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Kitzingen
Regionalität: Welche Vorteile "Gemüse ohne Kilometer" bietet
Der Schwarzacher Ferdinand Plietz erläuterte die fünf wichtigsten Gründe für Regionalität und die Vorteile seiner Ökokiste.
Foto: Hartmut Hess | Der Schwarzacher Ferdinand Plietz erläuterte die fünf wichtigsten Gründe für Regionalität und die Vorteile seiner Ökokiste.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 02.10.2020 02:10 Uhr

Die Vorteile von Regionalität beim Anbau und der Vermarktung von Obst und Gemüse arbeiteten die Referenten eines Vortragsabends mit dem Titel "Gemüse ohne Kilometer" im Kitzinger Stadtteilzentrum aus und diskutierten die Ergebnisse mit den Gästen. Gemessen an mehreren Parametern wie Fairness in der Produktion, Stärkung der heimischen Wirtschaft, sinnvolle Ernährung, sowie die CO2-Bilanz, erreichte das Vermarktungsmodell der Ökokiste des Schwarzachers Ferdinand Plietz die besten Noten.

Andreas Becker, Abteilungsleiter Gartenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, begrüßte die Gäste zu dem Abend als Teil der Veranstaltungsreihe "Kreisacker" der BNE-Koordinierungsstelle des Landkreises und verfolgte das Ziel, Verbraucher zu informieren und die bisweilen große Distanz zwischen Erzeuger und Verbraucher zu reduzieren.

Andre Busigel stellte seinen auf Gurken im Gewächshaus spezialisierten Betrieb in Albertshofen vor. Er vermarktet große Mengen über den Gartenbau-Großmarkt, der den Lebensmitteleinzelhandel beliefert. Er erläuterte die Notwendigkeit von Gewächshäusern, unter anderem wegen der dort kontrollierten Wachstumsbedingungen und dem Umgehen von Witterungs-Risiken und der Knappheit von Wasser und Licht. Der Klimacomputer in seinem Betrieb versorge die Pflanzen mit Wasser und Dünger vollautomatisch und das Gewächshaus werde von der Abwärme der Biogasanlage beheizt. Unter dem Strich arbeite sein Betrieb ökonomisch erfolgreich, was auch aus ökologischer Sicht und im Sinne der Nachhaltigkeit gegeben ist.

Größtmögliche Transparenz

Die Vorteile regionaler Vermarktungswege erläuterten Veit Plietz und sein Sohn Ferdinand Plietz vom Betrieb Ökokiste und Spezialitäten-Gärtnerei in Schwarzach. Ferdinand Plietz verdeutlichte die größten Vorteile von regionalem Obst und Gemüse. Der Einkauf beim Direktvermarkter biete dem Verbraucher größtmögliche Transparenz. Plietz stellte vier Wege vom Produzenten bis zum Verbraucher vor und identifizierte Vor- und Nachteile der einzelnen Wege.

Sie referierten zu den Themen 'Gemüse ohne Kilometer' (von links): Veit Plietz, Andre Busigel und Ferdinand Plietz.
Foto: Hartmut Hess | Sie referierten zu den Themen "Gemüse ohne Kilometer" (von links): Veit Plietz, Andre Busigel und Ferdinand Plietz.

"Wir sind das Sammelbecken für regionale Anbieter und mit unserem Lieferservice ein verlängerter Arm für sie", erklärte der Schwarzacher, der die kürzesten Lieferwege für sein Geschäftsmodell in Anspruch nahm. "Wir merken, dass veredelte und getrocknete Produkte immer mehr nachgefragt werden", antwortete Ferdinand Plietz einer Zuhörerin.

Verbraucherservice bietet Aufklärung

Der Etwashäuser Bio-Gärtner Erich Gahr attestierte dem Lieferservice Ökokiste eine sehr gute CO2-Bilanz und diese könnte noch besser werden, je mehr Kunden die Firma in einer Straße oder einem Ort habe. Die Zuhörer waren sehr interessiert an den Modalitäten des Lieferservice und der Schwarzacher schilderte die relativ einfache Handhabung für die Kunden und die größtmögliche Flexibilität des Warenkorbs.

Annegret Hager vom Verbraucherservice Bayern vollzog den Perspektivwechsel auf die Seite der Verbraucher. Ihre Einrichtung biete viele Seminare und Kochkurse und habe dazu viele Fachberater. Hager klärte über verpflichtende und freiwillige Herkunftsangaben und Anforderungen für diverse Siegel bei Lebensmitteln auf. Sie wandte sich gegen den Konsum von jeglichem Obst, das per Flugzeug eine sehr schlechte CO2-Bilanz habe. "Wir haben hier in Unterfranken eine große Produktvielfalt und außer Hopfen haben wir hier nahezu jede Sonderkultur, um regional und saisonal einkaufen zu können", so Annegret Hager zu den klimatischen Bedingungen unserer Region.

Mit Corona-Abstand lauschten die Gäste den Vorträgen und diskutierten die Beziehungen von regionalen Produzenten und Verbrauchern.
Foto: Hartmut Hess | Mit Corona-Abstand lauschten die Gäste den Vorträgen und diskutierten die Beziehungen von regionalen Produzenten und Verbrauchern.

Obst- und Gartenbau im Landkreis

Aufgrund der klimatischen Bedingungen und der sowohl leichten, sandigen als auch nährstoffreichen Böden ist die Region intensiv vom Gartenbau geprägt. Die Sparten Gemüsebau, Obstbau und Zierpflanzenbau sind überdurchschnittlich vertreten. Der Freilandgemüsebau bietet fast alle Gemüsearten von Aubergine bis Zuckermais. Schwerpunkte bilden der Anbau von Möhren, Gemüsekohlarten, Zwiebelgewächsen, Sellerie und Salaten. Der Bierrettich gilt bayernweit als Spezialität aus der Region.
Verstärkt hat sich der Anbau von Fruchtgemüse unter Glas. Mittlerweile werden auf 40 Hektar Unterglas-Fläche von März bis November regional Gurken, Tomaten und Paprika erzeugt. Mit 243 Hektar hält der Landkreis 43 Prozent der Spargelflächen in Unterfranken. Die Produktion vieler Gemüsearten liegt weit über dem Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent. Der Absatz erfolgt bayern- und deutschlandweit, vor allem über die Erzeugergenossenschaft Main-Donau Albertshofen-Gundelfingen.
Der Obstbau zeichnet sich durch seine enorme Vielfalt aus. Im Raum Kitzingen sind von Apfel bis Zwetschge nicht nur die Klassiker im Anbau: Auch Aronia, Kiwi und Heidelbeeren werden regional produziert und vermarktet. Der Flächenanteil an der gesamten Obstbaufläche in Unterfranken beträgt über 25 Prozent, bei der Zwetschge sogar fast 40 Prozent. Da in Franken 3000 von insgesamt 5000 bayerischen Brennereien angesiedelt sind, werden aus Birnen und Zwetschgen auch edle Brände. Erdbeeren bilden beim Beerenobst mit rund 80 Hektar den Hauptanteil. Eine Besonderheit ist die Holunderkultur für die Verarbeitung zu Säften und Limonaden. Jede dritte Topfpflanze in Bayern stammt aus Unterfranken.
(hhe)
 
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