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Frammersbach
Kläranlage in die Höhe statt in die Tiefe bauen: Frammersbach und Partenstein planen gemeinsam Sanierung im Lohrtal
Saniert werden muss die Kläranlage Partenstein, die auch von Frammersbach genutzt wird. Der Stand der Planung wurde in einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung der Gemeinderäte von Frammersbach und Partenstein am Montagabend vorgestellt.
Foto: Horst Born | Saniert werden muss die Kläranlage Partenstein, die auch von Frammersbach genutzt wird. Der Stand der Planung wurde in einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung der Gemeinderäte von Frammersbach und Partenstein am ...
Bearbeitet von Monika Büdel
 |  aktualisiert: 06.03.2024 02:55 Uhr

Die Technik zur Abwasserreinigung hat sich im Lauf der Jahre weiterentwickelt. Mit zwei Folgen: Wird sie eingesetzt, werden dem Abwasser mehr Schadstoffe entzogen als früher. Der technische Fortschritt schlägt sich auch in den gesetzlichen Vorgaben für Kläranlagen nieder.

Die Städte und Gemeinden sind gehalten, ihre Kläranlagen diesen Möglichkeiten anzupassen. An diesem Punkt befinden sich die Gemeinden Frammersbach und Partenstein. Wie in der gemeinsamen öffentlichen Sitzung der Ratsgremien beider Kommunen am Montagabend dargestellt wurde, zeichnet sich nun eine Lösung für die Sanierung ab.

Die beiden Gemeinden betreiben über den gemeinsamen Abwasserverband Lohrtal die Kläranlage am Ortsausgang von Partenstein Richtung Lohr. Dieser Verband hatte über ein Ausschreibungsverfahren das Planungsbüro Baur Consult Architekten Ingenieure beauftragt, zu untersuchen, wie die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden können und konkrete Schritte vorzuschlagen.

Grundwasser weit oben

Matthias Kraft, Bauingenieur und Niederlassungsleiter bei Baur Consult, erläuterte in der gemeinsamen Gemeinderatsitzung in der Frammersbacher Schul-Aula die Ausgangslage und Ergebnisse der Analyse. Außerdem stellte er einen Planungsentwurf vor. Darin sind die Erkenntnisse der Studie berücksichtigt.

So habe sich gezeigt, dass das Grundwasser nur einen bis eineinhalb Meter unter der Geländeoberkante im Bereich der Kläranlage steht. Die Folge wären sehr hohe bauliche Anforderungen an die zu erneuernde Anlage gewesen, wenn die Becken in Tiefbauweise errichtet würden. So hätte die Baugrube mit speziellem Unterwasserbeton wasserdicht und gegen Auftrieb gesichert werden müssen, um dem Wasserschutz zu genügen.

Trotz Pumpe wirtschaftlich

Die vom Landratsamt geforderte Bodenuntersuchung habe nur eine punktuelle Verunreinigung ergeben, die keine umfangreiche Sanierung erfordere, erläuterte Kraft in der Sitzung. Weil die Erneuerung auf dem bisherigen Geländeniveau mit dem dafür erforderlichen Grundwasserschutz sehr aufwendig und damit teuer käme, habe das Ingenieurbüro nach anderen Lösungen und Einsparpotenzial gesucht.

Der Vorschlag: die erforderlichen Ergänzungsbauten in die Höhe, statt in die Tiefe zu bauen. Der Nachteil: Das Abwasser müsste von seiner Eintrittsstelle für den Klärvorgang in die Behälter hochgepumpt werden. Dafür wird eine Pumpe und für diese Strom gebraucht. Nach Krafts Berechnungen käme die Bauweise auf höherem Geländeniveau mit Zulaufpumpwerk auch auf lange Sicht günstiger. Trotz höherer Stromkosten, bei denen das Büro auch eine Preissteigerung eingerechnet habe.

Eigene Energie erzeugen

Dazu komme, dass die Kläranlage infolge der Sanierung einen Teil der Energie selbst erzeugen würde: Es werde eine sogenannte Faulung in der Reinigungskette eingebaut, bei der Methangas entstehe. Dieses könne in Strom umgewandelt werden. Bei einer Ergänzung mit einer Photovoltaik-Anlage von wirtschaftlicher Größe könnten im Jahresdurchschnitt 60 bis 80 Prozent des Strombedarfs von der Kläranlage selbst gedeckt werden, erfuhr der Partensteiner Bürgermeister Stephan Amend. Das Methangas entstehe das ganze Jahr über, die PV-Anlage liefere hauptsächlich von März bis Oktober Strom. Zudem werde die Anlage künftig effizienter laufen und daher weniger Strom brauchen, erfuhr Gemeinderat Theo Anderlohr (Freie Wähler/Frammersbach) auf Nachfrage.

Neben der Faulung ist bei der Sanierung eine Schlammentwässerung mit maschineller Eindickung vorgesehen. Dieser Vorgang sei bislang mobil über einen Dienstleister erfolgt. Außerdem komme eine Fällstation hinzu, bei der das Phosphat aus dem Abwasser entfernt wird – eine Reinigungsstufe über die beispielsweise die Kläranlage Aubachtal bei Wiesthal bereits verfügt.

Vorgesehen sind, wie die Präsentation am Montagabend zeigte, ein neuer Rechen zur maschinellen Vorklärung und ein Zwischenhebewerk, ein Maschinengebäude mit Schaltwarte, Belebungsbecken und Nachklärung. Nicht mehr benötigt würde dann die Tropfkörperanlage. Saniert werden könne im Bestand, teilte Kraft auf eine entsprechende Frage von Gemeinderätin Sandra Völp (SPD/Frammersbach) mit. Sie sprach außerdem das Thema Fremdwasser an und erfuhr, dass dieses Problem auch die erneuerte Kläranlage nicht werde lösen können. Das Wasser nach starken Regenfällen müsse im Kanalsystem zurückgehalten werden, so der Ingenieur.

Aufwendiger Antrag

Was es kostet, wollte ihr Kollege Norbert Meidhof (Freie Wähler/Frammersbach) wissen. Dazu wollte Kraft sich nicht konkret äußern. Seine öffentlich gezeigte Präsentation wies als Kostenschätzung für den Förderantrag acht Millionen Euro aus, wobei hier mögliche Kostensteigerungen und weitere Sicherheitsvorkehrungen berücksichtigt seien. Die Beantragung sei sehr aufwendig und an die energetische Sanierung gebunden.

Die Förderung liege bei 30 Prozent. Frammersbachs Bürgermeister informierte, dass die Grundsatzentscheidung zum weiteren Vorgehen – Hochbauweise ja/nein, Fortführung des Förderungsverfahrens ja/nein – in der nächsten Versammlung des Abwasserverbandes getroffen werden soll. Dann gebe es auch genauere Zahlen zu den Kostenberechnungen.

Als Bauzeit nannte Kraft zwei Jahre. Die Bauzeit zu drücken, so der Ingenieur, bedeute erfahrungsgemäß höhere Kosten. Als möglichen Baubeginn stellte er das Jahr 2026 in Aussicht. Vorher seinen die verschiedenen Planungsstufen und die Ausschreibung zu durchlaufen.

 
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