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Kitzingen
World-Press-Siegerbild mit schwangerer Frau: Wenn eine Mutter im Krieg kurz nach ihrem Baby stirbt
Die Vorfreude auf die besten Pressebilder der Welt in Kitzingen steigt. Altbewährtes trifft ab 24. Februar auf einige Neuheiten und spannende Besuche von Preisträgern.
Das Siegerbild: Iryna Kalinina wird im ukrainischen Mariupol aus der Geburtsklinik getragen, die bei einem russischen Luftangriff getroffen wurde. Sie und ihr Baby haben keine Chance.
Foto: Evgeniy Maloletka | Das Siegerbild: Iryna Kalinina wird im ukrainischen Mariupol aus der Geburtsklinik getragen, die bei einem russischen Luftangriff getroffen wurde. Sie und ihr Baby haben keine Chance.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:54 Uhr

Entsetzlicher kann ein Siegerbild nicht sein. Nichts für schwache Nerven. Und doch ist es so immens wichtig – weil es den entsetzlichen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dokumentiert. Das Bild zeigt die 32-jährige Iryna Kalinina, eine verletzte Schwangere, die im ukrainischen Mariupol aus der Geburtsklinik getragen wird.

Es ist der 9. März 2022. Der Tag, an dem die Klinik bei einem russischen Luftangriff getroffen wird. Irynas Baby trägt den Namen Miron, das ukrainische und russische Wort für Frieden. Miron kommt tot zur Welt, eine halbe Stunde später stirbt auch Iryna. Laut OSZE-Bericht hat Russland die Klinik absichtlich angegriffen. Drei Menschen starben, 17 wurden verletzt.

Bei der Ausstellung sind 120 Bilder zu sehen

Das Siegerbild von Evgeniy Maloletka mit seiner entsetzlichen Geschichte ist eine von 120 Aufnahmen, die bei der World-Press-Photo-Ausstellung in Kitzingen zu sehen sind. Die prämierten Bilder werden von Samstag, 24. Februar, bis einschließlich Montag, 1. April, in der Rathaushalle gezeigt.

Argentinien feiert ausgelassen die Rückkehr an die Spitze des Weltfußballs. Die Nationalmannschaft gewann die Weltmeisterschaft 2022 in Katar.
Foto: Tomas Francisco Cuesta | Argentinien feiert ausgelassen die Rückkehr an die Spitze des Weltfußballs. Die Nationalmannschaft gewann die Weltmeisterschaft 2022 in Katar.

Zum 18. Mal in Folge werden die besten Pressefotos aus der ganzen Welt in Kitzingen präsentiert. Die Stadt ist damit nach wie vor die kleinste Stadt weltweit und die einzige in Bayern, in der die Bilder Station machen. „Kein Wunder, dass Jahr für Jahr mehr als 20.000 Besucher gezählt werden“, sagt Herbert Müller, der die Ausstellung im Auftrag der Stadt organisiert.

Eine Neuheit dürfte Besucher besonders interessieren

Die prämierte Bilder untergliedern sich seit einem Jahr in die Regionen Afrika, Asien, Europa, Nord- und Mittelamerika, Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. Pro Region wurden Bilder in den Kategorien Einzelfotos, Fotoserien, Langfristige Projekte und Offenes Format ausgezeichnet. Das Konzept wird in diesem Jahr mit einer Neuheit bereichert: Pro Region gibt es eine zusätzliche Kategorie mit dem Titel „Lobende Erwähnung“. Dies werde, ist sich Müller sicher,  "auf das besondere Interesse der Besucher stoßen“.

Eine Iranerin sitzt, der gesetzlichen Hijab-Vorschrift trotzend, auf einem Stuhl an einem belebten Platz in Teheran im Dezember 2022. Die massiven Proteste im Iran begannen nach der Verhaftung und dem Tod von Masha Amini, einer 22-jährigen Kurdin, die von der Sittenpolizei der Islamischen Republik wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die gesetzliche Hijab-Vorschrift festgenommen worden war.
Foto: Ahmad Halabisaz | Eine Iranerin sitzt, der gesetzlichen Hijab-Vorschrift trotzend, auf einem Stuhl an einem belebten Platz in Teheran im Dezember 2022.

Neu ist auch, dass die rund 120 Bilder in der Rathaushalle mit einem neuen Beleuchtungssystem noch besser zur Geltung kommen. Ein Stockwerk tiefer, im Rathauskeller werden zudem wieder prämierte Videos gezeigt. Auf einer rund fünf auf drei Meter großen Tafel sind zudem alle Siegerbilder seit dem Jahr 1955 zu sehen.

Zwei Preisträger kommen zur der Eröffnung

Zur Eröffnung am 23. Februar wird Mariana Rettore erwartet. Sie ist eine von sechs Kuratoren der World-Press Association. Zugesagt haben laut einer Pressemitteilung der Stadt mit Anush Babajanyan und Jonas Kakó auch zwei Preisträger. Die Armenierin Anush Babajanyan, die in München lebt, wurde für ihre Serie über die Wasserkrise in Zentralasien ausgezeichnet, die sich durch den Klimawandel von Jahr zu Jahr verschlimmert.

Jonas Kakó lebt in Hannover und hat im Frühjahr 2022 in der Wüste von Arizona ein preiswürdiges Bild aufgenommen. Die Jury würdigt es als subtiles Porträt, als Motiv, das zum Nachdenken über ein Umweltschutzthema anregt. Zwischen 2019 und 2020 ging die Zahl der Bienen in den USA um mehr als 40 Prozent zurück, am Colorado River stellen Arbeiter den Bienen das Wasser mittlerweile in Wannen zur Verfügung – weil der Fluss deutlich weniger Wasser führt als früher.

World Press kommt ab 24. Februar wieder nach Kitzingen – die Plakate sind schon da.
Foto: Frank Weichhan | World Press kommt ab 24. Februar wieder nach Kitzingen – die Plakate sind schon da.

Am Samstag, 24. Februar, werden die beiden Preisträger in der Rathaushalle ihre Arbeit in Wort und Bildern vorstellen. Die Uhrzeit steht noch nicht fest.

Wettbewerb für Hobbyfotografen läuft bis April

Auch in diesem Jahr lobt die Stadt Kitzingen parallel zur Ausstellung einen eigenen Fotowettbewerb aus. Das Thema lautet: „Sehnsuchtsorte.“ Die besten Bilder der Hobbyfotografen aus den letzten Jahren werden in den Schaufenstern der Einzelhändler, Cafés und Restaurants zu sehen sein. In den beiden großen Kirchen gibt es zudem die Möglichkeit, seine eigenen Gedanken zu den nicht selten verstörenden Eindrücken von Kriegen, Zerstörung und Naturgewalten aufzuschreiben und in einen bereitgestellten Briefkasten zu werfen.

World Press Photo: Öffnungszeiten und weitere Infos

Öffnungszeiten: Samstag, 24. Februar, bis einschließlich Montag, 1. April, täglich von 10 bis 18 Uhr, donnerstags und sonntags von 10 bis 20 Uhr. Eintritt frei.
Ort: Rathaushalle. Dort sind rund 120 prämierte Bilder aus sechs Regionen dieser Erde zu sehen.
Schaufenster-Ausstellung: In rund 60 Schaufenstern in der Innenstadt werden die Siegerbilder aus dem letzten Jahr des begleitenden Foto-Wettbewerbs der Stadt Kitzingen gezeigt.
Gedankenaustausch: Vertreter der beiden Kirchen werden am Donnerstag, 7. März, ab 19 Uhr, ihre Gedanken zu einzelnen Bildern in der Rathaushalle kundtun und zum Gespräch einladen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Dekanatskantor Martin Blaufelder.
Weltfrauentag: Am 8. März lädt die Integrationsbeauftragte Astrid Glos zusammen mit WirKT um 18 Uhr in die Rathaushalle ein. Ausgewählte Bilder werden besprochen.
Begleitender Fotowettbewerb: Auch in diesem Jahr ruft die Stadt Kitzingen alle Hobbyfotografen zu einem Wettbewerb auf. Das Thema lautet „Sehnsuchtsorte.“ Das können ganz reale Plätze oder Gegenden sein, die man in der Vergangenheit besucht hat, aber auch vertraute Orte des Alltags, an denen man abschalten und entspannen kann. Denkbar sind aber auch Sehnsuchtsorte, die nur in der Fantasie existieren. Pro Teilnehmer können drei Bilder an folgende E-Mail-Adresse geschickt werden: veranstaltung@stadt-kitzingen.de. Einsendeschluss ist der 5. April 2024. 
Quelle: Stadt Kitzingen
 
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