
Wie halten wir Touristen länger in der Stadt und wie ziehen wir mehr Übernachtungsgäste an – diese beiden Fragen können als Überschrift der Diskussion in der jüngsten Sitzung des Karlstadter Tourismusausschuss stehen. Zuvor warf das Gremium einen Blick auf die aktuelle Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF). Erstmalig nahm Karlstadt 2017 an dieser Studie teil, nun gibt es mit der Neuauflage erste Vergleichswerte. Großes Fazit: Die Umsätze bei Übernachtungen in Betrieben und beim Einzelhandel gingen zurück, Gastgewerbe, Dienstleistungen und Tagestourismus verzeichnen ein Umsatz-Plus. Nach den Berechnungen können insgesamt zehn Vollzeitkräfte weniger vom Tourismus leben. Hintergrund zu den Zahlen gab Kornelia Winkler.
Winkler hat seit diesem Sommer die neu geschaffene Stabsstelle Tourismus, Radverkehr und Wirtschaftsförderung inne. Sie soll sich in ihrer Rolle vor allem für die Förderung des Tourismus, die Umsetzung des Radverkehrskonzepts und das Leerstandsmanagement kümmern. Der Tourismusverband Franken ist Auftraggeber der Studie, die den Tourismus für Franken gesamtwirtschaftlich betrachten soll. Die Stadt Karlstadt hatte die Möglichkeit, detaillierte Daten zum Tourismus in der Stadt an das DWIF zu liefern und erhielt so nach der Erstellung der Studie nun auch herausgelöste Ergebnisse für das Stadtgebiet.
Die Ausgaben verschieben sich vom Einzelhandel hin zum Gastgewerbe
Untersucht wurden alle gewerblichen Betriebe, nicht nur ab einer Größe von zehn Betten wie in der amtlichen Statistik. Außerdem der "Graue Beherbergungsmarkt", der Privatunterkünfte und Camping einschließt, sowie der Tagesreiseverkehr. Hier zeigt sich: Insgesamt ist die Zahl der Übernachtungen von 2017 mit 55.000 gestiegen auf 57.000 im Jahr 2023. Durchschnittlich bleiben Touristen weniger lang in der Stadt, von 2,9 Tagen fiel die Verweildauer auf 1,9 Nächte. Die Zahl der Tagestouristen blieb ohne Veränderung bei 700.000 Besucherinnen und Besuchern. Auch bei der Summe der Aufenthaltstage machten die Tagestouristen in beiden Studienjahren knapp 93 Prozent aus.
Das DWIF gibt nach eigenen Berechnungen und Sonderauswertungen heraus, wie viel die unterschiedlich untergebrachten Touristen am Tag ausgeben. Im Bereich Camping ergeben sich daraus Tagesausgaben von 42,50 Euro und damit 1,3 Millionen Euro gesamt im Jahr 2023. Bei den Privatquartieren sind es 88,30 Euro am Tag und insgesamt 900.000 Euro, bei gewerblichen Betrieben 145,20 Euro und gesamt 2,2 Millionen Euro.
Die Tagesreisenden ohne Übernachtung geben im Schnitt nur 29,70 Euro aus, kommen aufgrund ihrer Menge aber auf Gesamtausgaben von 20,8 Millionen Euro. "Die Ausgaben zeigen aber auch, dass die Tagesgäste nicht shoppen gehen. Die gehen essen und fertig", äußerte Stadtrat Rainer Schäfer (CSU) gleich erste Bedenken.
Verteilt auf die Branchen bleiben nach den Berechnungen des DWIF 10,3 Millionen Euro Umsatz beim Gastgewerbe und 10,2 Millionen Euro fließen in den Einzelhandel. 4,7 Millionen Euro landen im Bereich der Dienstleistungen, unter die beispielsweise Konzerte, Führungen oder ÖPNV-Nutzung fallen.
Bei der Erhebung 2017 fielen noch 10,5 Millionen Euro auf den Einzelhandel ab und nur 9,2 Millionen Euro auf das Gastgewerbe, der Einzelhandel verlor also acht Prozentpunkte. "Das ist schon eine starke Verschiebung. Und das ist etwas, das unser Einzelhandel merkt", sagte Winkler.
Die Stadt kann ihre Ausgaben den Berechnungen nach knapp decken
Bei der Stadt verbleiben durch Steuereinnahmen und eigene Einnahmen inklusive Wohnmobilstellplatz zwischen 140.000 und 190.000 Euro, schätzt Winkler. Der Wohmobilstellplatz werde "super angenommen". Dem stehen allerdings auch Ausgaben für den Tourismus von 174.300 Euro im Jahr 2023 gegenüber.
Rechnet man Steuern und Vorleistungen der Betriebe heraus, konnten laut DWIF 2017 rein statistisch noch 390 Personen ein Vollzeit-Einkommen durch den Tourismus erzielen. 2023 sind es zehn Personen weniger; allerdings hat sich auch die Höhe des angesetzten Vollzeit-Einkommens verändert. Der touristische Einkommensbeitrag insgesamt ist von 2017 zu 2023 um 900.000 Euro auf 11,6 Millionen Euro gestiegen.
Stadtrat Harald Schneider (SPD) schlussfolgerte, dass die Stadt die Stellplatzzahl am Wohnmobilstellplatz erhöhen müsse und versuchen sollte, aus Tagestouristen Übernachtungsgäste zu machen. Rainer Schäfer und Mathias Rudolph (beide CSU) wollten wissen, wie hoch der entgangene Umsatz durch voll belegte Unterkünfte sei bzw. wie hoch die Auslastung grundsätzlich sei. Diese Zahlen sind laut Winkler bei Betrieben außerhalb der amtlichen Statistik nur schwer zu erheben.
Stadtrat Heßdörfer: "Es dreht sich alles um die Altstadt"
Schneider sei auch schon von Touristen auf Möglichkeiten zur Einkehr für ein Mittagessen angesprochen worden. "Da wünsche ich mir, dass wir auf die Gastronomie Einfluss nehmen", sagte er. Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sprach einen Vorstoß des Stadtmarketings in diese Richtung an und sagte, es sei "maximal schwierig".
"Man sieht, aus wie vielen Stellrädchen der Tourismus besteht", befand Stadtrat Thorsten Heßdörfer (Freie Wähler). "Aber, das muss man sich auch eingestehen, es dreht sich alles um die Altstadt", sagte er. Deren Vielfalt und Vitalität müsse erhalten und ausgebaut werden. "Mein Gefühl ist, dass wir das mit denen, die wir haben, nicht schaffen. Wir brauchen frisches Blut", sagte er.
"Wir müssen weiter in unseren Bemühungen und unserem Engagement dranbleiben, um Potenziale zu heben", sagte Bügermeister Hombach. Wie auch Winkler hält er dabei nichts von einem "Gießkannenprinzip". Betonung legt er auf die Zusammenarbeit mit den betreffenden Branchen: "Das kann nicht eine Kommune allein, es braucht die handelnden Akteure." Als nächstes Ziel strebt Winkler an, dass die Touristinfo wieder das Qualitätssiegel der roten i-Marke erhält. Für dieses seien die Voraussetzungen verschärft worden, sodass erst wieder alles erfüllt werden müsse.
Aber was hat es das Touristen anlockt. Wenn ich in der Region wäre, warum sollte ich nach Karlstadt? Ehrliche Antwort: ich würde die Stadt links liegen lassen Orte wie Thüngersheim, Veitshöchheim oder Lohr sind als Außenstehender attraktiver.
Wir müssen uns die Frage stellen wer ist unsere Zielgruppe als Tourist, der Rentner mit seinem Reisemobil, die Familie auf dem Campingplatz, kinderlose Paare, junge Familien. Sollen sie übernachten oder als Tagestouristen kommen?
Wenn man die Fragen beantworten kann, kann man beginnen zu investieren denn nur mit einer schönen Altstadt werden wir nachhaltig keinen Erfolg haben auch wenn wir gutes essen, schöne Cafés und Geschäfte zum Bummeln haben, wenn wir nichts bieten können was andere auch haben werden wir nur zufällig als Übernachtungsort für den Roadtrip gewählt.