten Mal in den eigenen Unterricht und schaut sich den an", sagt Dürr. Außerdem werden sie im Landkreis unterwegs sein und bei den Referendaren aus dem zweiten Jahr im Unterricht sitzen.