Die katholischen Dekanate Lohr und Karlstadt wurden zum Dekanat Main-Spessart vereinigt, der Karlstadter Pfarrer Simon Mayer Anfang Dezember zum ersten Dekan der neuen Einheit gewählt. Im Gespräch erklärt der 43-jährige, gebürtige Lohrer, was es mit den neuen Strukturen auf sich hat.
Simon Mayer: Die inhaltliche Arbeit ist in die vier Pastoralen Räume im Dekanat – Marktheidenfeld, Lohr, Gemünden, Karlstadt – gewandert. Diese neuen Pastoralen Räume sind ein Stück weit so wie die Dekanate von früher. Im neuen Dekanat geht es vor allem um Verwaltungsunterstützung, auch für die Ehrenamtlichen, zum Beispiel bei Bauangelegenheiten, rechtlichen Fragen, Arbeitssicherheit. Wir verstehen das Dekanat aber auch als Vernetzungsplattform. Bei Fortbildung, Ökumene und anderen Themen, die in den Pastoralen Räumen auftauchen, bieten wir Unterstützung und die Möglichkeit zur Vernetzung.
Mayer: Tja, weil es schon immer so war. (schmunzelt) Das Dekanat wird von einem Dekan geführt und das ist ein Geistlicher. So schreibt es das Kirchenrecht vor. Einen großen Anteil der Verwaltungsarbeit übernimmt der Geschäftsführer des Dekanatsbüros, Robert Flögel. Er war zuvor in einem Pilotprojekt in der Verwaltung des Pastoralen Raumes Karlstadt tätig.
Mayer: Der Prozess läuft im Bistum schon seit Jahren. In den Haßbergen und in Rhön-Grabfeld sind solche Dekanatsfusionen schon vor einiger Zeit erfolgt. Die letzten Dekanatsreformen in unserer Region erfolgten im Nachgang der Gebietsreform in den 1970ern; damals wurden aus den Dekanaten um die ehemaligen Kreisstädte plus dem Dekanat Arnstein die zwei Dekanate Lohr und Karlstadt. Es gab noch ausreichend Pfarrer, jede Pfarrei war besetzt. Jetzt sind Landkreis und Dekanat Main-Spessart wieder deckungsgleich.
Mayer: Das Dekanat war früher nie eine Betreuungsebene. Es war eine Austauschebene der Pfarrer, die sich einmal die Woche trafen, um Themen zu besprechen, aber auch um Karten zu spielen. Erst in den 70er und 80er Jahren kamen inhaltliche Aufgaben dazu wie beispielsweise Ehe- oder Familienseelorge, Jugend- oder Seniorenarbeit. Das sind wichtige Themen, die aber keine ganze Stelle in einer Pfarrei ausfüllen. Die wurden dann im Dekanat angesiedelt, jetzt haben sie ihren Platz in den Pastoralen Räumen. Das größte Kompliment wäre, wenn wir in ein, zwei Jahren von den Leuten hören: "Eigentlich hat sich für uns gar nicht viel verändert." Unser Ziel ist, dass die Pfarreien lebendig bleiben.
Mayer: Wir haben im Raum Karlstadt zum Teil Pfarreiengemeinschaften aufgelöst und zu drei Bereichen um Arnstein, Zellingen und Karlstadt herum zusammengefasst. Diese wurden schon in der letzten Zeit von einem Pastoralteam betreut. Im Raum Gemünden sind die Pfarreiengemeinschaften als Untergliederungen im Pastoralen Raum geblieben.
Mayer: Das ist mir ein Anliegen. Im Dekanatsteam aus Dekan, Stellvertreter – der noch im Januar gewählt wird -, Büroleiter Robert Flögel, Laienvertreter Dr. Thorsten Kapperer und Vertreter der Ehrenamtlichen ist noch mindestens eine Position frei, die auf jeden Fall von einer Frau besetzt werden soll. Ich bin da schon mit jemandem im Gespräch. Wir wollen auch das ehemalige Dekanat Lohr in der Dekanatsleitung repräsentiert haben. Die Lohrer bedauern den Abzug des Diözesanbüros, das dort seit 1976 saß.
Mayer: Es hat sich aus mehreren Gründen so ergeben. In Lohr waren die Räumlichkeiten dringend sanierungsbedürftig. Zum anderen haben wir im Verwaltungszentrum in der Heiligen Familie Platz. Dadurch haben wir kurze Wege zwischen Dekan und Geschäftsführer sowie zum Landratsamt. Es wäre sonst das einzige Dekanat in Unterfranken, wo das Dekanatsbüro nicht in der Kreishauptstadt angesiedelt ist.
Mayer: Wir müssen die staatlichen Vorgaben umsetzen. Punkt. Das ist Aufgabe der einzelnen Kirchenstiftungen mit ihren Pfarrern. Ich habe da keine Dienstvorsitzfunktion. In meinem Bereich halten wir in der Kirche Abstand und handhaben das straff. Aber wenn es in einer Gemeinde nur eine kleine Kirche gibt, besteht auch die Möglichkeit, unter Einhaltung von 3G enger zu sitzen. Bei der Firmung oder bei der Errichtung des Pastoralen Raums in Karlstadt werden wir auch 3G anwenden.
Mayer (holt Luft): Ich will schauen, dass es sich bewältigen lässt. Ich habe die Möglichkeit, eine Viertelstelle in der Verwaltung oder in der pastoralen Arbeit zu besetzen. Wir sind ein recht großes Team und können uns hier direkt im Haus absprechen. Aber die Herausforderung ist, das Ding jetzt erstmal ins Laufen zu bringen.
Mayer: Ich will mich in den nächsten Tagen mit Dr. Thosten Kapperer, dem gewählten Vertreter der Seelsorgerinnen und Seelsorger treffen, um das zu besprechen. Und ich hoffe, aus den Pastoralen Räumen zu hören, welche Bedürfnisse sie haben, bei welchen Themen Vernetzung nötig ist. Wir haben nicht mehr dieses Korsett wie früher, das vorschreibt, für welche Bereiche es alles einen Dekanatsbeauftragten braucht. Das Dekanat wird schlanker und es wird dynamischer.
Mayer: Ich wollte Pfarrer werden. Ein anderes Ziel hatte ich nicht. Diese neue Aufgabe hilft mir, meine Arbeit als Pfarrer besser zu gestalten, ich bin beispielsweise besser mit der Diözesanleitung vernetzt. Deshalb ist mir das wichtig. Als Karriereschritt empfinde ich es nicht, das strebe ich auch nicht an.