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Karlstadt
Christo-inspiriertes Kunstprojekt an einer Karlstadter Kirche? Schüler wollen 36 Meter hohen Turm verhüllen
Was das P-Seminar am Johann-Schöner-Gymnasium mit der Aktion erreichen will und an welchen Herausforderungen die Aktion scheitern könnte.
Das P-Seminar am JSG-Karlstadt will den Kirchtrum zur heiligen Familie (im Hintergrund) verhüllen. Welches Material zum Einsatz kommen soll, ist noch unklar.
Foto: Aurelian Völker | Das P-Seminar am JSG-Karlstadt will den Kirchtrum zur heiligen Familie (im Hintergrund) verhüllen. Welches Material zum Einsatz kommen soll, ist noch unklar.
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:37 Uhr

36 Meter hoch ist der Kirchturm, den zehn Schülerinnen und Schüler und ihr Lehrer Jochen Diel verhüllen wollen, so wie einst Christo den Reichstag in Berlin verhüllt hat. "Ich bin schon viele Jahre von Christos Kunst begeistert", sagt Diel, der am Johann-Schöner-Gymnasium Deutsch, Informatik, Kunst und katholische Religion unterrichtet. Er war 1995 in Berlin, als der Reichstag verhüllt wurde und damals "total geflasht".

Reaktionen wie diese will das P-Seminar nun in Karlstadt hervorrufen, in dem es den Kirchturm zur Heiligen Familie verhüllt. "Hier finden alle Schulgottesdienste statt, wir haben eine enge Bindung zur Pfarrgemeinde", sagt Diel zur Auswahl des Objektes. "Und die Kirchengemeinde um Diakon Hans-Josef Klein hat unser Vorhaben nicht nur genehmigt, sondern sie unterstützt uns auch tatkräftig".

Der Kirchturm soll bunt verhüllt werden

"Wir wollen das Objekt in den Fokus stellen und Verhüllungskunst als Form der Kunst erkennbar machen", erklärt ein Schüler das Vorhaben. Zeitgleich soll die Verhüllung aber auch auf die Bedeutung des Kirchturms in Religion und Gesellschaft aufmerksam machen, wie Kirche den Alltag mitgestaltet und welchen Einfluss sie auf das Leben und das Stadtbild hat.

Zu Beginn des Seminars im Februar haben alle Schülerinnen und Schüler ein Bild des Kirchturms erhalten und nach ihren Vorstellungen angemalt. "Das hat Christo seinerzeit auch gemacht und die Entwürfe dann verkauft, um das Projekt zu finanzieren", weiß ein Schüler. Dabei wurde klar: Der Kirchturm soll bunt werden, "nur weiß ist wenig ästhetisch". Zudem steche so der jetzt schon markante Karlstadter Kirchturm noch mehr heraus.

Die Materialfrage ist noch nicht geklärt

Welches Material zum Einsatz kommen soll, steht derzeit noch nicht fest. Das P-Seminar steht mit vielen Firmen in Kontakt, holt sich Angebote ein: von leichtem Gewebe, über eine Folie, die in Bio-Mülltüten verwendet wird, bis hin zu einem gewebten Stoff. "Wir fragen uns immer, ist es reißfest genug, um es 14 Tage über den Kirchturm zu spannen, der teilweise scharfe Kanten hat", sagt eine Schülerin.

So wie auf dieser Fotomontage könnte der Karlstadter Kirchturm zur Heiligen Familie im Oktober 2022 verhüllt werden. Dieses Ziel hat sich das P-Seminar am Johann-Schöner-Gymnasium gesetzt.
Foto: P-Seminar Johann-Schöner-Gymnasium | So wie auf dieser Fotomontage könnte der Karlstadter Kirchturm zur Heiligen Familie im Oktober 2022 verhüllt werden. Dieses Ziel hat sich das P-Seminar am Johann-Schöner-Gymnasium gesetzt.

Und die Schülerinnen und Schüler achten darauf, dass das Material wiederverwendbar oder recyclebar ist. "Aber die Materialfrage ist aktuell noch der größte Knackpunkt", sagt Diel und ergänzt: "Wer aus der Bevölkerung oder aus der Industrie Ideen hat, kann sich gerne an uns wenden".

Finanzierung könnte zu einer Herausforderung werden

Ganz neu ist die Idee, eine Industriefolie zu verwenden. Diese sieht aus wie Alufolie, ist aber sehr reißfest. Die Folie würde das P-Seminar geschenkt bekommen. Allerdings muss hier geprüft werden, wie die Folie miteinander verbunden werden kann und welche Nachnutzung möglich wäre. Ein weiteres Problem könnte die Blendwirkung der Folie bei Sonneneinstrahlung werden.

Auch die Finanzierung stellt eine Hürde dar: "Das Material ist unterschiedlich teuer, wir müssen schauen, welche Lösung wir überhaupt finanzieren können", sagt eine Schülerin. Ungefähr 850 Quadratmeter Material wird benötigt, "vielleicht werden es auch 1000". Dazu kommen möglicherweise rund 500 Meter Taue, die einerseits der Befestigung dienen sollen und andererseits einen zusätzlichen Farbakzent setzen würden.

Material anbringen: Industriekletterer, Autokran oder die Karlstadter Feuerwehr?

Zu einer Herausforderung könnte auch das Anbringen und die Entfernung der Verhüllung werden. Geplant hatte das P-Seminar, dass die Karlstadter Feuerwehr ihre Drehleiter benutzt, um das Material hochzuschaffen. "Die Drehleiter darf aber nicht über einen längeren Zeitraum benutzt werden, falls sie für einen Rettungseinsatz benötigt wird", erklärt ein Schüler. Und sie ist nur 30 Meter, der Kirchturm aber 36 Meter hoch.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Die Schülerinnen und Schüler haben sich deshalb Angebote für Industriekletterer eingeholt. "Das Problem: Das wird teuer", so Diel. Und das P-Seminar fände es schön, wenn das Projekt in der Stadt bleibt. Auch ohne Drehleiter - "die Feuerwehr will unbedingt mithelfen", erzählt ein Schüler.

Wir-Gefühl in Karlstadt durch die Verhüllungsaktion

"Wir haben bislang nur positive Rückmeldungen erhalten, alle finden es spannend, sind begeistert und neugierig", so Diel. Er spüre, dass in der Stadt ein Wir-Gefühl entstehe, "denn wir elf schaffen das nicht nur alleine".

Er weiß, dass das Projekt ambitioniert ist, weil das P-Seminar nur ein Jahr dauert und im Februar endet. Doch die Schülerinnen und Schüler sind auch motiviert: "Ich persönlich wünsche mir, dass ich durch die Stadt gehe und Leute darüber reden höre, was mit dem Kirchturm los ist, wir also Aufsehen erregen", sagt ein Schüler.

Kirchturm soll im Oktober zwei Wochen lang verhüllt werden

Anfang Oktober soll der Kirchturm für zwei Wochen lang verhüllt werden. Über den Fortschritt informiert das P-Seminar auf Instagram (kirchturm.verpacken.jsg) und Facebook (P-Seminar Kirchturm Verpacken Jsg).

Damit das Vorhaben gelingt, sammelt das P-Seminar Spenden. Als Partner konnte die im Herbst gegründete Raiffeisen-Stiftung für Main-Spessart gewonnen werden, die auch einen Zuschuss in Aussicht gestellt hat. Wie viel Geld benötigt wird, lässt sich bisher noch nicht sagen, weil noch zu viele Fragen ungeklärt sind. Sollte das Projekt am Ende nicht umgesetzt werden können, werden die gesammelten Spenden für andere P-Seminare am Gymnasium verwendet.

Spendenkonto IBAN: DE61 7906 9150 0409 9887 77, Verwendungszweck: P-Seminar JSG

 
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Kommentare
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  • S. C.
    Vielleicht könnte man mit den Spenden auch etwas sinnvolles machen.
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