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Kitzingen
Wie Mimi zum teuersten Hund in der Geschichte des Kitzinger Tierheims wurde
Die Diagnose war verheerend: Die junge Hündin hatte gleich zwei kaputte Hüften. Zwei teure Operationen und eine große Spendenbereitschaft schenkten ihr ein neues Leben.
Mimi hat es geschafft: Nach zwei Operationen kann sie jetzt wieder gut laufen.
Foto: Iris von Crailsheim | Mimi hat es geschafft: Nach zwei Operationen kann sie jetzt wieder gut laufen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Nichts deutete auf ein Problem hin. Es war ein normaler Austausch, wie er regelmäßig zwischen Tierheimen stattfindet: Dort, in Rüsselsheim, ein überlastetes Tierheim, das geradezu überquoll. Hier, in Kitzingen, gab es noch freie Kapazitäten. Und so landete die Hessin Mimi mit ihren beiden Geschwistern im August vergangenen Jahres in Unterfranken. Während Bruder und Schwester bald an neue Besitzer vermittelt wurden, blieb Mimi alleine zurück. Vor allem aber blieb sie immer öfter liegen.

Lauffaul, lieber sitzen als laufen – da stimmte etwas nicht. Was da nicht stimmte, fand der Tierarzt schnell heraus. Die Röntgenbilder waren ebenso eindeutig wie ernüchternd: Mimi, noch kein halbes Jahr alt, hatte zwei kaputte Hüften. Vielleicht einfach nur Pech, vielleicht schlechte Gene. Was auch immer, das Kitzinger Tierheim hatte ein ziemlich großes Problem: Zwei neue Hüften sind bei einem Hund nicht mal eben so gemacht. Vor allem aber würden die beiden Operationen bei jeweils rund 6000 Euro pro Eingriff gewaltig ins Geld gehen.

Spender zeigten ein großes Herz

Das Röntgenbild von Mimi zeigt die eingesetzten Hüften.
Foto: Tierklinik Nürnberg Hafen | Das Röntgenbild von Mimi zeigt die eingesetzten Hüften.

12 000 Euro also. Plus das Drumherum, was sicherlich auch noch mal einen Tausender ausmacht. Wie das gehen soll? Klar: Es begann das Hoffen auf Spenden. Und was kaum machbar schien, klappte tatsächlich: Das Geld kam zusammen. Ein Gönner steuerte pro OP gleich 1500 Euro bei. Der Rest setzte sich aus kleineren Beträgen zusammen, um die 50 Spender zeigten ein großes Herz und engagierten sich finanziell für Mimi. 

Nach Operation Nummer eins blieb Mimi zunächst zehn Tage in der Nürnberger Tierklinik. Danach setzte ein Aufpäppel-Programm ein. Drei Monate gab es nur drei Ausflüge von je 20 Minuten. Ansonsten: ruhen, genesen.

Mimi, so erinnert sich Tierheim-Chefin Angela Drabant, machte "erstaunlich gut mit". Das alles zu organisieren sei für das Tierheim "wahnsinnig aufwändig" gewesen. Aber es lohne sich, der Erfolg konnte sich sehen lassen: Mimi war nach einem viertel Jahr wieder fit. Sie durfte dann noch ein paar Wochen entspannen – ehe sich die Prozedur wiederholte.

Mimis OP-Kosten haben einige Rahmen gesprengt. Am Ende dürften es – alles in allem – um die 13 000 Euro gewesen sein. "Manche kaufen sich dafür einen Kleinwagen", bringt es Tierheim-Chefin Angela Drabant auf den Punkt. Aber dass Mimi ein gutes Hundeleben haben sollte, stand trotz allem zu keiner Zeit in Frage. Und so wurde der Mischling ein Fall für die Geschichtsbücher: Die Anderthalbjährige ist der teuerste Kitzinger Tierheim-Hund aller Zeiten.

Die Vermittlung rückt in den Mittelpunkt

Mit nicht einmal einem Jahr benötigte Hündin Mimi neue Hüften.
Foto: Tierklinik Nürnberg Hafen | Mit nicht einmal einem Jahr benötigte Hündin Mimi neue Hüften.

Nachdem auch die Phase nach der zweiten OP gut über die Bühne gegangen war, stand der Muskelaufbau im Mittelpunkt. Aktuell geht es darum, die junge Hündin in eine Familie zu vermitteln. Mitunter ein zähes Geschäft, wie die Tierheim-Leiterin betont. Von den derzeit 18 Hunden würde eine ganze Reihe schon länger auf neue Frauchen und Herrchen warten.

Vor allem ältere Tiere hätten inzwischen kaum noch eine Chance auf ein neues Zuhause, was an einer völligen Verschiebung der Auswahlkriterien liege. Heutzutage werde so etwas wie der perfekte Hund gesucht, am besten jung, kerngesund und wohlerzogen, so die Erfahrung der Tierheim-Leitung. Genau das aber finde sich im Tierheim nur bedingt. Im Regelfall habe man es doch oft mit Tieren zu tun, die schon einiges durchgemacht haben. Zumal sich in Zeiten der Inflation und Teuerungswellen viele genau überlegen würden, ob die Anschaffung eines Haustieres nicht zum großen Wagnis wird. 

Wenn sich Hunde in der Warteschleife befinden

Aber: Aufgeben kommt für die Tierfreude nicht in Frage, zumal man Kummer und Ausnahmesituationen gewöhnt ist und immer wieder die seltsamsten Dinge erleben muss. Mag die Warteschleife für Mimi und ihre 17 Mitstreiter noch so groß sein, birgt doch jeder Tag auch Hoffnung: Dass es an der Tierheim-Tür klingelt und schnell klar ist: Man hat sich gesucht und gefunden, es passt auf Anhieb.

Wobei bei Mimi die Chancen sicherlich mit am besten sind. Ihre Beschreibung liest sich so: "Gesucht wird ein liebevolles Zuhause bei sportlichen Menschen, gerne bei einer fröhlichen Familie mit standfesten Kindern. Auch mit Artgenossen ist Mimi verträglich. Die eineinhalbjährige Hündin ist kastriert, gechipt, stubenrein und autofest." Vor allem aber: Wer so tapfer wie Mimi war, muss ganz einfach Glück haben.

Wer Interesse an Mimi oder einem der anderen Tierheim-Bewohner hat, kann sich jederzeit im Tierheim melden unter Tel.: (09321) 5063 oder im Internet unter www.tierheim-kitzingen.de.

 
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Kommentare
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  • Erwin Deppisch
    Was mich interessieren würde ist folgendes:
    Ist der Hund schon ausgewachsen?
    Muss die OP nochmal vorgenommen werden, kann hierauf jemand mir eine Information geben?
    Danke im Voraus
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  • Susanne Orf
    Vlt. hilft Ihnen Mimis Beschreibung auf der Homepage des Tierheims:

    https://www.tierheim-kitzingen.de/tiervermittlung/hunde/n-e-u-mimi-mittelgro%C3%9F/
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