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Karlstadt
Ambulante Pflege und Landespflegegeld: Das sind die Dauerthemen in der Beratung des Pflegestützpunkts
Auf fast jede zweite Kontaktaufnahme zum Pflegestützpunkt Main-Spessart in Gemünden folgte im Jahr 2022 eine Beratung. Auch in Arnstein soll es bald ein Angebot geben.
Die Leiterin des Pflegestützpunkts Main-Spessart in Gemünden, Melanie Sommer, stellte ihre Arbeit im Tätigkeitsbericht im Kreisausschuss vor.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Leiterin des Pflegestützpunkts Main-Spessart in Gemünden, Melanie Sommer, stellte ihre Arbeit im Tätigkeitsbericht im Kreisausschuss vor.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:38 Uhr

Fast 2100 Anfragen gab es beim Pflegestützpunkt Main-Spessart im Jahr 2022. Die seit Februar 2022 in Marktheidenfeld wöchentlich angebotenen Außensprechstunden in Marktheidenfeld wurden 19 Mal in Anspruch genommen. Diese Zahlen stellte die Leiterin Melanie Sommer im Kreisausschuss für Gesundheit und Teilhabe vor. Sie geht davon aus, dass der Pflegestützpunkt künftig in Bezug auf den demographischen Wandel und die pflegerische Versorgung eine wichtige Konstante für die Menschen in Main-Spessart sein wird. Die Ansiedelung der Wohnberatung an den Stützpunkt habe sich nach kurzer Zeit als wichtig und wertvoll erwiesen.

Pflegestützpunkt hilft mit Infos und Beratung

Rund 70 Prozent der Kontakte zum Pflegestützpunkt erfolgte per Telefon, ein Viertel kam persönlich vorbei. Fast immer nehmen Frauen den Kontakt auf. Mit 51 Prozent suchte die Mehrheit Hilfe in Form von Informationen, dicht gefolgt von Beratungen, die 47 Prozent ausmachten. Überwiegend kamen Angehörige und Bekannte (76 Prozent) und die Betroffenen selbst (18 Prozent). Geografisch gesehen waren Karlstadt, Lohr und Gemünden mit je etwa 13 Prozent vertreten, Marktheidenfeld mit zehn Prozent. Etwa neun Prozent der Anfragen kamen von außerhalb des Landkreises, von Kindern, deren Eltern in Main-Spessart wohnen. Den Pflegestützpunkt in Gemünden gibt es seit Oktober 2021.

Melanie Sommer ist die Leiterin des Pflegestützpunktes in Gemünden.
Foto: Jürgen Kamm | Melanie Sommer ist die Leiterin des Pflegestützpunktes in Gemünden.

Verwandte zu pflegen ist für viele hart. "Oft sitzen Angehörige vor uns und weinen, weil sie völlig am Ende sind", berichtete Melanie Sommer von den Gesprächen mit den Angehörigen. Die Pflegeberatungen sind generell auf 90 Minuten angesetzt und im Stützpunkt auf zwei je Tag begrenzt. Die 90 Minuten würden auch fast immer gebraucht. Im Schnitt finden fünf Beratungen je Woche statt, plus die in der Außenstelle Marktheidenfeld durch eine kommunale Mitarbeiterin.

Psychische und strukturelle Belastungen

Vor allem strukturelle Belastungen (36 Prozent) und psychische Überforderung (23 Prozent) setzen den pflegenden Angehörigen zu, aber auch zeitliche und finanzielle Probleme (je zwölf Prozent) sowie körperliche Überforderung. Hier lobt die Leiterin die gute Zusammenarbeit mit der Fachberatungsstelle der Caritas-Sozialstation in Lohr und der Fachstelle für pflegende Angehörige der Caritas für Main-Spessart in Karlstadt.

Inhaltlich geht es bei den Beratungen vor allem um Pflegebedürftigkeit und Pflegegrade und ihre Einstufung sowie um ergänzende Finanzierungsmöglichkeiten und die häusliche Pflege. Themen sind auch weitere Angebote, Verbesserung des Wohnumfeldes (von Haltegriffen im Bad bis zu Treppenliften), Kurzzeit- und vollstationäre Pflege. Die zweithäufigste Anfrage ist die Suche nach einem ambulanten Pflegedienst. Ein "Dauerbrenner" ist mit 138 Anträgen das Landespflegegeld.

Beratung für alle Altersgruppen

Die naheliegende Annahme, die Beratung sei nur für ältere Menschen, ist falsch – der jüngste Besuch war nur vier Monate alt. Alle vier Wochen wird die Beratung des Bezirks Unterfranken für Sozialhilfe bei Pflegebedürftigkeit im Stützpunkt angeboten, was 26 Mal im Jahr 2022 genutzt wurde.

Für die Zukunft ist eine weitere monatliche Außensprechstunde in Arnstein geplant. Im Pflegestützpunkt soll die Fachstelle für pflegende Angehörige des Kreises ergänzende Beratungen anbieten. Die Wohnberatung mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern soll ausgebaut werden, zusammen mit dem Regionalmanagement neue ehrenamtliche Pflegeberaterinnen und -berater rekrutiert werden. Generell soll sich der Pflegestützpunkt zu einem neutralen Anlaufpunkt für alle Bürger des Landkreises etablieren. Dazu ist auch an mehr Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit gedacht.

Landrätin Sabine Sitter sprach von einem Erfolgsmodell. Kreisrat Gerhard Kraft freute sich, dass ein Antrag der Grünen-Fraktion umgesetzt wird und forderte, die Außenstelle Marktheidenfeld dürfe auf keinen Fall eingestellt werden.

 
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