Entsetzlicher kann ein Siegerbild nicht sein. Nichts für schwache Nerven. Und doch ist es so immens wichtig – weil es den entsetzlichen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dokumentiert. Das Bild zeigt die 32-jährige Iryna Kalinina, eine verletzte Schwangere, die im ukrainischen Mariupol aus der Geburtsklinik getragen wird.
Es ist der 9. März 2022. Der Tag, an dem die Klinik bei einem russischen Luftangriff getroffen wird. Irynas Baby trägt den Namen Miron, das ukrainische und russische Wort für Frieden. Miron kommt tot zur Welt, eine halbe Stunde später stirbt auch Iryna. Laut OSZE-Bericht hat Russland die Klinik absichtlich angegriffen. Drei Menschen starben, 17 wurden verletzt.
Bei der Ausstellung sind 120 Bilder zu sehen
Das Siegerbild von Evgeniy Maloletka mit seiner entsetzlichen Geschichte ist eine von 120 Aufnahmen, die bei der World-Press-Photo-Ausstellung in Kitzingen zu sehen sind. Die prämierten Bilder werden von Samstag, 24. Februar, bis einschließlich Montag, 1. April, in der Rathaushalle gezeigt.
Zum 18. Mal in Folge werden die besten Pressefotos aus der ganzen Welt in Kitzingen präsentiert. Die Stadt ist damit nach wie vor die kleinste Stadt weltweit und die einzige in Bayern, in der die Bilder Station machen. „Kein Wunder, dass Jahr für Jahr mehr als 20.000 Besucher gezählt werden“, sagt Herbert Müller, der die Ausstellung im Auftrag der Stadt organisiert.
Eine Neuheit dürfte Besucher besonders interessieren
Die prämierte Bilder untergliedern sich seit einem Jahr in die Regionen Afrika, Asien, Europa, Nord- und Mittelamerika, Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. Pro Region wurden Bilder in den Kategorien Einzelfotos, Fotoserien, Langfristige Projekte und Offenes Format ausgezeichnet. Das Konzept wird in diesem Jahr mit einer Neuheit bereichert: Pro Region gibt es eine zusätzliche Kategorie mit dem Titel „Lobende Erwähnung“. Dies werde, ist sich Müller sicher, "auf das besondere Interesse der Besucher stoßen“.
Neu ist auch, dass die rund 120 Bilder in der Rathaushalle mit einem neuen Beleuchtungssystem noch besser zur Geltung kommen. Ein Stockwerk tiefer, im Rathauskeller werden zudem wieder prämierte Videos gezeigt. Auf einer rund fünf auf drei Meter großen Tafel sind zudem alle Siegerbilder seit dem Jahr 1955 zu sehen.
Zwei Preisträger kommen zur der Eröffnung
Zur Eröffnung am 23. Februar wird Mariana Rettore erwartet. Sie ist eine von sechs Kuratoren der World-Press Association. Zugesagt haben laut einer Pressemitteilung der Stadt mit Anush Babajanyan und Jonas Kakó auch zwei Preisträger. Die Armenierin Anush Babajanyan, die in München lebt, wurde für ihre Serie über die Wasserkrise in Zentralasien ausgezeichnet, die sich durch den Klimawandel von Jahr zu Jahr verschlimmert.
Jonas Kakó lebt in Hannover und hat im Frühjahr 2022 in der Wüste von Arizona ein preiswürdiges Bild aufgenommen. Die Jury würdigt es als subtiles Porträt, als Motiv, das zum Nachdenken über ein Umweltschutzthema anregt. Zwischen 2019 und 2020 ging die Zahl der Bienen in den USA um mehr als 40 Prozent zurück, am Colorado River stellen Arbeiter den Bienen das Wasser mittlerweile in Wannen zur Verfügung – weil der Fluss deutlich weniger Wasser führt als früher.
Am Samstag, 24. Februar, werden die beiden Preisträger in der Rathaushalle ihre Arbeit in Wort und Bildern vorstellen. Die Uhrzeit steht noch nicht fest.
Wettbewerb für Hobbyfotografen läuft bis April
Auch in diesem Jahr lobt die Stadt Kitzingen parallel zur Ausstellung einen eigenen Fotowettbewerb aus. Das Thema lautet: „Sehnsuchtsorte.“ Die besten Bilder der Hobbyfotografen aus den letzten Jahren werden in den Schaufenstern der Einzelhändler, Cafés und Restaurants zu sehen sein. In den beiden großen Kirchen gibt es zudem die Möglichkeit, seine eigenen Gedanken zu den nicht selten verstörenden Eindrücken von Kriegen, Zerstörung und Naturgewalten aufzuschreiben und in einen bereitgestellten Briefkasten zu werfen.