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Gemünden
Busse über die Gartenstraße: Warum ein Anwohner das verhindern will
Die ÖPNV-Anbindung des Gemündener Baugebiets sorgt weiter für erhitzte Gemüter. Michael Mahlo sagt eine Parkplatznot und ein hohes Unfallrisiko voraus. Das sagt die Stadt dazu.
Michael Mahlo ist Anwohner der Gartenstraße und dagegen, dass das Neubaugebiet 'Mühlwiesen II' über die Gartenstraße an den Busverkehr angeschlossen wird. Er bevorzugt eine Anbindung über die Staatsstraße und einen Wendehammer im neuen Quartier. 
Foto: Corbinian Wildmeister | Michael Mahlo ist Anwohner der Gartenstraße und dagegen, dass das Neubaugebiet "Mühlwiesen II" über die Gartenstraße an den Busverkehr angeschlossen wird.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:58 Uhr

Dass Busse in Zukunft über die Gartenstraße in das geplante Neubaugebiet "Mühlwiesen II" fahren, will Anwohner Michael Mahlo unbedingt verhindern. Dort, wo die Straße endet und eine grüne Wiese beginnt, auf der das rund vier Hektar große Wohngebiet entstehen soll, erklärt er mit einer dicken Mappe voller Unterlagen in seinen Händen eindringlich, was ihn an den Plänen der Stadt stört.

Offener Brief an Stadtrat und Bürgermeister

"Kein Mensch hat etwas gegen das Baugebiet", betont Mahlo. Es soll jedoch ausschließlich über einen Fuß- und Radweg mit der Gartenstraße verbunden sein, fordert er. So sei es seit über 20 Jahren vorgesehen gewesen. Erst im Oktober vergangenen Jahres habe sich das geändert. Seitdem steht die Idee im Raum, dass in Zukunft täglich sechs bis acht Busse den Weg über die Gartenstraße ins Quartier nehmen sollen. Diese sind vor allem für Schülerinnen und Schüler gedacht. Dem Individualverkehr wird es nicht erlaubt sein, diese Straße zu nutzen. Die Stadt will die Durchfahrt für private Autos und Lkw mit Pollern blockieren.

Mit seinen Bedenken ist Mahlo nicht alleine: 14 Gemündener Bürgerinnen und Bürger haben Einwendungen zum Entwurf des Bebauungsplans eingereicht, in denen sie sich gegen diese Art der ÖPNV-Anbindung aussprechen. Und auch aus dem Stadtrat gab es Kritik. Trotzdem hat das Gremium den Entwurf im Mai mit einer deutlichen Mehrheit gebilligt. Für Michael Mahlo ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Erst kürzlich wendete er sich deshalb erneut mit einem offenen Brief an den Stadtrat und Bürgermeister Jürgen Lippert. Um was geht es ihm im Kern? Und was sagt die Stadtverwaltung dazu?

Sorge um "Parkplatznot"

"Was seitens der Stadt angedacht sein wird, ist ein einseitiges Halteverbot in der Gartenstraße", vermutet Mahlo. Ansonsten werde nämlich nicht genug Platz für die Busse sein, um durch die Gartenstraße zu kommen. "Dadurch wird hier eine eklatante Parkplatznot heraufbeschworen.“ Diese Not verschärft sich laut Mahlo dadurch, dass es – anders als noch im Dezember 2020 angedacht – auch in der anschließenden Straße im Neubaugebiet keine öffentlichen Stellplätze mehr geben wird. In seinem offenen Brief fragt Mahlo deshalb, wie die "fehlenden Parkflächen" im Quartier ersetzt werden sollen.

"Parkplätze sind zunächst auf dem eigenen Grundstück zu errichten", erläutert Bürgermeister Jürgen Lippert auf Anfrage dieser Redaktion. Er argumentiert, dass die Kommune nicht verpflichtet sei "straßenbegleitende Parkplätze" zur Verfügung zu stellen. Das sei eher ein "Service".

Grundsätzlich ist es innerorts erlaubt an der Straße zu parken, wenn dort nicht zum Beispiel eine Parkverbot gilt. Doch offiziell "ausgewiesene Parkplätze" gebe es an der Gartenstraße nicht, so Lippert weiter. Von einem Wegfall solcher Parkplätze könne daher nicht die Rede sein. Im Hinblick auf das neue Quartier bestätigt der Bürgermeister, dass mit "der Umgestaltung der Zuwegung von der Gartenstraße in Richtung Bushaltestelle"  ein vorgesehener Mehrzweckstreifen wegfällt. Dort hätten Bürger auch parken können. Dies geschehe zugunsten eines "gesicherten Gehweges". 

Busse über die Gartenstraße: Warum ein Anwohner das verhindern will

Größter Kritikpunkt: Zu enge Straßen

Das Hauptproblem sieht Michael Mahlo darin, dass seiner Einschätzung nach die Straße, über die der Bus später einmal zur Haltestelle im Quartier fahren soll, zu eng dafür ist. Schließlich sei so ein Fahrzeug 2,55 Meter breit, mit ausgeklappten Spiegeln drei Meter. Das Risiko eines Unfall sei eklatant. "Es gibt hier in der Gartenstraße viele Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung. Die müssten nach Vorstellung der Stadt zur Seite springen, wenn der Linienbus Gegenverkehr hat." 

Gefahrenpotential berge vor allem das geplante 5,50 Meter breite Verbindungsstück (Bereich "B") zwischen Quartier und Gartenstraße, meint Mahlo. In diesem kurzen Stück gibt es zwar keinen Gegenverkehr, doch der Bus müsse eine Kurve fahren und dabei an einem Elektro-Trafohaus vorbei. An diesem Abschnitt führt auch ein Gehweg entlang.

"Der Linienbus mag womöglich noch rumkommen. Es darf sich in der Umgebung nur niemand aufhalten", warnt der Anwohner. Er glaubt, dass der Bus an dieser Stelle auf den Gehweg ausweichen muss. 

Aus Sicht der Stadt: Keine Gefahr bei Gegenverkehr

Auf Seiten der Stadt teilt man diese Sorgen nicht. Peter Interwies vom Bauamt betont, dass die Verkehrsplaner die Zufahrt des Quartiers so ausgearbeitet hätten, dass die Straßen breit genug sind, damit die Busse dort ohne Gefahr durchkommen. "Wenn die das nicht einschätzen können, frage ich mich, wer es kann."

Busfahrer seien zudem Profis und würden nicht mit 50 Stundenkilometern durch die Gartenstraße fahren. Niemand müsste sich also sorgen, spontan auf die Seite springen zu müssen, wenn ein Bus mal Gegenverkehr hat. 

Ein Wendeplatz im Quartier als Alternative

Nicht verstehen könne er, warum sich die Stadt weigere, über einen Buswendeplatz in der Quartiersmitte mit einer Anbindung über die Schönauer Straße als alternative Option nachzudenken, sagt Michael Mahlo. Ein Wendeplatz im Quartier hätte auch den Vorteil, dass das Neubaugebiet "sinnvoll an das ÖPNV-Liniennetz" angeschlossen werden könnte. So wären neben einer höheren Taktung der Busse  "im Sinne der Mobilitätswende" auch weitere Anbindungen des Quartiers möglich, zum Beispiel an Seifriedsburg oder Gräfendorf. Das sieht Stadtrat Robert Lampert (CSU), der im Mai gegen den aktuelle Entwurf gestimmt hat, genauso: "Es wäre doch zukunftweisend, wenn das Baugebiet an alle Buslinien angeschlossen wäre und nicht nur an den Schülerverkehr."

"Ein Buswendeplatz verursacht einen zusätzlichen Flächenbedarf an versiegelter Fläche", sagt hingegen Bürgermeister Lippert. Dadurch würde ein kompletter Bauplatz wegfallen und zwei Bauplätze teilweise eigeschränkt. Bei einem Wendeplatz müssten "die betroffenen Grundstücksflächen derart anders parzelliert werden", dass die Bebaubarkeit dieser Grundstücke entweder ganz oder teilweise eingeschränkt wäre, so Lippert. 

Probleme in der Kommunikation?

Die Diskussion ist festgefahren. Denn die Gegner der Busanbindung über die Gartenstraße sind wiederum der Meinung, dass ein Haltestelle im Quartier auch ohne größere Platzeinbußen möglich wäre. Den Einwendungen der Bürgerinnen und Bürger hätten auch entsprechende Planungsskizzen für einen Wendeplatz beigelegen, so Mahlo. Diese seien "vollkommen von den Verantwortungsträgern übergangen" worden. Die Einwender hätten bislang auch noch keine Antwort durch die Stadt Gemünden erhalten, kritisiert er.

"Die Stadt hat auch keine Anstalten gemacht, in irgendeiner Form mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen." Mehrfach habe er vorgeschlagen, sich in der Gartenstraße am Wendehammer zu treffen, sagt Mahlo. Bisher kam es dazu nicht.

Wegen Corona kein Treffen möglich

Bürgermeister Lippert erwidert, dass die Einwendungen zu großen Teilen die gleichen Themen und Formulierungen als Inhalt hatten. Eine Zusammenfassung gleicher Sachverhalte in der Sitzung des Stadtrats sei daher üblich. Die von Einwendern selbst angefertigten Planungsskizzen für einen Wendehammer sind aus Sicht der Stadtverwaltung nicht umsetzbar.

Zudem sei eine schriftliche Antwort auf die Einwendungen der Anwohner auch erst am Ende einer Auslegung erforderlich. Da die erneute Beteiligung des Landratsamtes Main-Spessart bisher noch ausgestanden habe, erhielten die Einwender auch erst danach eine Antwort. "Ein Vor-Ort-Treffen erscheint angesichts der Pandemie derzeit nicht angebracht", so Lippert. 

Wie in der Causa Gartenstraße weitergeht, bleibt abzuwarten. Immerhin gab es in der Stadtratssitzung im Mai den Hinweis, dass das Grundstück, über das der Anschluss des Quartiers erfolgen soll, noch gar nicht der Stadt gehöre. Es befinde sich im Eigentum eines Bürgers aus dem Kreis der Einwender.

 
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  • molinarius21
    Was Herr Mahlo schreibt hat Hand und Fuß und zeugt vom gesunden Menschenverstand. Autos werden zwangsläufig auf den Straßen stehen, eine "Entwidmung" öffentlichen Verkehrsraumes als Parkraum ist absurd, dies schon alleine aus Bestandsschutzgründen zur/und zu der neu eingeführten Stellplatz- und Ablösesatzung. Natürlich ist dadurch, durch eine "Entwidmung", eine Parkplatznot im neuen Wohngebiet vorprogrammiert, die Gartenstraße wird mit PKW besiedelt und überhäuft werden! Die Stellplatz- und Ablösesatzung, übrigens ein Konstrukt, mit den die Straßenausbeiträge neu und alternativ belebt und über das Hintertürchen wieder eingeführt werden. Not macht erfinderisch! 9 Likes für nilpferd 48 verstehe ich daher nicht!!
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  • nilpferd48
    Wieder so ein ICH Mensch der meint seine Meinung der Allgemeinheit aufdrücken zu müssen.Leider sind die Lokalzeitungen z.Zt. dafür sehr empfänglich. Bei der Stadt hat
    man sich doch genug bemüht dass der Busverkehr funktionieren kann.
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