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Main-Spessart
Der Regen bringt Landwirten viel Segen, aber nicht allen: Waldspaziergänge bleiben weiter gefährlich
Tag um Tag ziehen neue dunkle Wolken über den Landkreis hinweg. Manch einer wünscht sich ganz schnell sonniges Sommerwetter zurück – aber der Regen hat natürlich auch Positives.
Regenschirm-Wetter von Ende Juli bis in den August: Das kommt ungelegen zum Start in die Ferien. Und nicht einmal alle Landwirte können sich freuen. Etwas Gutes haben die nassen Tage aber doch.
Foto: Martin Schutt/dpa | Regenschirm-Wetter von Ende Juli bis in den August: Das kommt ungelegen zum Start in die Ferien. Und nicht einmal alle Landwirte können sich freuen. Etwas Gutes haben die nassen Tage aber doch.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 15:17 Uhr

Den Anfang der Sommerferien hat es ordentlich verregnet. Und laut einer Prognose des Deutschen Wetterdiensts bleibt es weiter in den August hinein noch durchwachsen. Ärgerlich für geplante sommerliche Aktivitäten – aber ist der Regen nach der Trockenheit im vergangenen Jahr nicht auch Grund zur Freude? Verschiedene Stimmen aus der Landwirtschaft und dem Forstbereich geben einen Ausblick, was der Regen für den Landkreis bedeuten könnte.

Zunächst eine teils gute Nachricht aus dem Forstbereich: "Die aktuellen Niederschläge bedeuten eine 'Verschnaufpause' für den Wald", so Bernhard Schwab vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt. Aber: Entwarnung für Waldspaziergänge gibt es noch nicht. Kürzlich warnte der Marktheidenfelder Stadtförster vor herabfallendem Totholz. Das kann weiterhin passieren; die tieferen Bodenschichten für eine langfristige Stabilisierung können sich Schwab zufolge nur im Winter mit Wasser füllen. Jetzt helfe der Regen aber den im Frühjahr ausgebrachten Bäumchen.

Besonders nützlich und wichtig seien die Niederschläge für die Wiesen und Weiden. Darunter fallen immerhin 22 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Landkreis. Ebenso profitieren Mais, Zuckerrüben, Sojabohnen und Sonnenblumen von den nassen Tagen. Überdurchschnittlich viel Regen für die Jahreszeit kann Schwab bestätigen: Im Juli habe es 65 Liter auf den Quadratmeter geregnet, in der ersten Augustwoche bereits an die 40 Liter. "So viel regnet es normalerweise im August insgesamt", sagt der Bereichsleiter für Landwirtschaft am AELF.

Weinernte könnte weit über langjährigem Durchschnitt liegen

Mitte August lässt sich dann auch die Rapssaat besser ausbringen, weiß Reinhard Wolz, Kreisobmann des Bauernverbandes. Vergangenes Jahr war der Boden dafür viel zu trocken. Bei Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln sieht er den Regen ebenfalls positiv, aber mit einer Einschränkung: Bei feuchtwarmem Wetter bestehe die Gefahr, dass Pilze entstehen. Das könne vor allem Bio-Betriebe treffen, die mit Pflanzenschutzmitteln nicht so stark dagegen halten könnten. Im Bereich des Obstanbaus sei der Regen für die Äpfel und Birnen auf jeden Fall gut, den Zwetschgen mache das feuchte Wetter zumindest nicht viel aus. 

Dem Wein gab der Regen einen ordentlichen Schub: Statt der Durchschnittsmenge der vergangenen zehn Jahre von 7000 Litern pro Hektar könnten die Winzer in diesem Jahr 9000 Liter pro Hektar ernten, schätzt Matthias Mend von der Landesanstalt für Weinbau in Veitshöchheim. Wenn es allerdings weiter regne, bestehe die Gefahr, dass Trauben abgequetscht werden und zu faulen beginnen. Dann würde der Ertrag wohl schnell wieder um rund 20 Prozent sinken und die Winzer hätten den Arbeitsaufwand, die schlechten Trauben herauszuschneiden.

Gut für den Boden ist, dass die Begrünung zwischen den Weinstöcken eingesät werden kann. Dafür hätten die Winzer vergangenes Jahr bis in den Herbst hinein auf ausreichend Regen warten müssen. Einem anderen Landwirtschaftsbereich hat die Nässe dagegen einen ganz schönen Strich durch die Rechnung gemacht: Etwa 50 Prozent des Getreides steht im Landkreis noch auf den Feldern, schätzt Kreisobmann Wolz.

Berg- und Talfahrt bei den Getreidepreisen seit dem Ukrainekrieg

Nicht alle Landwirte konnten Getreide und Stroh rechtzeitig vor dem Regen einbringen. (Symbolfoto)
Foto: Patrick Pleul/dpa | Nicht alle Landwirte konnten Getreide und Stroh rechtzeitig vor dem Regen einbringen. (Symbolfoto)

Nach Informationen des AELF sind circa 80 Prozent der Sommergerste in Main-Spessart noch nicht geerntet. Das Problem, selbst wenn sich in den nächsten Tagen die Sonne wieder verstärkt zeigen sollte: Die Eignung als Braugerste werde durch die verzögerte Ernte gefährdet. Ähnlich ist es beim Winterweizen: Rund 40 Prozent konnten laut AELF nicht im Juli gedroschen werden und erfüllen bei einer späteren Ernte meist die Qualitätsanforderungen für Backweizen nicht. Bei einer Vermarktung als Futtergerste bzw. -weizen sei mit einem Preisabschlag von circa 25 bzw. 15 Prozent zu rechnen.

Eine Berg- und Talfahrt bei den Preisen, so beschreibt es Wolz, nachdem vergangenes Jahr Dünger und Getreide durch den Ukrainekrieg um einiges teurer wurden. In Bedrängnis kommen Betriebe seiner Einschätzung nach nicht – es werde Einbußen geben, aber damit müsse man in der Landwirtschaft rechnen. "Das ist ein Stück vom Beruf in der Landwirtschaft, dass man lernt, sich dem Wetter zu stellen." 

 
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Kommentare
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  • Andreas Gerner
    Bei uns in Unterfranken ist dieser Dauerregen für die meisten Landwirte nicht so schlimm.
    Denn durch die Trockenheit davor war die Ernte (zwar oftmals enttäuschend, aber) sehr früh. viele (incl mir) sind mit dem Getreide Dreschen fertig, die meisten fast fertig.

    Wenn es aber stimmt, was der BV jüngst bekannt gab, dass vor dem Regen deutschlandweit erst knapp 20 % von Weizen Roggen und Triticale geerntet waren, heißt das nach ca 3 Wochen Pisswetter und keinerlei Möglichkeit zu ernten nun, dass das allermeiste Getreide nur noch als Futter taugt.

    Bald kommt also das böse Erwachen:
    Millionen Tonnen backfähiges Getreide werden fehlen.
    Doch noch ist´s in den Medien arg ruhig.
    Immerhin geht es um nicht weniger als den Grundpfeiler der zentraleuropäischen Ernährung.
    Es wird das große Hamstern einsetzen. Händler, Verarbeiter und Spekulanten sichern sich, was sie kriegen können.
    Verstärkt durch die EU-Pläne zur Extensivierung. Etwa 4% Stilllegungspflicht (+Bonus für 5tes %) in 2024.

    Mahlzeit!
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  • Jochen Freihold
    Sehr positiv, wie umfassend hier journalistisch recherchiert wurde. Nicht zu vergessen: Zum kommenden Wochenende ist die Rückkehr des warmen bis heißen Sommers vorhergesagt. Das nützt dann nochmals allen Sparten unserer Landwirtschaft. Nicht zuletzt auch fränkischer Kultur und Tourismus.
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