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Wiesenfeld
Artenschutz oder Erneuerbare Energie: Warum die Wiesenfelder Klärteiche zugeschüttet werden sollen – und warum nicht
Wasserbecken zu verfüllen, scheint in Zeiten zunehmender Trockenheit der falsche Weg. Flächen für PV-Anlagen braucht es aber auch. Gibt es einen Mittelweg?
Sollen die Teiche Biotope bleiben oder Platz machen für PV-Anlagen? Der Werkausschuss Karlstadt macht sich die Entscheidung nicht leicht.
Foto: Jürgen Kamm | Sollen die Teiche Biotope bleiben oder Platz machen für PV-Anlagen? Der Werkausschuss Karlstadt macht sich die Entscheidung nicht leicht.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 30.07.2024 02:53 Uhr

Die Wiesenfelder Klärteiche sorgen für ordentlich Diskussionsstoff, und das nun schon seit mehreren Monaten. Die beiden Nachklärbecken werden mittlerweile nicht mehr genutzt. Weil Kläranlagen nach einer EU-Richtlinie bis 2032 energieautark werden sollen, hatten die Stadtwerke die Idee, die Teiche zu verfüllen und eine PV-Anlage zu bauen. Nun treffen Artenschutz und Erneuerbare Energien aufeinander – und mittendrin steht der Karlstadter Werkausschuss, der in seiner letzten Sitzung ausführlich darüber diskutierte.

"Es geht nicht darum, diese Teiche innerhalb des nächsten Jahres zu verfüllen", stellte Christoph Fluhrer, Werkleiter der Stadtwerke, gleich zu Beginn des Tagesordnungspunkts klar. In einem ersten Schritt soll nun erst einmal die Genehmigung des Landratsamts eingeholt werden. Dort liegt bereits ein Bauantrag der Stadtwerke für die Verfüllung der "Belebungsteiche zwei und drei" zur Errichtung einer PV-Anlage vor. Die Untere Naturschutzbehörde hält eine artenschutzrechtliche Prüfung für nötig. Erst dann ist klar, ob das Vorhaben überhaupt umgesetzt werden kann. Trotzdem stellte der Werkleiter dem Ausschuss bereits vor, wie eine Verfüllung aussehen könnte.

Artenschutz oder Erneuerbare Energie: Warum die Wiesenfelder Klärteiche zugeschüttet werden sollen – und warum nicht

Eine PV-Anlage könnte beispielsweise mittig im Teich stehen und am Rand könnte ein niedriger Wasserstand erhalten bleiben. Da um die Teiche herum Büsche und Bäume gewachsen sind, würde sich das anbieten: "Kein Mensch stellt PV-Anlagen auf, wo Verschattung ist", sagt Fluhrer. Aus dem Grund des Schattenwurfs lehnt er aber auch die Möglichkeit ab, PV-Anlagen direkt an den Seiten der Kläranlage aufzustellen.

Stadt könnte knapp eine halbe Million Euro Kosten sparen

Die Verfüllung soll sukzessive ablaufen: Immer dann, wenn unbelastetes Material von Baumaßnahmen der Stadt anfällt, soll es in den Becken abgelagert werden. So könne die Stadt etwa 450.000 Euro Entsorgungskosten in den nächsten 10 bis 15 Jahren einsparen, erklärt der Werkleiter. "Ich bin dankbar für Kollegen, die intelligente Lösungen suchen, um Kosten zu sparen", sagte Hombach. Der Bürgermeister brachte zudem ein, dass der dritte, noch ältere Teich, nicht verfüllt werden würde. Daneben befinden sich zudem Fischteiche in privater Hand. Die Feuerwehr habe auf Nachfrage erklärt, dass sich die zwei Nachklärbecken als Löschteiche nicht eignen.

Nimmt man nur das anfallende Material aus Baumaßnahmen her, bleibt offen, wie lange die Verfüllung letztendlich dauern würde. Fluhrer merkte an, dass auch die PV-Anlagen auf kleinen Flächen stückweise installiert werden könnten. Eine bereits angebrachte Anlage auf dem Gebäude würde etwa ein Viertel des Energieverbrauchs decken, damit verbleiben 62.000 kWh ungedeckt, die die Kläranlage jährlich noch fremd bezieht.

Zu diesem Punkt stellte Stadtrat Rainer Schäfer (CSU) direkt die erste Frage, wie viel Quadratmeter Fläche für eine PV-Anlage nötig wären, um diesen Verbrauch zu decken. Fluhrer zufolge hänge das davon ab, ob diese Energiemenge ganzjährig oder nur im Sommer zur Verfügung stehen soll.

Belastung für Natur, Tiere und Straßen

Stadtrat Theo Dittmaier hielt ein Plädoyer dafür, die Teiche zu erhalten. Er hatte bereits im Februar den Antrag gestellt, stattdessen eine PV-Anlage auf einer Fläche in unmittelbarer Nähe zur Kläranlage aufzustellen. "Wenn die Teiche verfüllt werden sollten, ist das für mich ein Widerspruch unseres Tuns in Bezug auf Artenvielfalt", sagte er. Als Alternative schlug er vor, die Module auf Fässern oder Stelzen im Wasser zu platzieren. Auch der Jagdpächter und Biberberater Günter Ruf sowie die Jagdgenossenschaft Wiesenfeld hatten im Vorfeld bereits Briefe an den Bürgermeister geschrieben und sich für den Erhalt der Becken ausgesprochen.

Stadtrat Gunter Müller (FW) ist in Wiesenfeld aufgewachsen und hat vor der Ausschusssitzung noch einmal die Teiche besucht. Die Wasserflächen würden idyllisch in der Natur liegen: "Wenn das unberührt bleibt, würde sich da vieles tun", glaubt er. Gegen die Verschüttungs-Pläne äußerte er sich emotional-vehement: "Da blutet mir echt das Herz. Ich kann es nicht verantworten, die Hand zu heben, wenn wir das komplett verfüllen." Für eine Teilverfüllung zeigte er sich grundsätzlich offen. Er sprach jedoch auch die Belastung der Straßen durch die Lkw-Ladungen mit Tonnen Material an. Die Stadtwerke rechnen mit 22.500 Tonnen Füllmaterial.

Die Stadt brauche PV-Anlagen und irgendwohin müsse der Abraum gefahren werden, entgegnete Hombach. Stadtrat Ingo Röder (FW) sprach sich für die artenschutzrechtliche Prüfung und weitere Beobachtung der Teiche aus. Hier gab es einen Irrtum: Die Stadt hatte bekannt gegeben, dass die Teiche bereits trocken gefallen seien. Die Stadtwerke nehmen anhand der schwankenden Wasserstände allerdings nur an, dass dies in trockenen Sommern zukünftig so sein könnte, passiert sei es noch nicht.

Diskussion über Wortlaut des Beschlusses

Schäfer empfahl, die Möglichkeiten für PV auf den Gebäuden noch einmal zu prüfen. Stadtrat Horst Wittstadt (Bündnis 90/Die Grünen) schlug eine landschaftliche Gestaltung ohne Verfüllung der Teiche vor. "Wir diskutieren Wassrückhalt in der nassen Jahreszeit und wollen hier Becken verfüllen. Ich würde es nicht machen", sagte er.

Stadtrat Mathias Rudolph (CSU) wollte der Verwaltung ein klares Signal geben, wie es jetzt weitergeht, um keine Zeit zu verlieren. Doch genau das führte zu weiterer Diskussion. Müller fragte zweimal nach den Auswirkungen des Beschlusses, der ursprünglich den Wortlaut enthielt: "Der Werkausschuss hält am Vorhaben, die Teiche zu verfüllen und eine Freiflächenphotovoltaikanlage zu errichten, fest."

Zum Ende der knapp einstündigen Diskussion drohte die Stimmung zu kippen, das Ende des Geduldsfadens schien erreicht. Hombach schlug in einem neu formulierten Beschlussvorschlag vor, dass die Verwaltung ein artenschutzrechtliches Gutachten einholen solle und die weitere Vorgehensweise im Nachgang besprochen werde. Dem stimmte der Ausschuss einstimmig zu. "Wir haben mit Leidenschaft diskutiert. Offen in eine Diskussion zu gehen und Sachargumente zählen zu lassen, ist für mich wichtig", beendete Hombach die Sitzung.

 
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  • Helga Scherendorn
    Zum Verfüllen müssen immer wieder LKW´s anrollen, die den ganzen Weg kaputt fahren, überlasst es einfach der Natur, oder muss man immer rumpfuschen?
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