
Willkommen im Club: Der Landkreis Kitzingen ist nun auch wieder ein U-50. Weil die Inzidenz fünf Tage unter der 50er Markte lag, ist ab Sonntag das Leben (fast) wieder normal. Wobei: So ganz eigentlich war auch diese Woche nahezu alles wie immer. Viele waren mal schick essen. Manche haben sogar eine Veranstaltung besucht. Selbst der Teufelsgeiger musizierte wieder fröhlich: Florian Meierott eröffnete die, sagen wir mal: Pandemie-Auskling-Phase, mit einem Konzert in der Alten Synagoge nach Monaten der Stille. Vielleicht hätte man das schon viel früher mal probieren sollen: das Coronavirus einfach wegfiedeln und einfach mal zeigen, wo die Geige hängt.

Sogar auf der B 8 war plötzlich alles wie immer: Quälend lange Fahrzeugkolonnen in Kitzingen, jede Kreuzung überlastet. Dabei müssten wir doch alle eigentlich viel mehr laufen: Wegen des Klimas. Und weil wir es übertrieben haben. Im vergangenen Corona-Jahr, so errechnete die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), wurden im Landkreis Kitzingen 3000 Tonnen Süßwaren gegessen, davon allein 860 Tonnen Schokolade, 510 Tonnen Knabberartikel und 400 Tonnen Speiseeis. Die salzigen Snacks stiegen um 2,6 Prozent auf durchschnittlich 33,4 Kilo pro Kopf.
Wobei man auch sagen muss: Der Mehrverbrauch könnte auch daran liegen, dass wir schon wieder gewachsen sind. Im Landkreis leben jetzt 91704 Menschen – so viele wie noch nie. Trotzdem müssten wir natürlich jetzt endlich mal dringend Maß halten – wenn nicht ausgerechnet jetzt Erbeerkuchenzeit wäre. Aber das lehrt einen ja das Leben: Irgendwas ist immer.
Diese Woche ergab sich übrigens kurzzeitig auch die Gelegenheit, sich zur Ruhe zu setzen und nur noch Erdbeerkuchen zu essen. Einfach nichts tun, nur monatlich bis zu 10 000 Euro Mieteinnahmen kassieren. So stand es zumindest in der Anzeige. Aus dem Nichts war nämlich bei ebay Kleinanzeigen das Capitol aufgeploppt. Die ehemalige Disco im Mainfrankenpark wurde zumindest ein paar Stunden zum Verkauf angeboten. Der aufgerufene Preis: 2,4 Millionen Euro.
Es ist schon ein Drama mit dem Capitol, das 1999 an den Start ging und sich inzwischen zu so etwas wie einem "Lost Place" entwickelte. Im Sommer 2018 meldete der Disco-Betreiber Insolvenz an – seither herrscht Funkstille. Schade drum. Naja, wir können ja jetzt übers Wochenende mal schauen, ob sich irgendwo 2,4 Millionen Euro auftreiben lassen. Vielleicht gehen wir aber auch einfach nur Erdbeerkuchen essen.