
Auf der Suche nach knapp gewordenem Bauland scannen Städte und Gemeinden inzwischen den letzten Winkel und die kleinste Lücke ihrer Gemarkung. In Iphofen könnte so auf einem schmalen Grünstreifen, den derzeit noch eine Stromleitung überspannt, ein zweigeschossiges Haus mit bis zu sechs Wohnungen entstehen, und zwar auf einem Areal, an dem sich Dr.-Karlheinz-Spielmann-Straße und Stadtgraben West treffen. Vier Interessenten gibt es laut Bürgermeister Josef Mend aktuell für das eng bemessene Wiesengrundstück, und es könnten noch mehr werden.
Das Baufenster müsste vergrößert werden
„Wir haben Bauplatznot und Mietwohnungsnachfrage“, sagte Mend am Montagabend im Bauausschuss des Stadtrats. Deshalb sei die Idee entstanden, das Grundstück zu vermarkten. Im Bebauungsplan ist die Parzelle zwar als nicht bebaubar dargestellt. Dies liegt aber an der Hochspannungsleitung, die Mend zufolge in diesem Frühjahr abgebaut wird. Nicht nur der Bürgermeister, auch Stadtplaner und Kreisbaumeister können sich das Areal als Standort für einen Geschosswohnungsbau vorstellen. Dazu müsste der zum Bahnhof führende Wirtschaftsweg hinter der Fläche ein Stück weit verschoben werden, um das Baufenster zu vergrößern. In den 70er und 80er Jahren gab es dort einen Spielplatz, der laut Mend allerdings nie angenommen worden sei. Jetzt wird über die städtische Wiesenfläche neu verhandelt.
Stadt als Bauherrin für Sozialwohnungen?
Der Bauausschuss steht dem Vorschlag dem Vernehmen nach offen gegenüber, jedoch gab es eine kurze Diskussion, angestoßen von Rupert Maier, der die Möglichkeit von Sozialwohnungen an dieser Stelle ins Spiel brachte. Die Stadt könne hier selbst ein Projekt verwirklichen, wie sie es ein Stück weiter vorne auf dem ehemaligen Anwesen der Baufirma Neubert plane, sagte Maier. Mend erwiderte, er habe „das Gefühl“, dafür reiche das Geld der Stadt nicht. „Das ist immer eine Frage des Wollens oder Nicht-Wollens“, sagte Maier. Von Mend kam der Hinweis, dass es nie geplant gewesen sei, dass die Stadt selbst als Bauherrin für soziale Wohnungsbauprojekte auftrete, sondern dies dem freien Markt überlasse. Die Stadt stoße damit an Grenzen. „2017 und 2018 waren goldene Jahre“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen. Das werde aber nicht immer so sein.
Die beste Idee soll belohnt werden
Die Mehrheit im Rat sah Maiers Idee eher skeptisch. „Von sozialem Wohnungsbau im eigentlichen Sinne haben wir nur in Nenzenheim gesprochen“, stellte Dieter Lenzer mit Blick auf ein dort laufendes Vorhaben fest. Jürgen Adler: „Wir sollten uns nicht verzetteln und das Grundstück dem Markt zur Verfügung stellen.“ Otto Kolesch erklärte: „Das ist ein sensibler Bereich dort und muss entsprechend gestaltet werden. Das löst hohe Mieten aus.“ Der Rat will sich von Stadtplaner Franz Ullrich nun für das gegenüber der Wallanlage liegende Areal ein Gebäudekonzept erstellen lassen und das Grundstück an denjenigen verkaufen, der diesem Konzept mit seinen Plänen am nächsten kommt.