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Iphofen
Wie Iphofen um jeden Quadratmeter Baugrund kämpft
Der Wohnungsmarkt treibt seltsame Blüten. Aufgrund der hohen Nachfrage kratzen Städte alles zusammen, was sie an Bauland kriegen können, wie ein Fall in Iphöfer 1b-Lage zeigt.
Vorsicht, Baustelle: Am westlichen Stadtrand Iphofens wird derzeit die alte Freileitung abgebaut. Auf Höhe des Strommasts könnte dann ein Wohnhaus entstehen.
Foto: Eike Lenz | Vorsicht, Baustelle: Am westlichen Stadtrand Iphofens wird derzeit die alte Freileitung abgebaut. Auf Höhe des Strommasts könnte dann ein Wohnhaus entstehen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Es sollte einmal ein Spielplatz werden, aber das war zu Zeiten, als Bauland noch reichlich vorhanden und der Wohnungsmarkt überschaubar war. Inzwischen tobt nicht nur in den Metropolen ein harter Verteilungskampf um Grund und Boden, bebaubare Grundstücke werden auch auf dem Land gehandelt, als gäbe es dort die Aussicht, auf Gold oder Öl zu stoßen. Die Bewerber stehen Schlange, allein in Iphofen liegt die Zahl, wie es aus dem Rathaus heißt, „weit im dreistelligen Bereich“. Immer neue Gebiete werden von den Kommunen erschlossen, und doch müssen sie am Ende oft einräumen: Es reicht nicht. So schürft auch eine Stadt wie Iphofen beharrlich nach Bauland, und seien es nur 815 Quadratmeter auf einem unscheinbaren Grünstreifen zwischen Dr.-Karlheinz-Spielmann-Straße und Stadtgraben West. Ein Strommast blockiert noch den Fortschritt, aber die Zukunft macht sich schon bereit: Bald könnte dort ein Wohnhaus stehen.

Im Frühjahr 2021 schlägt die Stunde der Investoren

Seitdem die Stadt Anfang 2019 eine Bebauung in Aussicht gestellt und das Grundstück damit quasi auf den Markt geworfen hat, reihen sich die Interessenten. Solange aber die alte Mittelspannungsleitung über das Gelände führte, war dort an Bauen nicht zu denken. Nun hat das Nürnberger Versorgungsunternehmen N-Ergie mit dem Rückbau der Leitung begonnen. Bis Frühjahr 2021 sollen der Mast an dieser Stelle weg und das Grundstück geräumt sein. Dann schlägt die Stunde der Investoren, denn selbst bebauen will die Stadt das Areal nicht. Sie hat allerdings klare Vorstellungen, was an dieser Stelle geht und was nicht geht. Am liebsten wäre ihr ein Mietshaus mit drei Parteien, das sich an der Schnittstelle zwischen Altstadt, Herrengraben und Wohngebiet in die Umgebung einfügt, ohne sein Umfeld zu dominieren.

Vor diesem Hintergrund stellte Stadtplaner Franz Ullrich dem Bauausschuss dieser Tage mehrere Modelle vor, wie eine Bebauung aussehen könnte. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Stellung des Gebäudes auf dem eng bemessenen Areal, bieten im Inneren aber nahezu die gleiche Aufteilung: zwei Vollgeschosse mit zwei kleineren Wohnungen im Parterre und einer etwa 100 Quadratmeter großen Wohnung im Obergeschoss, alle mit Zugang zum Garten. An Details wird noch zu arbeiten sein. So gab es im Ausschuss zum einen den Wunsch von Andreas Müller, das Gebäude um zwei Meter zu verbreitern, um mehr Wohnfläche zu bekommen – zum anderen klang die Sorge durch, dass der Baukörper in diesem „städtebaulich sensiblen Bereich“ zu wuchtig werden könnte, wie Otto Kolesch sagte.

Erste Skizzen wirkten auf den Nachbarn wie ein Schock

Einer der Nachbarn, Detlef Nowak, seit 23 Jahren dort verwurzelt, sagte in der Sitzung, er sei im März 2019 „schockiert“ gewesen von ersten Skizzen. „Ein mächtiger Bau an dieser Stelle ist der Komposition mit der Altstadt nicht zuträglich“, betonte er, und das Maximum aus dem Grundstück herauszupressen sei nicht der richtige Ansatz. Aber die Versuchung ist groß angesichts der „Bauplatznot und Mietwohnungsnachfrage“, von der der vormalige Bürgermeister Josef Mend sprach.

Auch Kolesch appellierte an das Gremium, nicht dem „Druck des Marktes“ nachzugeben und „an allen Ecken und Enden einen Geschossbau hinzuquetschen“. Das, so gab Bürgermeister Dieter Lenzer zu bedenken, sei nie das Ziel für den demnächst frei werdenden Bauplatz gewesen, und so will man es auch dem künftigen Bauherrn an dieser Stelle mit auf den Weg geben. Dass der Bebauungsplan dort ursprünglich einen Spielplatz vorsah, hatte nach Lenzers Worten einen triftigen Grund: Durch die Freileitung war eine Bebauung nicht möglich.

 
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