Ein Hilferuf des Marktes Wiesentheid stand dieser Tage auf einer Plattform in den sozialen Medien: Angesichts der Trockenheit darf kein Wasser mehr aus den Bächen entnommen werden. In diesem Zusammenhang wurde aber auch auf ein anderes Problem hingewiesen.
So hieß es auf Wiesentheid.live: "Unser Werdsee in der Prichsenstädter Straße droht auszutrocknen! Der Bauhof hat gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Wiesentheid und dem Bund Naturschutz bereits versucht, dem entgegenzuwirken."
Tatsächlich ist die Situation am Wiesentheider Ortsrand in Richtung Prichsenstadt sichtlich kritisch. Beim Blick auf den Werdsee nimmt Norbert Schneider kein Blatt vor den Mund: "Es ist dramatisch, wie seit vielen Jahren nicht mehr", beschreibt der Vorsitzende des Bundes Naturschutz in der Marktgemeinde die derzeit anhaltende Trockenheit.
Werdsee führt nur noch 15 Prozent der üblichen Wassermenge
Auf "vielleicht zehn bis 15 Prozent", schätze er die Rest-Wassermenge, die noch im Gewässer ist. Noch, denn nahezu alle Bäche und Gräben im Umgriff sind beinahe versiegt. Auch der kleine Wasserfall, der sonst am vorbeifließenden Fasanenbach plätschert, ist verstummt.
"Der Bach ist vollständig ausgetrocknet. Seit gut einer Woche tröpfelt es nicht einmal mehr", schildert Matthias Mann, Naturschützer und Biologielehrer, am daneben liegenden Gymnasium die Lage. Zusammen mit Schneider kümmert sich Mann seit einigen Jahren um den gesamten als Biotop ausgewiesenen Bereich. Beide schauen sich derzeit regelmäßig vor Ort um.
Ende Juni brachte ein Gewitter zwar innerhalb einer Stunde über 50 Liter Niederschlag in der Nachbargemeinde Abtswind. Drei Kilometer weiter in Wiesentheid fiel jedoch gar nichts. So muss man schon ein ganzes Stück entlang des Baches hinein in das Erlenwäldchen am Werdsee laufen, bis man eine kleine Pfütze entdeckt.
Gemeinde lässt Wasser in den See pumpen
Damit der im Besitz der Gemeinde befindliche See nicht komplett austrocknet, hat der Bauhof alle paar Tage ein Fass mit einigen hundert Litern Wasser ins Gewässer gekippt. Eine Vorsichtsmaßnahme, um den Sauerstoffgehalt des Wassers zu erhöhen, sei das, erklärte Matthias Mann. Damit wolle man verhindern, dass die dort lebenden Karpfen eingehen. Sie sind nicht zum Verzehr gedacht, sondern werden später in andere Teiche zum Ablaichen gebracht.
Dauernd bewässern könne und werde man den Werdsee jedoch nicht; das sei nicht zu verantworten, meinen die beiden Naturschützer. Im schlimmsten Fall müsse der Bestand an Karpfen abgefischt werden. Das habe man bereits mit dem Pächter, einem Angelverein aus Schweinfurt, besprochen. Das sei jedoch wegen der entstehenden Faulgase gefährlich, so Mann.
Muscheln liegen auf dem Trockenen
Generell ist die Situation in den Gewässern in und um Wiesentheid ziemlich kritisch. Das bestätigte Bauhofleiter Stefan Schön, der am Werdsee vorbeischaute. So sei auch in Reupelsdorf und Geesdorf so gut wie kein Wasser mehr in den Bächen. In den wenigen Pfützen sammelten sich die Fische.
Lediglich der See im Wiesentheider Schlosspark habe aktuell noch ganz gut Wasser, hat Norbert Schneider festgestellt. Dieser werde wohl von einem unterirdischen Zulauf gespeist – vom Grundwasser oder einer Quelle, vermuten die Fachleute.
Am Werdsee sieht es anders aus. Beim gemeinsamen Gang in den See kann man einige Meter trockenen Fußes laufen. Schneider hebt zwei Muscheln auf, die auf dem sandigen Untergrund zutage kommen. Die Teichrosen etwas weiter sind noch grün und lebendig. "Sie dürften das aushalten", schätzt Mann. Aber wie lange? Nicht nur er hofft auf den dringend notwendigen Regen.