Nach einem langen Streit mit der Betreibergesellschaft, der in einem Schiedsgerichtsverfahren endete, geht das Freizeitbad wieder in den Besitz der Stadt zurück. Noch steht in den Sternen, wann das Schwimmbad überhaupt wieder für die Bürger öffnen kann. Trotzdem wird schon jetzt über den zukünftigen Namen diskutiert. Die Main-Post Redaktion hat sich in Marktheidenfeld umgehört, welchen Namen sie sich wünschen und wie sie die Entwicklungen rund um das Bad einschätzen.
Familie Strnad: Ein paradiesischer Name muss her
Familie Strnad und Sophia Haupt machen gerade einen Zwischenstopp auf ihrer Fahrradtour. Obwohl sich die 15-jährige Sophia kaum noch an das Maradies erinnern kann, ist sie der Meinung, dass der alte Name passender sei. "Maradies, das Marktheidenfelder Paradies, den Namen find ich gut." Alle fünf sind sich einig, dass Marktheidenfeld ein Schwimmbad braucht. Auch die Größe und das Angebot des Schwimmbades finden sie angemessen, das Einzugsgebiet sei riesengroß und im Winter sei es schön, wenn man auch eine Therme dabei habe, sagt Petra. Im Sommer gingen sie eher ins Waldbad in Lengfurt. Auch das sei ein ganz besonderes Schwimmbad, was genauso viel Aufmerksamkeit verdiene. Schließlich werde es von einem Förderverein betrieben, also von Bürgerinnen und Bürger unterhalten. Sie wünschen sich mehr finanzielle Unterstützung. Denn es wäre nur im Interesse der Politik, dem ein wenig Anschub zu geben, bevor freiwillige bürgerliche Bemühungen vollends versiegen.
Birgit Fleischmann-Müssig: Alter Name passt nicht mehr
"Der Name ist eigentlich zweitrangig, aber dass wir ein Schwimmbad brauchen, steht außer Frage", sagt Birgit Fleischmann-Müssig, Betreiberin des Hotel zum Löwen am Marktplatz. Sie finde es nicht ganz unproblematisch, den Namen Wonnemar beizubehalten, weil die Rechte wahrscheinlich bei der InterSpa-Gruppe lägen. Übrigens habe das MAR in dem Namen nichts mit Marktheidenfeld zu tun. Der Name kam mit dem Betreiber, dessen Bäder an anderen Standorten auch so hießen. Aber einfach wieder den alten Namen zu benutzen, sei auch nicht die optimale Lösung. Denn: "Es ist ja nicht mehr das Maradies. Das neue Schwimmbad hatte ein viel größeres Angebot und war deshalb für Gäste von außerhalb besonders attraktiv." In ihrer Wahrnehmung wolle die Marktheidenfelder Bevölkerung zu großen Teilen ein familienfreundliches Freizeitbad. Deshalb solle man auf jeden Fall bei Wiedereröffnung über eine Preisstaffelung für Schwimmbad, Sauna und Therme oder das Gesamtpaket nachdenken. Als Besitzerin eines Hotels hat sie vor allem gemerkt, welche Wichtigkeit ein Schwimmbad mit Wellness-Bereich für Touristen habe. "Einige Aktivurlauber nehmen unsere Stadt nur deshalb in ihre Routenplanung auf", sagt sie. Sie habe immer einige Thermengäste gehabt, nicht viele, aber beständig.
Ludwig Scheiner: Wonnemar war überdimensioniert
Nicht der Name sei das wichtigste, sondern dass Marktheidenfeld endlich wieder ein Schwimmbad hat, meint Ludwig Scheiner aus Karbach. "Die Stadt hätte nicht den Fehler machen dürfen, das Schwimmbad abzugeben. Marktheidenfeld ist wirklich nicht arm", sagt er. Hätte die Stadt es nicht abgegeben, würde es wahrscheinlich noch Maradies heißen. Er ist auch der Meinung, dass das Wonnemar für Marktheidenfeld ohnehin überdimensioniert sei. "Freibäder gibt es in erreichbarer Nähe und auch regelmäßig Angebote von hiesigen Busunternehmen, die Thermen anfahren, mit Übernachtung und allem." Wie auch Ludwig Scheiner hatten viele Bürger aus den umliegenden Gemeinden den Eindruck, dass sich die Marktheidenfelder mit dem Namen Maradies stärker identifiziert haben.
Anja Heck: Mit Wonnemar Bezug zum Marktheidenfelder Schwimmbad verloren
Auch Anja Heck findet den regionalen Bezug in der Namensgebung wichtig. Schon als Kind war sie oft im Maradies und verbindet damit lebhafte Kindheitserinnerungen. Später war sie dann als Mutter mit Kindern und deren Oma regelmäßig dort. "Das Maradies war immer ein fester Bestandteil unseres Alltagslebens. Wir waren oft auch mal spontan dort und es hatte für die ganze Familie etwas zu bieten." Das habe sich nach dem Umbau und der Wiedereröffnung unter dem Namen Wonnemar geändert. Danach war sie nicht mehr so oft dort. Es sei zwar schön geworden, aber der preisliche Unterschied rechtfertige den Mehrwert nicht. Der größte Unterschied lag in der Thermenlandschaft. "Aber ein Thermalbecken gab es früher zumindest auch schon. "Ich glaube meine Mutter müsste sogar noch solche Wertmarken aus Metall zu Hause haben", erinnert sie sich.
"Maradies, eindeutig!", sagt Stefan Stumpf. "Maradies steht einfach für das Marktheidenfelder Schwimmbad - damit sind wir aufgewachsen." In der Tat hatte das Maradies eine längere Geschichte als das Wonnemar und war deshalb eine feste Größe in Marktheidenfeld. Nach der Renovierung sei er oft im Wonnemar gewesen, aber nur noch wegen der Therme. Ein paar mal seien sie auch im Freibad gewesen, aber das sei nicht schöner gewesen, als früher im Maradies. Und das mit den verschiedenen Bereichen hätte nicht gut funktioniert. Der Besuch sei damit nicht nur teurer, sondern auch umständlicher geworden. "Früher hat man Zehner-Eintritte gekauft und dafür zehn Metallchips bekommen. Die hat man einfach am Drehkreuz eingeworfen und konnte so lange bleiben, wie man mochte." Und eine ganz persönliche Geschichte hat er auch noch: "Einmal hab ich Hausverbot bekommen!", sagt er und lacht. "Da hab ich als Jugendlicher 'ne Bombe vom Federdreier gemacht, dass danach die Decke nass war. Ein Vierteljahr durfte ich dann nicht ins Schwimmbad."