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Michelrieth
24 Prozent für "dieBasis": Ist Michelrieth eine Querdenker-Hochburg?
Im Wahllokal des Marktheidenfelder Stadtteils lag die Querdenker-Gruppierung bei der Bundestagswahl vor den etablierten Parteien. Drei Gründe für dieses Ergebnis.
Frühlings-Blick auf Michelrieth im Spessart (Archivbild): Das Wahlergebnis für die Partei 'dieBasis' sorgt für Diskussion.
Foto: Roland Schönmüller | Frühlings-Blick auf Michelrieth im Spessart (Archivbild): Das Wahlergebnis für die Partei "dieBasis" sorgt für Diskussion.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:13 Uhr

Wenn die Partei "dieBasis"  – ein Zusammenschluss von Menschen, die vor allem die Corona-Politik ablehnen – in einem Wahllokal mehr Stimmen erhält als alle anderen, dann erregt das Aufsehen. Sogar die Süddeutsche Zeitung hat deshalb über den Marktheidenfelder Stadtteil Michelrieth berichtet, denn dort kam "dieBasis" auf 24,09 Prozent aller Stimmen, SPD und CSU aber jeweils nur auf 18,25 Prozent. Das klingt zunächst überraschend, lässt sich aber erklären.

1. Nur wenige Stimmen in absoluten Zahlen

Zunächst hilft der Blick auf die realen Zahlen. Im Wahllokal Michelrieth wurden am 26. September 137 gültige Stimmen abgegeben, 33 davon für die Basis. Bei einer geringen Zahl abgegebener Stimmen zählt natürlich jede Stimme prozentual mehr.

Die sieben Stimmen für die Tierschutzpartei ergeben zum Beispiel 5,11 Prozent. Und zwei Stimmen für die V-Partei³ (Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer) entsprechen im Michelriether Wahllokal immerhin fast 1,5 Prozent. Da V³ deutschlandweit nur 0,1 Prozent der Stimmen erhalten hat, könnten die Vertreter der Vegetarier-Partei Michelrieth fast schon als "Hochburg" bezeichnen - wegen zwei Stimmen. 

2. Heimat vieler UL-Anhänger

Bei der letzten Bundestagswahl kam V³ in Michelrieth dank der Kandidatur der mittlerweile verstorbenen Schauspielerin Barbara Rütting sogar auf 18,2 Prozent. Die Linke kam 2017 auf 16,4 Prozent. Zahlen, die zeigen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Wahlbezirks generell gern mal abseits des Mainstreams wählen. Warum? 

Nun, in Michelrieth wohnen viele Anhängerinnen und Anhänger der umstrittenen Glaubensgemeinschaft Universellen Leben (UL), die ihre eigene Sicht auf die Dinge haben. Diesmal waren sich offenbar viele Glaubensbrüder und -schwestern einig in ihrem Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen.

3. Hoher Briefwahlanteil

Wichtig zu wissen auch, um das Ergebnis einzuordnen: Im Wahllokal hat nicht mal die Hälfte der Michelriether abgestimmt.  376 Personen waren dort wahlberechtigt, 138 haben tatsächlich an der Urne gewählt (137 gültige Stimmen). 163 Frauen und Männer aus dem Stadtteil haben Briefwahlunterlagen beantragt. Die Michelriether Briefstimmen gingen zusammen mit den Stimmen aus dem Bereich eines anderen Wahllokals (Feuerwache) im Marktheidenfelder Briefwahlbezirk 26 ein.

Dort kamen insgesamt 523 Stimmzettel an. Davon entfielen 23 Zweitstimmen auf "dieBasis", das entspricht 4,4 Prozent der Stimmen im Briefwahlbezirk. Insgesamt ging der Briefwahlbezirk mit 33,1 Prozent an die CSU; die SPD erreichte 23,7 Prozent, die Grünen 10,2. 

Es lässt sich spekulieren, dass ein Großteil der 23 Briefstimmen dieses Briefwahlbezirks aus Michelrieth stammt. Hätten sich alle "Basis"-Wählerinnen und Wähler aus Michelrieth zur Urnenwahl verabredet, wären dort wohl über 50 Stimmen zusammengekommen. Schon möglich,  dass dann von einem "Erdrutschsieg" die Rede gewesen wäre und von "mehr Stimmen als CSU und SPD zusammen". 

Aber für den ganzen Wahlkreis Main-Spessart hätte es keinen Unterschied gemacht. Dort hat die Basis 2883 Stimmen erhalten, 1,8 Prozent. Bayernweit kam die Partei auf 1,7 Prozent, bundesweit auf 1,4 Prozent. Medienberichten zufolge darf sie deshalb mit knapp 770 000 Euro an Wahlkampfkosten-Erstattung aus dem Staatshaushalt rechnen.

Übrigens: Die Redaktion hat in diesem Jahr bewusst darauf verzichtet, abseits der großen Städte die Einzelergebnisse aller Wahllokale zu veröffentlichen. Vielerorts betrug der Anteil der Briefwahl über 50 Prozent. Die Resultate der Wahllokale lassen deshalb nur sehr bedingt Rückschlüsse auf das Wahlverhalten eines Stadtteils oder einer Gemeinde zu. 

(Mitarbeit: micz)

 
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  • E. R.
    Das Denken und Handeln so mancher Zeitgenossen ist schon sehr interessant - nur das fällt der Redaktion erst 10 Tage nach der Wahl auf?
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  • A. S.
    "Medienberichten zufolge darf sie deshalb mit knapp 770 000 Euro an Wahlkampfkosten-Erstattung aus dem Staatshaushalt rechnen."
    Ja, so wie jede Partei über 0,5% aus dem Staatshaushalt Gelder erhält.
    Dieser Beitrag ist doch nur Stimmungsmache gegen eine Partei!
    Mit Journalismus hat das nicht zu tun.
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  • T. H.
    So....und jetzt?
    Ich habe bzgl der Wahl schon viel gelesen, aber noch keinen so sinnlosen wie diesen hier.
    Was soll mir dieser Bericht eigentlich sagen? Reißerische Überschrift und dann bla bla bla.

    Für solch einen Bericht zahle ich auch noch Geld in Form von Gebühren für ein Abo.
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  • R. Ö.
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  • M. Z.
    So unterscheiden sich die Meinungen. Ich finde den Bericht interessant. (Auch wenn ich nicht aus der Gegend komme ...)
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  • M. W.
    Ich finde den Bericht auch interessant. Danke, Main-Post für die Recherchen.
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  • H. S.
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