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Karlstadt
Alle wollen die Buche: Karlstadter Forstverwaltung kämpft mit Käfern und Beleidigungen wegen der Brennholzqualität
Gerade durch den Käferbefall kommt derzeit viel Schadholz auf den Markt. Das kommt bei vielen Bürgern nicht gut an. Das Betriebsergebnis von 2024 zeigt den höchsten Gewinn seit fast 20 Jahren.
Gerade in der Altdurchforstung machte der Einschlag aufgrund des Käferbefalls einen erheblichen Anteil des gesamten Einschlags im Karlstadter Forst aus.
Foto: Markus Büttner (Symbolfoto) | Gerade in der Altdurchforstung machte der Einschlag aufgrund des Käferbefalls einen erheblichen Anteil des gesamten Einschlags im Karlstadter Forst aus.
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 27.02.2025 02:38 Uhr

Aus rein wirtschaftlicher Sicht besteht in der Karlstadter Forstverwaltung Grund zur Freude. Mit einem Plus von knapp 526.000 Euro im Betriebsergebnis 2024 habe man das beste Ergebnis seit 2005 einfahren können, wie Försterin Claudia Stiglbrunner dem Karlstadter Ausschuss am Mittwoch berichtete. In ökologischer Hinsicht sind die Gründe für diese Zahl allerdings weniger erfreulich.

Die Revierleiterin zeigte zunächst, dass im Laufe der vergangenen zwölf Jahre 11.600 Festmeter Holz mehr eingeschlagen wurden als geplant. "Im letzten Jahr haben wir sogar fast das Doppelte von dem eingeschlagen, was wir ursprünglich wollten", schildert Stiglbrunner. Schuld daran – die Anwesenden hatten es in Anbetracht der jüngsten Waldbegänge kommen sehen – sind die Käfer. 

Vor allem mit der Fichte habe es über das Jahr gesehen viele Probleme durch den schon lange bekannten Fichtenborkenkäfer gegeben. Laut Stiglbrunner sei gerade Karlstadt aber nun auch "Hotspot" für den Eichenprachtkäfer geworden. Sie veranschaulichte, dass gerade in der Altdurchforstung der Anteil des Einschlags aufgrund sogenannter zufälliger Ereignisse, zu denen auch der Käferbefall gehöre, 2024 bei 97 Prozent lag. 

Fast jede Baumart schwächelt durch den Klimawandel

"Unser Wald leidet massiv an den Folgen des Klimawandels. Von unseren tollen, gemischten Beständen können Gemeinden in Südbayern nur träumen. Auch trockentolerante Bäume sind flächendeckend vorhanden und trotzdem schwächelt fast jede Baumart", beschreibt sie die ernüchternde Situation.   

Ernüchternd seien auch die Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern, die im Forstbüro teilweise eintrudeln. Um möglichst nachhaltig zu wirtschaften, hatten Kirchner und Stiglbrunner im vergangenen September erklärt, dass auch Schadholz der Nadelbäume als preislich günstigeres Brennholz rausgegeben werden müsse. Man könne nicht nur die gesunde Buche verkaufen. "Sie können sich nicht vorstellen, was wir aktuell an Anrufen und Besuchen im Büro bekommen, mit Sachen, die uns an den Kopf geworfen werden und teilweise auch Beleidigungen", sagt Stiglbrunner. 

Bürgermeister Michael Hombach appellierte an den Ausschuss, die Vorgehensweise beim Brennholz gegenüber der Öffentlichkeit zu verteidigen. "Wir wissen, wie die Situation ist und wollen nachhaltig mit dem Thema umgehen." Stiglbruner warf ein, im Moment auch viele gemischte Polter anzubieten, damit jeder zumindest auch einen Teil gutes Holz bekommt. "Kam nicht gut an, mal vorsichtig ausgedrückt", so die Försterin.

Pflege in der Jungdurchforstung im Fokus

Die konkreten Zahlen des Forstjahrs 2024 können sich dafür durchaus sehen lassen. Alleine durch den Holzverkauf kamen gut 658.000 Euro zustande –durch staatliche Förderungen etwa 266.000 Euro. Zuzüglich einer Jagdpacht von 4684 Euro kommt man auf eine Summe von knapp 925.000 Euro auf der Seite der Einnahmen. Die Ausgaben, beispielsweise für Unternehmerleistungen, die Wegeinstandsetzung, Versicherungen oder die Betriebsleitung belaufen sich in Summe auf knapp 399.000 Euro, was zu dem eingangs genannten Gewinn von knapp 526.000 Euro führt. 

Planungen für das laufende Jahr geben eine gesamte Einschlagmenge von 7340 Festmetern vor. "Man könnte sich natürlich fragen, ob wir angesichts der 11.600 Festmeter Überschuss mal weniger einschlagen sollten", sagt Stiglbrunner. Doch auch bei den angesetzten Zahlen für 2025 sei der Käferbefall schon mit einberechnet worden – also das Schadholz, das ohnehin genutzt werden muss. Weiter begründet die Försterin den vermehrten Einschlag bei der Jungdurchforstung: "Das sind die Bestände, die wir retten können, mit vielen tollen Baumarten, die wir jetzt pflegen müssen."

Der Ausschuss genehmigte den vorgelegten Jahresbetriebsplan für 2025, der mit 657.000 Euro auf der Einnahmen- und 398.300 Euro auf der Ausgabenseite plant.

Personelle Umstellungen und ein Forstwirt-Azubi 

Auch sei inzwischen wieder sehr viel neu gepflanzt worden. Stiglbrunner: "Die Freiflächen, die wir bei den Waldbegängen in Gambach und Karlburg angeschaut haben, wurden inzwischen aufgeforstet." Dabei werde auch probiert, auf Exoten zu setzen, wie etwa die Zehreiche aus dem Mittelmeerraum. 

Stiglbrunner ging auch auf personelle Entwicklungen im Karlstadter Forstbüro ein. Ein Kollege, der 2023 verletzungsbedingt ausgefallen war, konnte nicht wieder in den Job zurückkehren. Neu besetzt wurde der Posten im Frühsommer 2024 mit einem Quereinsteiger. Der aber steht seit vergangenem Januar nach einem Meniskusriss vorübergehend nicht zur Verfügung. "Wir haben aber seit September 2024 mit Jannis Richter einen Forstwirt-Azubi bei uns. Premiere für die Stadt Karlstadt", verkündet Stiglbrunner. Der Nachfolger von Christoph Kirchner, dem ehemaligen Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, wird im März dazustoßen. 

 
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