Der höchste Feuerwehrmann des Landkreises nimmt seine (Feuerwehr-)Mütze. Mit Ablauf des Monats Mai endet die Dienstzeit von Kreisbrandrat Roland Eckert. „Es ist der richtige Zeitpunkt, den Führungsstab weiterzugeben. Nach 24 Jahren reicht es dann auch mal“, blickt der 62-jährige gelassen auf seinen Feuerwehr-Ruhestand.
Seit März 1997 steht Roland Eckert an der Spitze der momentan 103 Feuerwehren im gesamten Landkreis, in denen rund 3600 Leuten ihren Dienst freiwillig verrichten. Eigentlich wäre schon im März diesen Jahres Schluss gewesen.
Wegen der Corona-Pandemie konnte jedoch keine Versammlung der Kommandanten stattfinden. Die Regierung verlängerte die Amtszeit durch eine „Notbestellung“, so der offizielle Begriff, bis zum 31. Mai. Eckerts Nachfolger soll mit Dirk Albrecht der Marktstefter Kommandant werden, der bereits als Kreisbrandinspektor fungierte.
Für Roland Eckert wird ab Juni die Zeit vorbei sein, in denen das Alarmgerät im Flur seines Hauses im kleinen Prichsenstädter Ortsteil Bimbach schrillte. „Oft genug“, so Eckert, habe sich das Signal auch nachts gemeldet. Das gehöre zu dem Amt, damit müsse und könne man leben.
Jeder Alarm für Feuerwehren im Landkreis lief auch bei ihm ein. „Das waren im Jahr so 500 bis 800 Meldungen“, schätzt er. Dabei sei zu berücksichtigen, dass etwa bei Stürmen oder Unwetter schon mal 30 in kurzer Zeit reinkämen. Zum Alarm bekam er ein Fax, das ihm aufzeigte, welche Wehren alarmiert sind. Bei größeren oder schlimmeren Fällen erhielt er zusätzlich eine Alarmierung über SMS. Daraufhin entschied er, ob er zum Einsatz fuhr oder nicht.
Meist sei das nicht nötig gewesen, weil er sich auf „seine“ Feuerwehrmänner und -frauen im Landkreis verlassen konnte. Das seien die Hauptakteure, und nicht er. „Ich sehe mich als einer, der mithilft. Die Hauptakteure sind die Leute draußen.“ Dieser Satz charakterisiert den nun scheidenden Kreisbrandrat. Eckert sah und sieht sich als Mannschaftsspieler, als einer, der sich trotz seines Amtes nicht unnötig in den Mittelpunkt drängte.
Einmal pro Jahr bei jeder Feuerwehr
Roland Eckert pflegte den direkten Draht. Mindestens einmal im Jahr versuchte er, bei den einzelnen Wehren vor Ort vorbeizukommen. „Darauf habe ich Wert gelegt, um den Leuten draußen einfach mal Danke zu sagen für ihren Dienst. Wir, die an der Spitze stehen, können das Feuer nicht alleine löschen.“
Zur Feuerwehr stieß Roland Eckert 1974, im Alter von 14 Jahren. Er trat in der Jugendgruppe in seiner Heimat in Iphofen ein, unter Jugendwart Walter Maier und Kommandant Franz Woda. Daran erinnert er sich gerne. Eine Zeit des Aufbruchs sei das gewesen, neue Technik wie der Atemschutz und Rettungsgeräte hielten auch bei kleineren Wehren Einzug.
Als Kreisbrandmeister für den Atemschutz zuständig
Roland Eckerts Begeisterung und Interesse wuchs. Mit 18 ging es in die aktive Wehr in Iphofen über, gleichzeitig wurde er Jugendwart und Gruppenführer. Er bildete sich an Feuerwehrschule weiter. 1988 wurde Eckert zum Kreisbrandmeister, der für den Atemschutz der Wehren im gesamten Landkreis zuständig war.
Bereits 1991 erklomm Eckert die nächste Stufe auf der Feuerwehrleiter und wurde Kreisbrandinspektor. Als schließlich der damalige Kreisbrandrat Horst Biegner sein Amt wegen Krankheit abgeben musste, fiel im März 1997 die Wahl auf Roland Eckert als dessen Nachfolger.
Seither hat sich einiges getan, gerade was die Technik und Ausstattung der Wehren betrifft, wie Eckert feststellt. Nahezu alle Feuerwehren im Landkreis besitzen nun ein Fahrzeug. Bei der Technik zählt er die Verbesserungen, etwa bei der Funkausstattung oder der Schutzkleidung, auf.
Gedankliche Vorbereitung auf den Einsatz
Eine Vielzahl an Einsätzen hat der Kreisbrandrat hinter sich. Da könnte er einige nennen: Spektakuläre, Kuriose, aber auch Tragische, bei denen Menschen starben. Er, so Eckert, bereite sich meist schon auf der Fahrt zum Einsatzort gedanklich auf das vor, was kommen könne. „Ruhe bewahren. Was ist, wenn ich hinkomme? Wie schaut es aus?“ Das sei sei seine Strategie gewesen.
Das Amt könne auch fordernd und belastend sein, wie der 62-jährige zugibt. „Wenn Menschen zu Schaden kommen, das ist der schlimmste Fall. Vor allem Kinder, das geht einem schon nach“, gibt er zu. Damit umzugehen, sei nicht immer einfach. „Das macht jeder anders. Ich behalte es eher für mich.“ Die Notfall-Seelsorge leiste hier einen ganz wichtigen Beitrag.
Eckert hat beinahe die gesamte Palette mitgemacht. Sturm-Einsätze, der Brand in der ehemaligen Brauerei in Kitzingen, ein Feuer in der Volkacher Altstadt, oder im Vorjahr in einem Betrieb, der Holzwolle verarbeitet. Schwere Unfälle, das Schiff, das an der Mainbrücke in Segnitz hängenblieb, und vieles mehr, blieben ihm im Gedächtnis.
Ein Großteil der Arbeit als Kreisbrandrat spiele sich am Schreibtisch ab. Es gelte, Bausachen zu prüfen, Brandschutz-Konzepte, Pläne bei großen Bauten, bis zu 80 Seiten müsse man da durcharbeiten. „Das macht schon Arbeit. Oft hatte ich meinen Wohnzimmertisch abends oder am Wochenende voll mit Plänen“, so Eckert.
Mehr Zeit für die kleine Enkeltochter
Dort wird nun mehr Platz im Hause Eckert sein. Für Hobbys, gibt Roland Eckert zu, habe er in den letzten Jahren wenig Zeit gehabt. Die Familie und vor allem die kleine Enkeltochter sollen mehr in den Vordergrund rücken, hat er sich vorgenommen. Im Haus möchte er das ein oder andere renovieren. Außerdem will Eckert sein Motorrad öfters aus der Garage holen. Eine BMW R5 Baujahr 1972 hat er. Bestens gepflegt, aber zuletzt kaum genutzt. Das soll sich ändern.
Ganz in den Ruhestand geht es für Roland Eckert noch nicht, auch wenn das Ehrenamt als KBR jetzt wegfällt. Dafür war er je nach Bedarf von der Arbeit freigestellt worden. Beruflich ist er weiterhin am Landratsamt in Kitzingen tätig. Dort will er gerne Vorsitzender des Personalrats bleiben.