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Segnitz
"Senator" gab der Segnitzer Brücke den Todesstoß
Schutzdalben sollten weitere Beschädigungen an der Segnitzer Brücke verhindern. Am Ende der Brücke änderte das aber nichts mehr.
Foto: Norbert Bischoff | Schutzdalben sollten weitere Beschädigungen an der Segnitzer Brücke verhindern. Am Ende der Brücke änderte das aber nichts mehr.
Norbert Bischoff
 |  aktualisiert: 19.04.2021 02:14 Uhr

Der Nachmittag des 29. März 2001: Ein vollbeladenes Frachtschiff rammt den Flusspfeiler der Segnitzer Brücke und liegt nun zwischen Pfeiler und Marktbreiter Ufer quer im Main. Die 100 Meter lange, 1500 Tonnen schwere und mit 1300 Tonnen Kohle beladene „Senator“ der Reederei Väth aus Würzburg hatte zuvor wegen des Hochwassers an der Marktbreiter Anlegestelle geankert.

Am Nachmittag kurz nach 14 Uhr wurde ihr die Weiterfahrt in Richtung Schweinfurt genehmigt. Unter der Brücke fiel plötzlich der Motor aus, das Schiff lief „aus dem Ruder“ und war somit nicht mehr manövrierfähig. Durch die starke Strömung driftete der Frachter ab und blieb am Brückenpfeiler hängen. Am nächsten Morgen kam dann ein Bergungsschiff mit Bagger zum Einsatz das einen Teil der Kohlenladung aufnahm, so dass die „Senator“ wieder in die Fahrrinne gezogen werden konnte.

Die alte Segnitzer Brücke musste mehrere Schiffs-Kollissionen hinnehmen – und wurde schließlich abgerissen.
Foto: Norbert Bischoff | Die alte Segnitzer Brücke musste mehrere Schiffs-Kollissionen hinnehmen – und wurde schließlich abgerissen.

Während des Bergungseinsatzes war die Brücke für Fußgänger- und Fahrverkehr gesperrt. Der Flussübergang diente nämlich seit jeher auch zur Aufnahme der Ver- und Entsorgungseinrichtungen zwischen Marktbreit und Segnitz, wobei nun durch die Gasleitung eine besondere Gefahr drohte. So verordnete das Straßenbauamt eine Vollsperrung der Segnitzer Brücke. Für die Verbindung Segnitz-Marktbreit blieb nur der Umweg über die Ochsenfurter Brücke. 

Nur noch eingeschränkte Nutzung

Ein Tauchgang brachte ein ernüchterndes Ergebnis: Der Taucher stellte neben einem Altschaden aus dem Vorjahr auch einen aktuellen Riss am Fundament des Flusspfeilers fest. Die Straßenbaubehörde gewährte deshalb nur eine eingeschränkte Nutzung der Brücke per Ampelregelung. Im Juni fiel dann eine wegweisende Entscheidung: Straßenbauamt, Wasser- und Schifffahrtsdirektion, Regierung von Unterfranken, Landratsamt, Stadt Marktbreit und Gemeinde Segnitz auf einen Neubau einer pfeilerlosen Brücke. 

Die Brisanz eines Neubaus und vor allem von überbrückenden Sicherungsmaßnahmen verdeutlichte am 30. Juli der Zusammenstoß des Regensburger Schubverbandes „Express 41“ mit einem holländischen Gütermotorschiff. Während zumindest dem holländischen Schiff ein beträchtlicher Schaden entstanden ist, blieb wenigstens die Brücke unversehrt. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung entschieden sich im Oktober 2001 für einen Rammschutz. Dieses 480 000 DM teure Stahlkorsett sollte weitere Schiffsanstöße abfedern und so den Pfeiler schützen. Mit dieser Ende November 2001 fertiggestellten Maßnahme war nun auch der Ampelbetrieb überflüssig und der Verkehr auf der Segnitzer Brücke konnte wieder rund um die Uhr fließen.

Bürgerentscheid ausgelöst

Die Standortdiskussionen für die neue Brücke, die in Segnitz einen Bürgerentscheid auslösten, endeten mit der Entscheidung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, der Regierung von Unterfranken und des Straßenbauamts, die neue Brücke 90 Meter mainaufwärts zu errichten. Der Spatenstich erfolgte im Februar 2009. Am 5. September 2010, achteinhalb Jahre nach dem Baubeschluss, konnte die über 12,1 Millionen Euro teure, 160 Meter lange, elf Meter breite und 6,4 Meter über Wasser hohe Segnitzer Brücke III für den Verkehr freigegeben werden.

Im September 2010 wurden die letzten Eisenteile der alten Brücke abgebaut. Der stählerne Fachwerkaufbau der Brücke dient seit 2017 auf dem Eventgelände des „Brückenbarons“ in Bolzhausen im Ochsenfurter Gau als Restaurant.

 
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