Störenfried, Feindbild, Angstmacher, Schädling – oder eine Spezies, die nur ihren angestammten Platz im Ökosystem einnimmt und zurecht streng geschützt ist? Es herrscht eine zwiespältige Haltung zum Wolf. Was dahinter steckt, was über die Tiere und ihre Ausbreitung in Deutschland bekannt ist: Darum ging es im Vortrag von Klaus Bernhart in der Alten Turnhalle in Lohr.
Susanne Duckstein, Leiterin der Volkshochschule Lohr, und Erwin Scheiner, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN), begrüßten die rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer. Der Vortrag gehörte zum Jubiläumsprogramm 50 Jahre BN-Kreisgruppe Main-Spessart. In ihren einleitenden Worten sprach Duckstein von einem "Wesen aus der Tierwelt, das in den letzten Jahren berühmt-berüchtigt geworden ist".
Der Wolf breitet sich in Deutschland wieder aus
Dieses Wesen stellte dann Klaus Bernhart mit vielen Daten eindrücklich dar: "Ich will den Wolf nicht verharmlosen, aber auch nicht als Monster an die Wand malen." Einst bei uns ausgerottet, breitet sich "Canis Lupus", so der lateinische Name, seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder in Deutschland aus, was jedoch zu Konflikten führt. Entsprechend hieß der Vortrag "Porträt eines Rückkehrers – eine Tierart zwischen Akzeptanz und Ablehnung".
Zur aktuellen Zahl der Wölfe in Deutschland gibt es unterschiedliche Schätzungen; der Referent sprach von 2000 Exemplaren, aber die Entwicklung ist dynamisch. Ein Wolfsrudel besteht aus sechs bis acht Tieren mit einem Territorium von durchschnittlich 250 Quadratkilometern. Damit wäre im Zentralspessart theoretisch Platz für vier Wolfsrudel. Bislang wurden hier Einzeltiere gesichtet, die entweder auf dem Durchzug sind oder von Wolfsvorkommen in der näheren Umgebung, zum Beispiel der Rhön, stammen könnten. Erwiesen ist, dass Wölfe sehr mobil sind und in kurzer Zeit große Strecken zurücklegen können.
Durch die Jagd werden im Spessart mehr Wildtiere erlegt, als Wölfe Beute machen würden
Ihre Beute bestehe überwiegend aus wildlebenden Huftieren, sagte Bernhart, nämlich zu 50 Prozent Reh- und zu 20 Prozent Schwarzwild. Nutztiere hätten einen Anteil von zwei Prozent. Man könne davon ausgehen, dass ein Rudel in seinem Territorium jährlich 400 Rehe, 50 Stück Rotwild und 100 Sauen erbeute. Zum Vergleich: Auf dieser Fläche von 25.000 Hektar würden bei der Jagd im Spessart 1250 Rehe, 150 Stück Rotwild und 1000 Sauen erlegt. Es wäre also "noch genug zum Jagen da".
Ängste, Vorbehalte und Befürchtungen in puncto Wolf seien im Regelfall unbegründet, meinte Bernhart. Nahbegegnungen mit den Tieren (Abstand unter 30 Metern) seien sehr selten. Es könne aber verhaltensauffällige Tiere geben, die etwa durch Futter an die Nähe zum Menschen gewöhnt worden seien. Solche Wölfe könnten aufdringlich und aggressiv werden und müssten entnommen werden.
Tödliche Angriffe von Wölfe auf Menschen sind selten
Zwischen 2002 und 2020 habe es weltweit 26 tödliche Angriffe von Wölfen gegen Menschen gegeben, nämlich in Ländern wie Indien, Irak und Türkei, wo Kinder als Hirten tätig sind; außerdem seien 78 Prozent dieser Fälle auf Tollwut zurückzuführen gewesen, die bei uns nicht mehr vorkomme.
Großes Problem, mittlerweile auch im Spessart, sind Wolfsrisse von Nutztieren – hauptsächlich Schafe und Ziegen, vereinzelt sind auch Rinder und Pferde betroffen. Hier plädierte Bernhart für einen konsequenten Herdenschutz, und zwar flächendeckend und bevor der Wolf kommt, also in einem Gebiet sesshaft wird. Unabdingbar seien auch Wolfsmanagement und Überwachung (Monitoring) der Bestände. Ziel müsse ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf in der Kulturlandschaft sein.
Zweifel aus dem Publikum, dass Nebeneinander von Mensch und Wolf konfliktarm bleibt
Daran wurden in der anschließenden Fragerunde erhebliche Zweifel geäußert. Zu Wort meldeten sich die Pferdehalter Frank Eckert aus Lohrhaupten und Thomas Englert aus Fellen, die Angst um ihre Tiere haben und sogar die Befürchtung äußerten, dass Menschen zu Schaden kommen könnten. Ihre Meinung: Wolf ja, aber nicht in einer so dicht besiedelten Kulturlandschaft wie bei uns. Die Probleme würden heruntergespielt und die Gefahren unterschätzt.
Bei 365 Tagen im Jahr und derzeit etwa 2000 Wölfen in Deutschland kommt da eine ganze Menge zusammen.
Hauptspeise sind Rehe und Wildschweine. von daher nicht sooo problematisch.
Leider ist er aber nicht wählerisch. Stolpert er über ein Tier einer seltenen Art, wird das natürlich auch getötet und gefressen (letzteres nicht immer. Manchmal tötet der Wolf auch nur aus Instinkt). Ob Birkhuhn, Auerhahn, Wisent, Sumpfschnepfe, Brachvogel, Heidschnucke,
Und dann sind da noch die Weidetiere.
Wo der Wolf schon länger sesshaft ist, hat er das Wild stark dezimiert oder vertrieben. Häufig wendet er sich dann Weidetieren zu. Und dann längst nicht mehr nur Schafe. In Niedersachsen häufen sich in Regionen, wo Schafe festungsgleich eingezäunt werden (oder die Haltung aufgegeben wurde) Risse bei Rindern und Pferden. Was kommt als nächstes ?