Ziemlich lapidar hat das Bistum Würzburg am Donnerstag mitgeteilt: "Das Tagungshaus Retzbach beendet zum Jahresende den Betrieb." Ein neuer Träger habe sich nicht finden lassen. Das ist eine Enttäuschung für viele, darunter auch Zellingens Bürgermeister Stefan Wohlfart und den Retzbacher Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann. Sie hatten sich seit Ankündigung der Bistumspläne im Dezember 2020 für den Fortbestand der Bildungsstätte stark gemacht und selbst nach künftigen Betreibern gesucht.
Andererseits sagt Hoffmann nun: "Ich bin nicht unzufrieden. Meine größte Sorge war, dass uns ein Investor aus der Gastronomie oder dem Hotelgewerbe vorgesetzt wird." Der Kommune wäre nämlich ein Fortbestand als Bildungsstätte am liebsten. "Wir haben eine Reihe verschiedener Bildungsträger angeschrieben, Hanns-Seidel-Stiftung, Polizeigewerkschaft, Bayerische Forstschulen und andere", berichtet Bürgermeister Wohlfart. "Wir standen überall auf der Matte", sagt Hoffmann. Aber: "Das war natürliche eine Suche zur Unzeit." Während Corona seien keine Schulungen oder Seminare möglich und kein Bildungsträger in der Lage, über große Investitionen zu entscheiden.
Eine Modernisierung ist dringend nötig
Die aber sind in Retzbach nötig. "Das Gebäude wurde 1981 eröffnet und ist umfangreich sanierungsbedürftig", sagt der Bürgermeister. Hoffmann pflichtet ihm bei: "Das hat so einen 80er-Jahre-Flair, da ist eine Modernisierung nötig, auch energetisch." Für den bisherigen Eigentümer, das Bistum Würzburg, findet Hoffmann klare Worte: "Ich bin in höchstem Maße unzufrieden über die Kommunikation mit dem Bistum. Wir konnten unseren Gesprächspartnern nichts über die preislichen Vorstellungen des Verkäufers sagen und wurden auch nicht über deren Gespräche mit Interessenten informiert." Die Seidel-Stiftung beispielsweise habe zwar einen Kauf ausgeschlossen, aber zugesagt, feste Zeitkontingente in der Bildungsstätte zu buchen. Dies habe er dem Bistum mitgeteilt, jedoch nie eine Rückmeldung erhalten.
Jetzt sei die Motivation auf Seiten des Bistums vermutlich größer, gemeinsam mit der Gemeinde Zellingen nach Kaufinteressenten zu suchen. Aus Kostengründen will die Diözese vier ihrer zehn Tagungsstätten verkaufen. Das Haus Sankt Michael in Bad Königshofen sowie die Thüringer Hütte (beide Landkreis Rhön-Grabfeld) werden ebenfalls zum Jahresende geschlossen. Für das Tagungszentrum Schmerlenbach (Landkreis Aschaffenburg) gibt es offenbar einen Interessenten. "Der Betrieb wird bis zur Übernahme weitergeführt", heißt es in der Pressemitteilung des Bischöflichen Ordinariats.
Gastronomie oder Hotel wären nicht die Wunschlösung
Stefan Wohlfart erklärt, dass derzeit für die Benediktushöhe eine Nutzung "für Sozialbedarf" vorgesehen und gewünscht ist. Für einen Betrieb als Gaststätte oder Hotel bedürfe es einer Nutzungsänderung. "Darauf hat die Gemeinde baurechtlichen Einfluss." Der Kommune selbst fehlen "die Ressourcen und ein Konzept", um das Haus selbst zu kaufen und zu betreiben.
Der langjährige frühere Leiter der Benediktushöhe, Peter Keller, und Reinhold Möller, früherer Retzstadter Bürgermeister, haben das Bistum schon im Sommer wegen der Pläne zur Aufgabe der Bildungsstätte kritisiert. "Die Benediktushöhe war ein Modell, um die Auswirkungen der Veränderung des Faktors Arbeit für Arbeitnehmer und deren Familien zu begleiten und mitzugestalten." Nun verabschiede sich die Kirche vom Thema Arbeit und der arbeitenden Bevölkerung. Die schwierige Finanzsituation der Diözese sei von ihr selbst zu verantworten und dürfe nicht "zu Lasten der Verantwortung für die arbeitende Bevölkerung gelöst werden".
Konrad Reuß, derzeitiger Leiter des Tagungsbetriebs in der Bildungsstätte, wollte sich auf Anfrage der Redaktion nicht zur Schließung äußern.
Dies würde auch dem durch die kath. Kirche immer nach Außen propagierten Nachhaltigkeitsgedanken entsprechen, spart Folgekosten ein (auch ein nicht genutztes Gebäude verursacht Unterhaltskosten) und wäre eine erhebliche Aufwertung des landschaftlich exponierten und weithin sichtbaren Standorts über dem Maintal.
Da gibt man liebe Unsummen von Geld aus um Kirchen zu renovieren und das
Renovieren und Herrichten dieser Bildungsstätten ist zweitrangig.
Das wäre die Möglichkeit gewesen , wie sich die Kirche in Zukunft aufstellen will,
und was für soziale Leistungen sie in Zukunft mehr übernehmen könnte.
Im Jugend - und Seniorenbereich und mehr Kommunikation zwischen Menschen
und Kirche zu schaffen. Diese Chance hat man wieder mal vertan , weil man es
anscheinend immer noch nicht nötig hat !
Dafür werden aber wieder x neue Stellen im Ordinariat geschaffen - DA liegt das Problem: die Verwaltung wird aufgebläht und aufgeblasen, wie ein Luftballon! Nur irgendwann platzt der dann auch!