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Laudenbach
Ausbildung oder Berufsvorbereitungsjahr: 4 Absolventen und Absolventinnen des Förderzentrums sprechen über ihre Zukunftspläne
Mittlerweile haben alle Abschlussklassen ihre Prüfungen hinter sich und können in die Ferien starten. Aber wie geht es danach weiter?
Drei Absolventinnen und ein Absolvent des Förderzentrums Karlstadt sprechen über ihre Pläne nach dem Schulabschluss.
Foto: Tabea Goppelt | Drei Absolventinnen und ein Absolvent des Förderzentrums Karlstadt sprechen über ihre Pläne nach dem Schulabschluss.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 31.07.2024 02:44 Uhr

Besonders früh müssen Schülerinnen und Schüler des Leo-Weismantel-Förderzentrums in Karlstadt über ihre Zukunft nach der Schule entscheiden. Dort können sie nach der 9. Klasse den Abschluss im Förderschwerpunkt Lernen machen und haben freiwillig auch die Möglichkeit, zusätzlich den Mittelschulabschluss abzulegen. Lehrer Alexander Weiß sieht das kritisch: "Das Problem ist, dass wir von den Schwächsten der Gesellschaft erwarten, sich am frühesten für einen Beruf zu entscheiden", sagt er. Vier Jugendliche aus seiner Abschlussklasse erzählen hier von ihren Plänen für den Wechsel ins Berufsleben.

1. Kristin Schmitt (16) aus Laudenbach backt gerne und wird Konditorin

Auch aufwendigere Torten hat Kristin Schmitt bereits hergestellt.
Foto: Tabea Goppelt | Auch aufwendigere Torten hat Kristin Schmitt bereits hergestellt.

Kristin Schmitt belegte schon im Förderzentrum den Schwerpunkt Kochen und auch außerhalb der Schule geht sie diesem Hobby nach: "Ich backe daheim gerne und habe auch schon aufwendigere Torten gemacht", sagt die 16-Jährige. Der Berufsberater, der das Zentrum betreut, habe ihr verschiedene freie Stellen in diesem Bereich aufgezeigt. So entschied sie sich für eine Ausbildung zur Konditorin.

Spätestens ab der 8. Klasse beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema Berufswahl, erklärt Lehrer Weiß. Es gibt mehrere Beratungsgespräche mit einem Berufsberater der Arbeitsagentur, der explizit Ansprechpartner für mehrere Förderzentren ist.

In den Osterferien arbeitete die 16-Jährige bereits eine Woche zur Probe in einer Maxl-Bäck-Filiale, das habe ihr Spaß gemacht. "Ich freue mich", sagt sie mit Blick auf den Ausbildungsstart im September, nervös sei sie nicht.

Auch der Arbeitsweg spielte eine Rolle bei der Entscheidung für die Stelle, weil die meisten viel zu jung für einen Autoführerschein sind. Schmitt kommt mit ihrem Vater von Laudenbach nach Zellingen, in die Berufsschule muss sie mit dem Zug fahren.

2. Selina Hörnis (16) aus Rieneck stand während der Prüfungen vor einer großen Entscheidung

Weiterhin nur zur Schule gehen, mit einem geregelten Alltag, oder schon im Betrieb durchstarten? Für Selina Hörnis war das keine leichte Entscheidung.
Foto: Tabea Goppelt | Weiterhin nur zur Schule gehen, mit einem geregelten Alltag, oder schon im Betrieb durchstarten? Für Selina Hörnis war das keine leichte Entscheidung.

"Ich will eine Ausbildung in der Küche machen, aber ich weiß nicht genau, ob ich eine rein schulische Ausbildung mache oder eine schulisch-betriebliche", sagt Selina Hörnis. Die beiden Zusagen für den Beruf "Fachkraft Küche" und "Hauswirtschafterin" hat sie schon. Nun steht eine große Entscheidung an: "Das überfordert mich im Moment ein bisschen", sagt die 16-Jährige.

Ihre größte Sorge: "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich noch ein bisschen geregelten Alltag brauche." Aber auf der anderen Seite habe sie Angst vor dem schlagartigen Wechsel ins Berufsleben, wenn sie nun weiterhin ausschließlich eine Schule besucht. Die endgültige Entscheidung treffen musste die 16-Jährige noch während der Prüfungen.

Die Option rein schulisch wäre an einer Schule in Würzburg, bei der zweiten Variante würde sich die Zeit zwischen der Berufsschule in Würzburg und dem Betrieb in Lohr aufteilen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt sie von Rieneck aus dort aber problemlos hin, ist sie zuversichtlich. "Ich freue mich schon, aber irgendwie werde ich die Klasse auch ein bisschen vermissen", sagt sie über den Start in die Ausbildung.

3. Arya Herr (15) aus Mittelsinn kennt ihre zukünftige Arbeitsstätte seit der Grundschulzeit

Arya Herr freut sich, dass sie ihre zukünftigen Kolleginnen und Kollegen bereits kennenlernen durfte.
Foto: Tabea Goppelt | Arya Herr freut sich, dass sie ihre zukünftigen Kolleginnen und Kollegen bereits kennenlernen durfte.

"Ich gehe in die Altenpflege", sagt Arya Herr. Zunächst wird sie eine einjährige Ausbildung zur Pflegehelferin machen, im Kreisseniorenzentrum in Gemünden und in der Berufsschule in Marktheidenfeld. Anfangs bedeutet das vom Sinngrund aus zahlreiche Zug- und Busfahrten mit vielen Umstiegen. "Wenn ich mir den Führerschein leisten kann, werde ich damit anfangen", sagt sie.

In der Familie wurde sie sehr früh mit den Themen Krankheiten und Tod konfrontiert, erzählt die 16-Jährige. "Ich habe so irgendwie Gefallen daran gefunden, anderen Menschen zu helfen und in der Altenpflege macht man das." Im Seniorenheim absolvierte sie bereits ein Praktikum. "Deswegen kennen die mich auch schon. Sie haben gesagt: Ganz toll, du kannst gleich hier bleiben", sagt Herr freudig.

"Das war ein sehr schönes Gefühl", sagt sie über ihre erfolgreiche Bewerbung. Als sie noch in der Grundschule war, habe sie im Heim immer wieder gesungen. Der Abschied von ihrer Klasse fällt trotzdem nicht ganz leicht: "Es ist ein bisschen schwer, Freunde dazulassen, aber es ist auch ein neuer Lebensabschnitt."

4. Nils Sendelbach (15) aus Stadelhofen braucht für eine endgültige Entscheidung noch etwas Zeit

Nils Sendelbach macht zunächst ein berufsvorbereitendes Jahr, um herauszufinden, was er genau machen möchte.
Foto: Tabea Goppelt | Nils Sendelbach macht zunächst ein berufsvorbereitendes Jahr, um herauszufinden, was er genau machen möchte.

Nils Sendelbach war sich erst nicht sicher, was er beruflich machen will. "Wie ich dann so ziemlich sicher war, war es dann zu spät", sagt der 15-Jährige. Aus seinem Traum, in die Landwirtschaft zu gehen, wurde erst einmal nichts – dafür gibt es keine Förderberufsschule. Vor diesem Problem stehen seine Schülerinnen und Schüler häufiger, sagt Lehrer Weiß. "Die Regel-Berufsschule passt einfach nicht zu dem System. Die brauchen Praktiker, aber auf der anderen Seite werden die Berufe immer anspruchsvoller." 

Gartenlandschaftsbau oder Gärtner, etwas in diese Richtung könnte es werden. Ein paar Praktika in dem Bereich hat Sendelbach bereits hinter sich. "Weil ich ja noch nicht so einen richtigen Plan hatte, konnte ich jetzt auch nicht sagen, dass ich meinen Traumjob aufgeben muss", sagt er ganz gelassen.

In der Don-Bosco-Berufsschule in Würzburg kann er während eines Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) verschiedene Bereiche noch einmal ausprobieren. Etwa die Hälfte seiner Abschlussklasse mache dieses BVJ, erklärt Weiß. 

Dort werden schulische Inhalte wiederholt und es gibt die Möglichkeit, in verschiedene berufliche Tätigkeiten hineinzuschnuppern. Das soll verhindern, dass die Absolventen in der Probezeit ihre Stelle verlieren, weil sie nicht durch die Berufsschule kommen, erklärt Weiß. "Ich möchte auch unbedingt ein Praktikum in Lager und Logistik machen, vielleicht ist das eher etwas für mich", plant Sendelbach bereits für sein BVJ.

 
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  • Ulrike Schupp
    Klasse! Solche Jugendlichen brauchen wir!
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