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Karlstadt
Bei Düker in Karlstadt läuft die Produktion wieder an: IG Metall handelt Sanierungstarifvertrag aus
Die Produktion lief wieder an, doch nach wie vor ist die Lage für die Gießerei von Düker in Karlstadt nicht rosig.
Foto: Felix Hüsch | Die Produktion lief wieder an, doch nach wie vor ist die Lage für die Gießerei von Düker in Karlstadt nicht rosig.
Sylvia Schubart-Arand
 |  aktualisiert: 27.01.2024 02:44 Uhr

Gute Nachrichten von der Gießerei des Unternehmens Düker in Karlstadt, aber auch vom Düker-Standort in Laufach: In Karlstadt ist im Schmelzbetrieb die Produktion in dieser Woche wieder angelaufen, wenn auch mit reduzierter Mannschaft. Das teilte auf Anfrage Betriebsratsvorsitzender Stefan Rümmer mit. Für 40 Mitarbeiter in Karlstadt, aber auch für die 150 Beschäftigten in Laufach sind nach vielen Verhandlungen Absicherungsverträge unterzeichnet worden.

Am 11. Oktober vergangenen Jahres wurde kurzfristig zu Betriebsversammlungen an beiden Standorten geladen, um mitzuteilen, dass die von der Geschäftsführung angestoßene Investorensuche für die Firma aus der Gießereibranche nicht erfolgreich war. Die Konsequenz daraus: Der Produktionsstandort in Karlstadt werde bis zum 30. Juni 2024 schließen. Es drohte ein Stellenabbau von 150 Arbeitsplätzen an beiden Standorten.

Gemeinsam mit der IG Metall ging die Belegschaft daraufhin auf Investorensuche. Man wollte der Geschäftsführung ein Fortführungskonzept schmackhaft machen. Dieses Konzept hat jetzt zumindest die Dauer über das ganze Jahr 2024. Die Investorensuche brachte aber nicht den gewünschten Erfolg.  Nach wie vor hat also die Gesellschafterfamilie das Sagen in dem Unternehmensgeflecht.

Produktion auf Ein-Schicht-Betrieb zurückgefahren

Die Gießerei Düker GmbH mit Vor- und Nacharbeiten produziert Rohre für die Abflusstechnik, andere Tochtergesellschaften vor Ort kümmern sich um die Büroarbeiten, sind zuständig für Logistik und Versand oder das Emaillierwerk. Von Herbst bis Weihnachten sind viele Gespräche gelaufen und es wurden Verhandlungen mit dem Ziel geführt, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Letztlich gab es einige wenige, sagt Percy Scheidler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall aus Aschaffenburg.

"Wir haben ein schwieriges Jahr vor uns, aber wir haben einen Sanierungstarifvertrag bis 2026 ausgehandelt", zeigt Scheidler sich so weit zufrieden. Laut Rümmer habe man "die Kröte geschluckt" und produziere nun im Ein-Schicht-Betrieb tagsüber und nicht mehr wie früher im Drei-Schicht-Betrieb. "Hauptsache, wir sind noch am Ball und können den Markt mit guter deutscher Qualität beliefern", so der Betriebsratsvorsitzende.

Letztes Jahr musste Düker massiv in Kurzarbeit gehen, denn die Gießerei konnte im Gesamtjahr nur 7500 Tonnen an Rohren absetzen. Zumindest so viel will das Werk in diesem Jahr auch für den Großhandel produzieren, bei dem wiederum vor allem der öffentliche Bereich Kunde ist. Derzeit werden Rohre auf Vorrat hergestellt, denn das Geschäft startet immer erst so richtig im April/Mai. "Dann sehen wir auch, ob es anzieht. Mehr produzieren können wir jederzeit, nur wenn der Ofen einmal ausgeht, ist es vorbei", verdeutlicht Rümmer.

Mitarbeiter sollen sich in einer Transfergesellschaft auf den Arbeitsmarkt vorbereiten

Zu den Arbeitsplätzen führt er aus, dass es an beiden Standorten nun etwa 80 Arbeitsplätze weniger sind. Aufgelegt wurde ein Alters- und ein Freiwilligenprogramm, in einer Transfergesellschaft sollen die dorthin gewechselten Mitarbeiter durch eine Überbrückungszeit von zwölf Monaten auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Das Freiwilligenprogramm nutzen vor allem Facharbeiter, die eine Abfindung mitnahmen und schon wieder im Januar in einem anderen Betrieb anfingen, so Rümmer.

In der Gießerei arbeiten jetzt nur noch 40 Personen, vorher waren es 60 bis 70; einige sind auch in anderen Gesellschaften des Unternehmens untergekommen. Beim Änderungstarifvertrag ist zwar das Grundentgelt gleich geblieben, was wichtig für die Beschäftigten sei, so Scheidler, aber die fünf Sonderzahlungen beispielsweise für Urlaub oder an Weihnachten wurden angepasst. Statt in einer 35-Stunden-Woche arbeiten die Beschäftigten in der Gießerei lediglich 29 Stunden wöchentlich. Laut Rümmer gab es Einbußen für alle; positiv ist für ihn, dass es eine Tarifbindung wie bisher zumindest in der Düker GmbH gibt.

Auch wenn der Ofen erst einmal gerettet ist und weiter produzieren kann: Die Lage ist nach wie vor nicht rosig für einen deutschen Gießereibetrieb, "denn die Energiepreisproblematik haben wir auch weiterhin", so Rümmer. "Deshalb brauchen wir den zugesagten Brückenstrompreis und öffentliche Investitionen in die Infrastruktur", ergänzt er. Von der Geschäftsführung war bis Redaktionsschluss niemand zu erreichen.

 
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