Junge Leute studieren alle, keiner macht mehr eine Ausbildung – und Lehrer werden will auch keiner mehr? Diese Vorurteile widerlegen gleich mehrere Absolventinnen verschiedener Schulen im Landkreis Main-Spessart. Vier junge Frauen berichten von ihren ganz unterschiedlichen Zukunftsplänen. Eines haben sie gemeinsam: Nach dem Abschluss soll es direkt mit der Schule, dem Studium oder der Ausbildung weitergehen.
1. Luisa Küber aus Rieneck (18) geht nach dem Abitur in Gemünden an die FH in Schweinfurt
Zwischen dem Abi und dem Start ins duale Studium liegen für Luisa Küber nur wenige Wochen: Die 18-Jährige hat am Friedrich-List-Gymnasium Gemünden im Frühjahr ihre Prüfungen abgelegt und schon Mitte August geht es für sie mit dem ersten Arbeitstag los. Zwei Konzerte und eine kleine Abschlussreise mit ihren Freunden haben gerade so in die Zwischenzeit gepasst.
"Bisher freue ich mich schon sehr darauf, weil ich die Zeit ein bisschen langweilig fand, in der ich nichts zu tun hatte", sagt sie rückblickend. Das wird sich jetzt definitiv ändern. Denn als duale Studentin wird Küber künftig – anders als andere Studierende – keine Ferien mehr haben. Ein Auslandsjahr oder ein freiwilliges Jahr vor dem Studium wollte sie nicht einschieben: "Ich weiß ja schon, was ich machen will."
Für ihr Studium der Elektro- und Informationstechnik an der FH Schweinfurt in Verbindung mit einer Stelle bei Warema kann sie sogar in der Region bleiben. Schon in der elften Klasse habe sie die Stellenausschreibung gesehen. Luisa Kübers Interesse an dem Studiengang hat gleich mehrere Gründe: Ihr Vater hatte das auch schon studiert, sie machte gerne bei Mathe-Wettbewerben mit und während der Corona-Pandemie half sie bei der Elektroinstallation eines Hauses, das ihre Familie renovierte.
2. Marie Seuffert (16) aus Eußenheim beginnt im Herbst eine Ausbildung zur Ergotherapeutin
"Ich wusste schon, dass ich etwas im sozialen Bereich machen will", sagt Marie Seuffert aus Eußenheim. Die 16-Jährige hat kürzlich ihre Mittlere Reife an der Mittelschule Karlstadt bestanden. In den Schulpraktika schnupperte sie in verschiedene soziale Berufe hinein; im Herbst beginnt sie ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin. Diese ist zwar auch schulisch, aber Seuffert sagt: "Etwas richtig Schulisches wie die FOS wollte ich nicht mehr machen. Für mich ist es wichtig, dass ich eine Ausbildung habe."
Als Ausbildungsort boten sich ihr zwei Möglichkeiten: Eine Schule in Aschaffenburg und eine in Rimpar – letztere hat die 16-Jährige überzeugt. Der Weg dorthin wird jedoch eine Herausforderung für Seuffert: "Ich wohne in Eußenheim und muss dann erst einmal mit dem Bus nach Karlstadt kommen und dann mit dem Zug nach Würzburg und noch einmal mit dem Bus nach Rimpar."
3. Anne Keller aus Gambach (15) macht eine Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement
Anne Keller hat zusammen mit Marie Seuffert ihre Mittlere Reife gemacht, sich aber für eine Ausbildung in einem ganz anderen Bereich entschieden. Sie wird ab September bei der Energieversorgung Lohr-Karlstadt eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement beginnen. "Ich habe dort schon ein Praktikum gemacht und das hat mir ganz gut gefallen", sagt die 15-Jährige. Nach der Bewerbung sei es dann sehr schnell gegangen, bis ihr der Ausbildungsplatz zugesagt worden sei. Mehr als zwei oder drei Bewerbungen habe sie auch gar nicht geschrieben.
Keller und Seuffert sagen, dass aus ihrer Abschlussklasse niemand lange nach einem Ausbildungsplatz habe suchen müssen. Jetzt bereitet Anne Keller noch den Abschlussstreich mit vor; was dann in der Zeit bis zum Ausbildungsstart folgt, will sie spontan entscheiden.
4. Sophie Keßler (19) aus Karlstadt studiert ab Herbst Lehramt für Grundschulen
Sophie Keßler aus Karlstadt hat in diesem Jahr die Allgemeine Hochschulreife an der FOS/BOS in Marktheidenfeld gemacht. Ab Oktober wird sie an der Uni Würzburg Lehramt für Grundschulen studieren. "Ich wollte schon immer Grundschullehrerin werden und habe deshalb auch den pädagogisch-psychologischen Zweig an der FOS/BOS belegt", erzählt die 19-Jährige. Als Didaktik-Fächer in ihrem Studium hat sie Musik und Geschichte gewählt. Da sie von Karlstadt nach Würzburg gut pendeln kann, bleibt Keßler erst einmal bei ihren Eltern wohnen.
"Bevor mein Studium beginnt, fahre ich noch mit Freunden in den Urlaub nach Spanien und arbeite in einem Café in Karlstadt", sagt sie. Dass jetzt ein völlig neuer Lebensabschnitt vor ihr liegt, muss sie erst noch ein wenig realisieren: "Ich habe jetzt 13 Jahre lang ungefähr das Gleiche gemacht", blickt sie auf ihre Schulzeit zurück. Auch wenn sie ein bisschen Respekt vor dem Studium hat, fühlt sie sich relativ gut vorbereitet: "Wir waren in der 13. Klasse auch schon mehr auf uns gestellt und mussten viel selbst organisieren."