
Alte Waschmaschinen, Reifen, Ölkanister, Bauschutt und aufgetürmtes Wurzelwerk gehören nicht in die Flur – und schon gar nicht in ein Wasserschutzgebiet. So weit, so logisch. Damit könnte dieser Text eigentlich enden. Doch ganz so klar scheint das nicht jedem zu sein. Denn die Stadt Arnstein kämpft bereits seit einigen Jahren gegen die Vermüllung der Natur mit eben jenen Dingen. Stark betroffen sind etwa die Stadtteile Schwebenried, Büchold oder Halsheim.
Montag, zehn Uhr, im Wasserschutzgebiet oberhalb von Halsheim: Forsttechniker Phillip Theobald und Bauhofleiter Jacob Matusik stehen vor einem meterhohen, eingeschneiten Haufen aus Wurzelwerk. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: "Darunter verbergen sich häufig Bauschutt, Blumengestecke, Gartenzwerge, Messer, Gartenscheren, Draht, Scherben oder sogar Möbel", zählt Matusik auf. Die Liste ließe sich endlos fortführen. "Teilweise sind das Dinge, die man kostenlos entsorgen könnte."
Illegale Ablagerungen nahmen in der Corona-Zeit zu
Die illegalen Schuttberge haben laut Theobald System, es gebe sie in allen Stadtteilen. Die Stellen sprächen sich im Dorf herum, "die Haufen sind meist gebündelt und nicht im Ortsgebiet verstreut". Abgeladen werde meist am Wochenende, "wenn wir von der Stadt nicht hier sind. Das ist schon eingespielt". Deshalb erwische man die Übeltäter selten bis nie.
Doch warum wird hier am Waldrand mitten im Wasserschutzgebiet überhaupt Unrat abgelagert? "Ich weiß nicht, ob das an den großen Mengen liegt oder daran, dass man – anders als beim Wertstoffhof – hier zu jeder Tages- und Nachtzeit herkommen kann", überlegt Matusik. Besonders schlimm sei es während der Corona-Zeit gewesen, als viele zu Hause umgebaut hätten.

Die Entsorgung von Bauschutt koste zwar teilweise. "Elektrogeräte kann man aber kostenlos an den Wertstoffhöfen vorbeibringen. Für Grünschnitt stehen bei uns im Bauhof zwei Container bereit", sagt Theobald. Größere Mengen Holz könnten auch zum Heizen benutzt werden. Jetzt muss sich die Stadt Arnstein mit dem Müll befassen. Für Fässer mit unbekanntem Inhalt müssten teure Spezialfirmen für die Entsorgung beauftragt werden.
Der abgelagerte Grünschnitt hat zudem Auswirkungen auf die umliegende Natur: "Darin befinden sich oft nicht heimische Pflanzen, die die heimische Vegetation verdrängen", so Theobald. Eigentlich müssten die Haufen bis Ende Februar weggebracht werden. "Denn ab 1. März zählen sie als Biotop für Eidechsen, Schmetterlinge oder brütende Vögel und dürfen nicht zerstört werden."
Die Schäden in der Natur sind erst nach einiger Zeit sichtbar
Halsheim ist nicht der einzige Ort im Raum Arnstein, der betroffen ist: "Im Sommer und Herbst 2022 und zuletzt im Dezember gab es in Büchold eine Vermüllung im Wald in massivem Umfang", sagt Fabian Helmerich, Geschäftsleiter der Stadt. "Auf diesen Haufen liegt dann Grünschnitt, der zum Teil mit Bauschutt wie Zement oder Rigipsplatten vermischt wird." Die Schäden in der Natur seien meist erst nach einiger Zeit sichtbar.

Die Hemmschwelle sinke, meint Helmerich. Denn der Umfang der illegalen Ablagerungen nehme immer weiter zu. Die Tätersuche laufe meist erfolglos. Dennoch hat die Stadt die Untere Naturschutzbehörde informiert und Anzeige bei der Polizei erstattet. Denn die Ablagerung von Unrat in der Natur ist kein Kavaliersdelikt: Es droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 100.000 Euro und in schwerwiegenden Fällen sogar bis zu fünf Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe.
Vermüllung der Natur als Kavaliersdelikt?
Die Rücksichtslosigkeit macht Helmerich wütend: "Wir können diese Zustände nicht akzeptieren. Es kann nicht sein, dass die Natur so verschmutzt wird." Die aufwendige Entsorgung bleibe an Bauhof und Forstverwaltung hängen und binde "jedes mal Kapazitäten". Zwei bis drei Vollzeitkräfte seien einen ganzen Tag lang damit beschäftigt, müssten aber eigentlich an anderer Stelle eingesetzt werden. "Das sind Schüsse ins eigene Knie, denn diese Personalkosten trägt letztendlich der Steuerzahler."
Häufig werde die Vermüllung der Natur eben doch noch als Kavaliersdelikt gesehen, meint Helmerich. Nach dem Motto: So schlimm ist das Ganze doch gar nicht. Helmerich: "Ich würde im Leben nicht darauf kommen, meinen Bauschutt im Wald abzulagern."
Hinweise nimmt das Ordnungsamt der Stadt Arnstein unter Telefon 09363/ 801 41 oder per E-Mail an ordnungsamt@arnstein.bayern.de entgegen.