Die Fischteiche in der Region stehen kurz vor dem Kollaps. Die hochsommerlichen Temperaturen von teilweise über 35 Grad Celsius bereiten den Fischzuchtbetrieben große Sorgen. "Mit dem Grundwasserspiegel sinkt der Wasserspiegel in den Teichen. Die Wassererwärmung erfolgt noch rascher und extremer", schildert Peter Gerstner die bedrohliche Lage. Der Seniorchef der Obervolkacher Fischzucht Gerstner sieht die Teichfische regelrecht im Hitzestress.
In diesem Jahr haben Fischwirtschaftsmeisterin Michaela Gerstner-Scheller und die Mitarbeiter ihres Betriebs bereits mehrmals über 30 Grad Celsius an der Wasseroberfläche der Teiche gemessen. Bei diesen Temperaturen haben auch die Wasserpflanzen großen Stress, sterben ab und verbrauchen dabei viel Sauerstoff in den Teichen. Vorsorglich muss dann die Fütterung eingestellt werden, mit der Folge, dass die Fische zusätzlichem Futtermangelstress ausgesetzt sind, erklärt Peter Gerstner.
37 Jahre hatte der Routinier mit seiner verstorbenen Frau Helena den Fischzuchtbetrieb geführt, aber einen solchen Hitzesommer hat er in all den Jahren noch nicht erlebt. "Es war schon immer mal so heiß", erinnert er sich. Aber halt immer nur in kurzen Perioden, was die Problematik in den Teichen nur geringfügig verschärfte. Heute ist der Wasserspiegel in den anderthalb Meter tiefen Teichen teilweise einen halben Meter unter Normalstand. So erhitzt sich das Wasser noch schneller.
Klimawandel bedroht auch die Teichwirtschaft
Den Hauptgrund für die Probleme sieht der Routinier im Klimawandel. "Die rasche Erderwärmung sorgt für eine Extremgefahr für die Teichwirtschaft", sagt er und erklärt: "Fische sind wechselwarme Tiere und haben die gleiche Körpertemperatur wie das Wasser, in dem sie leben." Da zur Temperatursteuerung keine Energie aufgewendet werde, sei das Verhältnis Futteraufnahme zum Zuwachs etwa nur halb so groß wie bei Rindern und Schweinen. Gerstner spricht von einer Wohlfühltemperatur, die bei karpfenartigen Fischen je nach Jahreszeit zwischen vier und 25 Grad schwankt. Im Wasser gelöster Sauerstoff sei ihre wichtigste Lebensgrundlage.
Wie am Land erzeugen Pflanzen mit Sonnenlicht den meisten Sauerstoff. Auch über die Wasseroberfläche werde mit Windunterstützung Sauerstoff eingetragen. "Der Sauerstoffbedarf der Fische steigt mit der Wassertemperatur", erklärt Gerstner und nennt zwei Beispiele. Ein 1000 Gramm schwerer Karpfen verbraucht bei zehn Grad Wassertemperatur in der Stunde 17 Milligramm Sauerstoff. Bei 30 Grad sind das sechsmal so viel. Bei null Grad sind pro Liter Wasser 14 Milligramm Sauerstoff gelöst, bei 30 Grad ist es gerade einmal die Hälfte. Daher also der Stress.
Mit viel Aufwand Sauerstoff ins Wasser bringen
Was tun? Michaela Gerstner-Scheller und ihr Vater haben eine Messstation aufgebaut, die die Sauerstoffsättigung in einem halben Meter und in anderthalb Metern Tiefe misst. Zum Wohl der Fische werden dann mittels elektrisch angetriebener Schaufelrädern die Teiche belüftet. Da im Außenbereich in der Regel kein Strom vorhanden ist, werden zum Antrieb Aggregate eingesetzt. "Die hohen Dieselpreise kennt man ja momentan", sagt die Fischwirtschaftsmeisterin, die in der Fischzucht groß geworden ist, mit Bedauern.
Wie so viele hofft auch sie auf Regen, "aber bloß keinen Starkregen". Denn dann entstünde das nächste Problem: Die trocken verdichteten Böden nähmen das viele Wasser nicht auf, mit Schlamm versehenes Gewitterwasser würde in die Teiche gelangen. "Teichfische werden dann zusätzlich wieder gestresst und es drohen große Fischverluste", erklärt Gerstner-Scheller.
Der Fischzuchtbetrieb Gerstner bewirtschaftet 100 Fischteiche in den Landkreisen Kitzingen und Schweinfurt. Der Familienbetrieb züchtet seit vier Generationen Süßwasserfische und ernährt die Familien von drei Fischzuchtmeistern und sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Kontakt: (09381) 1090 oder info@fischzucht-gerstner.de.
Darf auch Trinkwasser/ Garten-/Quellenwasser eingeleitet werden?