
Überraschende Wende in der Auseinandersetzung der Stadt Marktheidenfeld mit der InterSPA GmbH und Co. KG: Ein Verantwortlicher der InterSPA-Gruppe sitzt am kommenden Dienstag auf der Anklagebank des Amtsgerichts Gemünden. Ihm wird vorgeworfen, die Stadt Marktheidenfeld betrogen zu haben, indem für das Befüllen des Freibads Wonnemar illegal Wasser abgezapft worden sein soll.
Auf dem Sitzungsplan des Amtsgerichts steht nur ein kurzer Hinweis für den Dienstag, 20. September. Angeklagt ist ein Mann aus Stuttgart wegen Betrugs. Angesetzt ist die öffentliche Verhandlung auf 9.30 Uhr. Die nächste Verhandlung ist an diesem Tag erst wieder für den Nachmittag ab 15 Uhr vorgesehen. Dies spricht dafür, dass sich das Gericht viel Zeit für die erste Verhandlung nehmen will.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bei der Pressestelle der Staatsanwaltschaft in Würzburg erklärt Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach, dass dem Mann illegale Wasserentnahmen in den Jahren 2013 bis 2020 vorgeworfen werden, um Gebühren bei der Stadt Marktheidenfeld zu sparen. Insgesamt sei der Stadt so ein Schaden von 80.000 Euro entstanden, so die Anklage.
Mitarbeitende sollen mit Schlauch Wasseruhr umgangen haben
Mit dem Erbbaurechtsvertrag, den die InterSPA GmbH und Co. KG mit der Stadt Marktheidenfeld abgeschlossen hat, sei eine Wasserentnahme der Heubrunnenquelle vereinbart worden, um das Freibad zu befüllen. Die Stadt habe einer bestimmten Menge zugestimmt, die Entnahme sollte über eine Wasseruhr erfolgen.
Laut Staatsanwaltschaft hat der Mann jedoch Mitarbeitende angewiesen, über eine Schlauchkonstruktion den Weg über die Wasseruhr zu umgehen – so der Vorwurf, der vor Gericht noch bewiesen werden muss. Der Stadt seien dadurch sowohl Wasser- als auch Abwassergebühren entgangen, da letztere bekanntlich nach der Abnahme des Wassers berechnet werden. Die InterSPA will sich auf Anfrage der Redaktion nicht zu dem laufenden Verfahren äußern.
Auf Anfrage bestätigt Bürgermeister Thomas Stamm, dass die Stadt schon vor zwei Jahren die Betreibergesellschaft des Wonnemars Marktheidenfeld angezeigt hat. Die noch nicht bewiesene illegale Wasserentnahme sei bei einer Begehung aufgefallen, als die Stadt nach der ersten Insolvenz des Wonnemar-Betreibers aufgrund der Corona-Pandemie den Notbetrieb für ein paar Wochen übernommen hatte.
Aktuelle Entwicklungen werfen anderes Licht auf Heimfall
Dass die Stadt Marktheidenfeld InterSPA schon vor knapp zwei Jahren wegen Betrugs angezeigt hat, wirft nachträglich ein anderes Licht auf einige Entscheidungen der Stadt wie beispielsweise der des Heimfalls – also die Forderung, das Bad wieder in den Besitz der Stadt zurückzubekommen. War durch die vorgeworfene illegale Wasserentnahme das Vertrauen in den Partner zerstört und hat dies dazu geführt, den Heimfall zu fordern? Der Verdacht liegt nahe, dass dies ausschlaggebend war.
Und hat dieser Umstand auch das Schiedsgerichtsverfahren beeinflusst, in dem die Stadt gegen den Wonnemar-Betreiber gewonnen hat? Bürgermeister Stamm will sich dazu nicht äußern. Er bittet um Verständnis, dass er seiner Linie treu bleibt und sich nicht in einem laufenden Verfahren – noch ist das Wonnemar notariell nicht der Stadt übergeben – über den Noch-Betreiber InterSPA äußert.
Mit Spannung wird daher die Sitzung am Dienstag erwartet, die öffentlich ist. Stamm ist nicht bekannt, dass InterSPA eine illegale Wasserentnahme zugegeben hat. Entscheidend wird daher sein, ob sich dies und auch das Ausmaß tatsächlich durch Zeugen beweisen lässt.
Soundsoviel Kubikmeter Beckenvolumen benötigt soundsoviel Wasser pro Saison (plus ein erfahrungsbedingter Schätzwert über nötige Nachfüllungen). Ergibt eine konkrete Menge Wasser pro Jahr.
Und wie viel hat die Wasseruhr tatsächlich gerechnet?
Die Differenz muss dann ja "anderswie" besorgt worden sein.