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Mainfrankenpark
Zwangsversteigerung: Das ehemalige Capitol im Dettelbacher Mainfrankenpark kommt unter den Hammer
Nach Jahren des Verfalls deutet sich eine Zukunft für die ehemalige Vorzeige-Disco Capitol an: Ende April wird sie vom Amtsgericht Würzburg versteigert. Wer kaufen will, sollte eine Million mitbringen.
Das ehemalige Capitol im Dettelbacher Mainfrankenpark: Die Disco steht vor der Zwangsversteigerung.
Foto: Frank Weichhan | Das ehemalige Capitol im Dettelbacher Mainfrankenpark: Die Disco steht vor der Zwangsversteigerung.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:37 Uhr

Wer schon immer einmal Disco-Besitzer werden wollte, sollte sich den 28. April vormerken: An diesem Tag wird die ehemalige Großraumdisco Capitol im Dettelbacher Mainfrankenpark versteigert. Damit könnte ein jahrelanger Verfall eines Gebäudes enden, der zuletzt kaum noch mit anzuschauen war. Das "Capi" mit seiner durchaus großen Vergangenheit war in den vergangenen Jahren nichts anderes mehr als eine ständiges Ärgernis – und eine Müllhalde.

Man konnte dem Verfall zuschauen; seit Jahren steht die Immobilie leer. Ein Schandfleck in einem florierenden Industriepark. Auch die Stadt Dettelbach schlug regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen, letztlich aber waren ihr die Hände gebunden. Es war nicht einmal klar, wer Eigentümer ist und warum so gar nichts passiert. Ein Lost Place. „Wir haben keine Handhabe“, betonte vor einiger Zeit Bürgermeister Matthias Bielek auf Anfrage.

Was um so ärgerlicher war, als es durchaus Anfragen von Interessenten gab, die sich dort so einiges vorstellen konnten. So war beispielsweise ein Rastplatz für Busse im Gespräch. Doch immer wieder musste der Bürgermeister abwinken: Die Stadt konnte nur mit den Schultern zucken; ihr gehört das Grundstück nun einmal nicht. Zuletzt stand das Capitol kurzzeitig auf Ebay zum Verkauf. Der damals aufgerufene Preis: 2,4 Millionen Euro. Was das sollte und warum der Eintrag gleich wieder verschwand – selbst das blieb am Ende ein Rätsel.

Vielversprechender Beginn 1999

Was zuletzt nur noch ein Drama und zunehmend so etwas wie ein "Lost Place" war, begann 1999 vielversprechend. Die Großraumdisco traf den Nerv der Zeit, war weit über die Landkreisgrenzen hinweg angesagt. Danach folgten immer mehr Probleme samt Besitzerwechsel. Auch der Name der Disco änderte sich zwischenzeitlich in "A 3".

Im Sommer 2018 meldete der damalige Disco-Betreiber schließlich Insolvenz an – danach herrschte Funkstille und es verlor sich die Spur; die Besitzverhältnisse waren nicht einmal für die Stadt Dettelbach nachvollziehbar.

Disco ist "vernachlässigt und beschädigt"

Blick vom ehemaligen Imax auf das Capitol, dessen Zukunft wieder hoffnungsfroh sein könnte.
Foto: Frank Weichhan | Blick vom ehemaligen Imax auf das Capitol, dessen Zukunft wieder hoffnungsfroh sein könnte.

Jetzt könnte sich doch alles zum Guten wenden; es bewegt sich etwas. Der "Capitol Music Palace" kommt laut Portal ZVG, in dem bundesweite Zwangsvollstreckungen aufgeführt sind, unter den Hammer. Der Termin: 28. April. Der Ort: Würzburg, Gemeindezentrum Heiligkreuz.

Dass es um das Haus nicht allzu gut steht, wird in der Beschreibung des Objekts zur Zwangsversteigerung deutlich: Die Begriffe "vernachlässigt und beschädigt" sowie „verwüstet beziehungsweise ungepflegt“ tauchen in dem Text ebenso auf wie der Hinweis, dass es zu „mehreren Einbrüchen“ und "Gewalteinwirkung" gekommen und einiges geklaut worden sei. Entsprechend lang ist die aufgeführte Mängelliste.

Verkehrswert knapp eine Million Euro

Mit dem Sound von 20 000 Watt: Kurz vor Weihnachten 1999 öffnete die Großraum-Disco Capitol im Mainfrankenpark. Neben der Disco standen drei weitere Clubs mit Soul-, Rock- oder Schlagermusik zur Verfügung. Daneben gab es noch ein Bistro, ein Game-Center und ein Atrium, in dem man Cocktails schlürfen und sich unterhalten konnte.
Foto: dpa | Mit dem Sound von 20 000 Watt: Kurz vor Weihnachten 1999 öffnete die Großraum-Disco Capitol im Mainfrankenpark. Neben der Disco standen drei weitere Clubs mit Soul-, Rock- oder Schlagermusik zur Verfügung.

Künftige Besitzer müssen also mit einigem rechnen. „Das Gebäude beinhaltet eine großflächige Diskothek mit Clubs auf mehreren Ebenen und zahlreichen Neben- und Sanitärräumen. Die Bereiche sind leerstehend und aufgrund des derzeitigen Zustands auch nicht nutzbar“, heißt es weiter in der Objektbeschreibung. Das Areal erstrecke sich über zwei Geschosse und verfüge über 2530 Quadratmeter Nutzfläche.

Der ermittelte Wert für das Capitol samt Außenareal liegt laut Gericht demnach bei knapp unter einer Million Euro. Ob dieser Wert bei einer Zwangsversteigerung erreicht wird, bleibt offen.

Die Versteigerung im Wege der Zwangsvollstreckung findet am 28. April ab 8.30 Uhr im Gemeindezentrum Heiligkreuz, Hartmannstraße 29, in Würzburg im Auftrag des Würzburger Amtsgerichtes statt. Der Verkehrswert liegt laut Gericht bei 975.000 Euro.

 
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  • jpn
    Hätte der Insolvenzverwalter seinen Job richtig gemacht, hätte es bestimmt mit einem der von Bürgermeister Matthias Bielek genannten Interessenten geklappt.
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  • harryamend@outlook.de
    Bekannt war das Capitol deswegen über die Landesgrenzen hinaus, weil es eine angesagt Disco war und auf der Technowelle mit schwamm und dort DJ Größen wie Kai Traced, ATB etc. auftraten bzw. auflegten. Der Abstieg begann schon Mitte der 2000er, als man meinte man müsse die "Technojünger" jetzt vom Hof jagen und alles auf R&B und Hip-Hop umstellen, was viele Stammgäste denen bis heute übel nehmen. Wer aber nicht will der hat ja bekanntlich schon, andere Diskotheken erfreuten sich damals über die abgewanderte Kundschaft aus dem Capitol. Der Niedergang war also schon lange geboren, noch bevor dort der letzte das Licht ausmachte.
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  • jbehr74
    Keiner, der bei klarem Verstand ist bezahlt für die Bruchbude 1 Millionen Euro.
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  • tobimar
    muss auch keiner...der Verkehrswert ist ja nicht der Verkaufwert.
    Es gibt da 5/10 und 7/10-Regeln, einfach mal googeln.
    Könnte erheblich billiger werden - also falls du zuschlagen willst zwinkern
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