
Landrätin Sabine Sitter lud am Montag Pressevertreter ein, um mitzuteilen, dass sie ihren neuen Job ziemlich gut macht. Damit auch die Bürger dieses 100-Tage-Zwischenfazit mitbekommen, fand der erste Teil des Pressegesprächs an Stehtischen vor dem Landratsamt statt. Anschließend ging's zu Nachfragen in den Sitzungssaal im zweiten Stock.
"Vor 102 Tagen habe ich ein schweres Amt angetreten", sagte Sitter. "Ich hätte nicht gedacht, dass subjektive Sicherheit zu Beginn meiner Tätigkeit das dominierende Thema wird." Doch dank des großen Gemeinsinns in Main-Spessart "haben wir die Pandemie hier ganz gut in den Griff bekommen", betonte die Landrätin. Mehrfach schlug sie den Bogen zu ihrem erfolgreichen Wahlkampf. "Wir wollen im Landkreis sehr viel neu denken", erklärte Sitter und verwies dabei auf ihre CSU-Wahlkampfbroschüren, die hilfreicherweise für die Pressevertreter und interessierte Bürger bereit lagen.
Eine Strategie für Main-Spessart 2030
"Eigentlich wollte ich mit dem Thema digitale Bildung anfangen", so Sitter. Durch die temporären Schulschließungen und damit verbundenen Online-Unterricht sei die Wichtigkeit dieses Punkts aber auch so in den Mittelpunkt gerückt. Der Landkreis investiere groß in Bildung, zurzeit vor allem an den Schulstandorten Gemünden und Marktheidenfeld.
Die Landrätin verwies auch auf den Bau des Zentralklinikums in Main-Spessart. "Das Thema Gesundheitsnetzwerk im Landkreis hat oberste Priorität. Das ist Chefinnensache." Jede Woche treffe sie sich mit dem Klinikreferenten oder anderen Gesprächspartnern. Bürgerpartizipation gehöre ebenso zu ihrem Führungsstil wie das Entwickeln einer Vision, einer "Strategie für Main-Spessart 2030", sagte Sitter wieder in Bezugnahme auf ihren Wahlkampf.

Weiter ging's im Sitzungssaal des Landratsamts, wo Sitter darauf hinwies, sie habe "auch Dinge geerbt" wie die Sparkassenschließungen. Trotz einer Reihe von Gesprächen mit den Verantwortlichen habe sie aber "keine wesentlichen Veränderungen" erreichen können. Immerhin: In den Dorfläden von Aura und Gräfendorf ist künftig auch Zahlen und Geld abheben mit EC-Karte möglich. Ebenso wie sie sich für ältere Mitbürger einsetze, wolle sie aber auch Politik für 16- bis 25-Jährige machen. Das gehöre zu ihrer Strategie für die Landkreisentwicklung, denn "das sind die künftigen Fachkräfte, die wir hier brauchen".
Keine Probleme
Probleme in ihrer Anfangsphase fielen Sitter nicht ein. Obwohl es bei der Wahl ihrer Stellvertreter vernehmbar knirschte, bekannte sie: "Ich bin froh, dass es so gelaufen ist." Im Kreistag sei die Stimmung "gut und konstruktiv". Es sei wichtig, das gesamte Gremium zusammenzubringen. Auch bei der zuletzt viereinhalb Stunden langen Sitzung habe es ein "sehr konstruktives, respektvolles Miteinander" gegeben. Die zwei AfD-Kreisräte erwähnte die Landrätin nicht. So blieb unklar, ob sie deren Arbeit auch als "konstruktiv" empfindet. Wirtschaftlich sei der Landkreis in der Corona-Krise "glimpflich davongekommen". Die geplanten Investitionen seien nach derzeitigem Stand nicht in Gefahr.
Kurzum: Ihr neuer Job gefalle ihr. "Es ist sehr vielfältig. Ich habe Freude im Umgang mit den Mitarbeitern." Mit ihrem Vorgänger Thomas Schiebel kommuniziere sie nicht mehr häufig. "Im Übergabegespräch sagte er mir: 'Da stehen die Akten, da können Sie sich einlesen'. Aber ich rede lieber." Die Sachgebietsleiter im Amt seien ihr eine große Hilfe. Sabine Sitter fasste zusammen: "Die Entscheidung war richtig" – es klang so, als meine sie damit ihre Kandidatur ebenso wie die Stimmabgabe der Wählerinnen und Wähler.
Alle Erfolge wie auch Misserfolge, sind nach 100 Tagen, ihrem Vorgänger und dem Personal des Landratsamtes geschuldet .
Ergebnisse ihres Handelns als Landrätin kann man frühestens Mitte bis Ende der Legislaturperiode erkennen, dafür sollte sie dann auch gelobt werden, aber bitte nicht wieder selbst. Eigenlob s....t bekanntlicher weise.