Für die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer des "Karschter Büssle" steht nun fest, in welchem Fahrzeug sie ihre Mitbürger künftig von A nach B bringen werden. Ein VW Crafter Kombi mit neun Sitzen wird schon bald auf sechs geplanten Linien nach Wiesenfeld, Rohrbach, Laudenbach, Karlburg, Gambach, Heßlar, Stetten und quer durchs Karlstadter Stadtgebiet fahren – Kostenpunkt: knapp 85.000 Euro. Das entschied der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag.
Das Abstimmungsergebnis war allerdings alles andere als einstimmig. Mit sechs Gegenstimmen fiel die Wahl auf das relativ neue Modell von Volkswagen, das im vergangenen August zugelassen und erst 5000 Kilometer gefahren wurde. Alternativ hatte der geschäftsleitende Beamte Uli Heck in einem detaillierten Vergleich einen Mercedes Sprinter zur Auswahl gegenübergestellt.
Bürgerbus-Verein war für günstigeres Modell
Dieser ist mit viereinhalb Jahren seit Erstzulassung deutlich älter und wurde knapp 60.000 Kilometer gefahren. Harald Schneider (SPD) sprach sich als Vereinsvorsitzender und Initiator stellvertretend für den Verein "Bürgerbus Karlstadt e.V." trotzdem für den 57.000 Euro teuren und somit knapp 30.000 Euro günstigeren Mercedes aus.
"Wir haben uns heute Vormittag mit beiden Autos beschäftigt und bevorzugen diesen Wagen – nicht wegen des niedrigeren Preises, sondern der zweijährigen Werksgarantie und der Tatsache, dass die Schiebetüre auf der rechten Seite elektrisch ist", erklärte Schneider seine Überlegung. Er bat daher alle Stadtratsmitglieder darum, ebenfalls für dieses Modell zu stimmen.
Zahlreiche Argumente für neueren Bus mit besserer Ausstattung
Die jedoch beurteilten die Auswahl in großen Teilen anders. Sebastian Kunz (Freie Wähler) tat sich schwer, einen Bus auszuschlagen, der beinahe Neuwagenstatus hat. "Der Bus soll einige Jahre gefahren werden und vier Jahre Altersdifferenz zu dem anderen Wagen machen einen erheblichen Unterschied", merkt Kunz an.
Schneider entgegnete, dass der Bürgerbus maximal 10.000 Kilometer im Jahr fahren werde und, genau wie der VW Crafter, nur einen Vorbesitzer habe. "Der Vorbesitzer ist aber eine Mietfirma", griff Isabel Frohnapfel aus Hecks vorherigen Ausführungen auf. "Wir wissen nicht, wie das Auto bisher behandelt wurde. Völliger Humbug, niemals ein Mietauto kaufen!"
Elektrische Schiebetür könnte nachgerüstet werden
Auch Anja Baier (Die Grünen) sprach sich eher für den VW aus und wies dabei auf das Automatikgetriebe hin. "Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer sind schließlich keine Profis", so Baier. Weitere Ausstattungsmerkmale, die der gewählte VW dem Mercedes voraus hat, sind eine Gurtüberwachung, LED-Scheinwerfer, ein Hecktürfenster mit Wischanlage, Standheizung und Freisprecheinrichtung sowie ein Regensensor.
Die von Schneider präferierte elektrische Schiebetür kann im Crafter bei Bedarf für 2000 Euro nachgerüstet werden, wie Bürgermeister Michael Hombach (CSU) auf Nachfrage bestätigte. Zusätzlich erinnerte er daran, dass die Kosten des Busses mit 80.000 Euro Fördersumme fast vollständig gedeckt werden können.