Schattige Sitzplätze unter großen Bäumen, ein Blick auf den Main mit stählerner Brücke und die Retzbacher Benediktushöhe, dazu die Lage direkt am Mainradweg – der Ankergarten in Zellingen bietet sich als Biergarten geradezu an. Er begeisterte auch Dennis Gleiß und Christian Theuerzeit. Sie haben ihn von der Evangelischen Jugendhilfe gepachtet und seit Monaten die Eröffnung vorbereitet, die in den ersten Maitagen sein wird - ein genaues Datum steht noch nicht fest. Mit der Gastronomie betreten die beiden 34-Jährigen aus dem Raum Gemünden Neuland, als Background haben sie langjährige Erfahrung im Getränkehandel.
Die beiden Neugastronomen lernten sich vor fast 20 Jahren als Schüler am Friedrich-List-Gymnasium kennen und jobbten auch gemeinsam beim Edeka-Markt Trabold. Dennis Gleiß ist seit 2016 bei der Firma Volpert beschäftigt und dort Logistikleiter. Christian Theuerzeit arbeitete dort seit 2017 neben seinem Studium und wurde nach dem Abschluss in Betriebswirtschaft Getränkemarktleiter. Nun wird er sich komplett dem Biergarten widmen, der langfristig betrieben werden soll. Im Getränkehandel sind sie also Profis mit vielen Kontakten.
Eigene Brotzeit traditionell erlaubt
Anbieten wollen sie Günther Bräu aus Burgkunstadt, die Augustiner Bräu aus München und die Flötzinger Bräu aus Rosenheim. Die kennen Gleiß und sein Geschäftspartner von ihrer Arbeit beim Getränkegroßhandel Volpert in Gemünden. Generell soll das Getränkeangebot nicht in Stein gemeißelt sein, über Social Media werden sie ihre Gäste fragen, was gewünscht ist. Das könnten dann auch Bier aus der Region sein, etwa aus Halsbach.
Beim Essen soll die Speisekarte dagegen bewusst überschaubar bleiben. "In einem Biergarten muss es schnell gehen", so Dennis Gleiß, was am einfachsten mit Klassikern wie Bratwurst, Pommes. Schnitzel und Currywurst gehe. Natürlich sei aber das Zellinger Zwieflsteak ein Muss. Im Biergarten ist Selbstbedienung und ganz klassisch sind eigene Brotzeiten erlaubt. Die Lebensmittel werden vor allem aus der Region kommen. So wird Eis aus Rieneck auf der Karte stehen, die Soße zur Currywurst sowie auch die Kuchen selbst gemacht sein. Für das Essen haben sie einen Koch angestellt, insgesamt besteht das Team aus 20 bis 25 Personen. So oft es geht werden sie auch selbst vor Ort sein.
Fußball-EM soll übertragen werden
Zunächst wird nur von Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen geöffnet. Mit Rücksicht auf die Nachbarn abends nicht länger als bis 22 Uhr. Hoffnungen für den Neuanfang setzten die neuen Pächter auch in Ereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft. Da sollen Spiele per Public Viewing verfolgt werden können. Generell soll der Ankergarten allen Generationen etwas bieten. Am Kinderspielplatz wurde eigens der Sand ausgetauscht.
Der Ankergarten hat eine wechselvolle Geschichte, schön neu gebaut wurde er in den Nuller-Jahren erfolgreich betrieben, blieb aber vor 2017 über sechs Jahre geschlossen, was an hohen Pachtforderungen gelegen haben soll. Im November 2018 kaufte ihn die Evangelische Jugendhilfe und betrieb ihn selbst. Für 2023 fand sie kein Personal und konnte ihn nicht öffnen, aktuell verpachtet sie ihn.
Jugendhilfe hat große Pläne für Anker-Gasthof
Für die Jugendhilfe der Diakonie ist der Biergarten Teil eines größeren Projekts, bestätigt ihr Vorstandmitglied Jürgen Keller. Schon lange ist bekannt, dass im ehemaligen Anker-Gasthof eine Gastwirtschaft mit Fremdenzimmern als Inklusionsprojekt entstehen soll. Dort sollen also Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. Die Pläne waren laut Keller weit gediehen, als die Corona-Pandemie das Land lähmte und vieles änderte. Derzeit liegen sie vorerst auf Eis.
Die Jugendhilfe wolle nun einen anderen Weg gehen: Das Gebäude soll etwas vergrößert werden, um ganzjährig eine Gastwirtschaft mit Biergarten in der Saison betreiben zu können. Derzeit gibt es neben der Küche und der Ausgabe einen Innenraum als Wetterschutz, vor Jahrzehnten waren dort schon Familienfeiern möglich. Eine Bauvoranfrage liegt schon beim Landratsamt. Der Umbau könnte je nach Genehmigungsdauer im nächsten oder übernächsten Winter erfolgen. Das Ziel sei, Menschen dauerhaft einstellen zu können, wofür ein durchgehender Betrieb sinnvoll ist. Die Evangelische Jugendhilfe kann sich vorstellen, den gemeinnütziger Betrieb selbst zu betreiben.