
Vergangenen Frühsommer standen die Dettelbacher Stadttauben unter besonderer Beobachtung: Erst waren die Altstadtbewohner zur Tierzählung aufgerufen. Wenig später guckte eine Fachfirma noch einmal genau hin. Beide Zählungen ergaben schließlich ein ziemlich genaues Bild: In der Altstadt leben um die 800 Tauben. Was zu entsprechend vielen Hinterlassenschaften und – seit Jahren schon – zu noch mehr Verdruss bei den Anwohnern führt. "Kein erfreuliches Zusammenleben", fasste Bürgermeister Matthias Bielek die Situation bei der Jahresauftaktsitzung des Stadtrates zusammen.
Von einer Taubenplage wird zwar offiziell in Dettelbach nicht geredet – aber im Grunde ist es genau das: Es gibt wie vielerorts ein dickes Tauben-Problem. Erkannt ist das wie gesagt schon länger, angegangen wurde es vom neuen Stadtratsgremium. Die Aktion läuft seither unter dem schönen Begriff "Taubenmanagement" und mit Björn Kleinlogel gibt es einen entsprechenden Fachmann, der den Stadtratsmitgliedern beratend zur Seite steht. Der Mann ist Diplom-Biologe und sicherlich auch so etwas wie ein Taubenmanager, wobei er mit seiner Firma eher pragmatisch unter Schädlingsbekämpfer firmiert.
Wobei sich im Falle der Tauben das "Bekämpfen" in einem sehr engen Rahmen hält: Eine echte Handhabe hat man als Stadt eher nicht – so die ernüchternde Aussage des Fachmannes, der dem Gremium am Montagabend seine Sicht der Dinge darlegte. Fangen und wegschaffen geht schon mal nicht – schon aus dem einfachen Grund, weil es keine Abnehmer dafür gibt.
Futtermenge bestimmt alles
Im Grunde bleibt nur so etwas wie ein Trick. Dabei gilt als oberster Leitsatz: Die Menge der Tauben wird durch die Menge an Futter bestimmt. Selbst wenn man also heute fast alle Tauben wegfangen würde, wäre ziemlich genau die gleiche Anzahl bald schon wieder da. Weil durch genügend Futterreserven umgehend auch mehr Jungtiere überleben würden. Oder anders gesagt: Die Population bleibt nahezu immer, wie sie ist – egal, was man macht.

Weshalb nur Taubenschläge etwas bringen würden, so der Fachmann. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Das "Augsburger Modell" ist so etwas wie ein Taubenhotel samt Fütterung frei Haus, Grundreinigung und der Wegnahme der Eier. Unter dem Aspekt des Tierschutzes die wohl beste Variante. Praktiziert wird dieses Modell beispielsweise gerade in Würzburg.
Wo der Kot bleibt
Dagegen sieht das "Baseler Modell" keine Fütterung vor, dafür bleiben die Eier. Der Taubenschlag wird einmal im Monat gereinigt und desinfiziert. Der Effekt in diesem Fall: Die neuen Taubenschlag-Tauben fressen den ortsansässigen Tauben mehr Futter weg, weshalb die dann weniger Nachwuchs haben. Und: Ein Großteil des Kotes landet rund um den Taubenschlag und nicht in der Altstadt.
Noch etwas ist hier wichtig: In den Taubenschlägen müsste eine neue Tauben-Population angesiedelt werden. Um hier einen Ausgleich zu schaffen, würde die gleiche Anzahl Tier von den einheimischen Stadttauben weggefangen.
Was ein Taubenschlag kostet
Die Kosten sehen so aus: Für einen Taubenschlag sind einmalig rund 5000 Euro fällig, das "Betreiben" kostet dann jedes Jahr 11 000 Euro.
Die Entscheidung: "Basel" setzte sich knapp mit 11:9 gegen "Augsburg" durch. Statt Hotel gibt es also einen eher spartanischen Taubenschlag. Zwei bis drei Standorte außerhalb der Stadt werden jetzt ins Auge gefasst, wobei die Verwaltung Ausschau halten soll, wo genau diese Standorte sein könnten. Das dürfte sicher auch nicht ganz einfach werden, aber das haben die Ratsmitglieder an diesem Abend lernen müssen: Einfach ist beim Thema Tauben – egal ob man von Plage oder Management spricht – überhaupt nichts.
Die Tauben UND der Taubenkot verbleiben nahezu vollständig (ca.80%) in den Schlägen.
verbleibt nur noch die wilden Nistplätze tierschutzgerecht zu verschließen.