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Dettelbach
Unbekannter schießt mitten in der Altstadt auf Tauben
Ein Unbekannter macht in der Dettelbacher Altstadt Jagd auf Tauben. Zwei der Tiere wurden schwer verletzt. Wird der Täter gefasst, kann das unangenehme Folgen für ihn haben.
Eine Taube wurde in Dettelbach durch ein Projektil am linken Flügel verletzt. Sie bleibt damit dauerhaft flugunfähig.
Foto: Stadttaubenhilfe | Eine Taube wurde in Dettelbach durch ein Projektil am linken Flügel verletzt. Sie bleibt damit dauerhaft flugunfähig.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 09.02.2024 20:47 Uhr

Die Tat geschah wohl am helllichten Tag direkt am Dettelbacher Marktplatz: Binnen vier Tagen hat dort ein bislang Unbekannter zweimal mit einem Luftgewehr auf Tauben geschossen und die Tiere schwer verletzt. Die Polizei spricht von „schwerwiegenden Verstößen gegen das Tierschutzgesetz“ und sucht Zeugen, die die Tat oder den Täter beobachtet haben (Tel. 09321/141-0). „Wir sind besorgt, dass es mit Tauben anfängt und wir nicht wissen, wo es aufhört“, sagt Peter Ring, Gründer der Wildvogel- und Kleintierhilfe Kitzinger Land. Ob demnächst vielleicht Katzen oder Hunde ins Visier des Täters geraten.

Die Röntgenaufnahme einer Tierarztpraxis zeigt, dass das Projektil noch im linken Flügel der Taube steckt.
Foto: Stadttaubenhilfe/Tierarztpraxis Dr. Göde | Die Röntgenaufnahme einer Tierarztpraxis zeigt, dass das Projektil noch im linken Flügel der Taube steckt.

Die Taten spielten sich laut Polizei zwischen dem 9. und 13. Juni im Bereich des Marktplatzes und des Rathauses ab. Eine Frau fand die angeschossenen Tauben und brachte die eine direkt zum Tierarzt; die andere gab sie in die Obhut Peter Rings, der das Tier bei der Schweinfurter Stadttaubenhilfe White Angels ablieferte. Die Frau erstattete Anzeige bei der Polizei, die bei ihren Ermittlungen vor Ort ein Diabolo-Geschoss einer Luftdruckwaffe sicherstellte.

Solche Projektile stammen üblicherweise aus Luftpistolen, Luftgewehren oder sogenannten CO2-Waffen. Eines der Geschosse steckt – wie Röntgenaufnahmen zeigen – noch immer im linken Flügel der einen Taube, die flugunfähig bleiben wird. Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Fälle geht die Polizei davon aus, dass es sich um ein und denselben Täter handelt.

Tauben leben in Deutschland zunehmend gefährlich. Ende März wird eine Taube in der Coburger Altstadt durch ein Luftgewehrprojektil getötet, Mitte April erwischt es gleich mehrere Tiere im westfälischen Coesfeld. Sie werden mit Schussverletzungen tot in einem Gebüsch entdeckt. Und Anfang Juni schockiert ein Fall in Saarbrücken: Ein Unbekannter streckt in der Innenstadt sechs Tauben durch Schüsse aus einer Kleinkaliberwaffe nieder.

„Die Fälle häufen sich“, sagt auch Peter Ring, der sich betroffen zeigt von so viel Hass. Nachdem er selbst immer wieder auf verletzte Vögel gestoßen und dabei an die Stadttaubenhilfe White Angels (Weiße Engel) geraten war, gründete er vor Kurzem die Wildvogel- und Kleintierhilfe Kitzinger Land – als Bindeglied zwischen den Metropolen Schweinfurt und Würzburg.

Stadt Dettelbach setzt auf natürliche Vergrämung

Seitdem kümmert er sich um verwundete Fundtiere – Vögel, aber auch Igel oder Eichhörnchen, ganz aktuell etwa um einen Schwan, der am Fuß angefahren wurde, und einen Eichelhäher, der Probleme mit den Augen hat. Dass Tauben gerade in der Brutzeit geschützt sind, habe sich offenbar noch nicht bis zu jedem herumgesprochen, meint Ring. Im Dettelbacher Rathaus kann sich auf Nachfrage keiner an eine derartige Eskalation in letzter Zeit erinnern.

Bürgermeister Matthias Bielek räumt zwar ein, dass Tauben in der Altstadt inzwischen weit verbreitet seien und für Bürger schon einmal „ungemütlich“ werden könnten. Sie mit dem Luftgewehr zu jagen könne aber nicht die Lösung sein. Die Stadt setzt in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz auf natürliche Vergrämung, indem sie Nistkästen für Falken aufstellt. Die Vorstellung, dass in der Innenstadt jemand umgeht und mit einer Waffe um sich schießt, schreckt auch Bielek.

Tauben haben auf einem Hausdach in der Kitzinger Innenstadt ein gemütliches Plätzchen gefunden. Die Stadt setzt seit 2013 auf ein spezielles Taubenprojekt.
Foto: Karl Schönherr | Tauben haben auf einem Hausdach in der Kitzinger Innenstadt ein gemütliches Plätzchen gefunden. Die Stadt setzt seit 2013 auf ein spezielles Taubenprojekt.

Die Polizei ermittelt jetzt wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und wegen einer Ordnungswidrigkeit, die begeht, wer außerhalb eines Schießstandes ohne triftigen Grund eine Schusswaffe einsetzt. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe vom 19. Dezember 2019 können Schüsse auf Haustauben den Widerruf einer Waffenbesitzkarte rechtfertigen. Ein Jäger hatte in einem Wohngebiet regelmäßig mit seinem Gewehr auf Tauben angelegt. Ihm wurden daraufhin der Jagdschein und wegen Unzuverlässigkeit auch seine Waffenbesitzkarte entzogen.

Das Kitzinger Taubenprojekt

Um dem massiven Taubeneinfall, speziell am Marktplatz, zu begegnen hat sich die Stadt Kitzingen 2013 für einen Drei-Punkte-Plan entschieden. Er umfasst ein vom Stadtrat erlassenes Fütterungsverbot, setzt auf Aufklärung der Bürger und sieht die Ansiedlung der Vögel in genau kontrollierten Taubenunterkünften vor.
Im Taubenschlag werden die Tiere regelmäßig mit Futter und frischem Wasser versorgt. Die Population wird reguliert, indem man Taubeneier durch Attrappen ersetzt. Seit 2016 hat ein Taubenschlag sein neues Zuhause in einem Brückenpfeiler der Alten Mainbrücke gefunden, seit 2018 gibt es einen weiteren im Dachgeschoss eines Gebäudes in der Marktstraße. Der Erfolg ist inzwischen sichtbar: Weder am Marktplatz noch am Mainufer finden sich noch Scharen von nach Essen suchenden Tauben.
Quelle: Stadt Kitzingen
 
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  • P. R.
    Das Konzept der Taubenhäuser ist sowohl für Menschen als auch für die Tauben die beste Lösung! So wird die Versorgung sichergestellt, die Population kontrolliert, Tauben von öffentlichen Plätzen ferngehalten und der Tierschutz gewährleistet! Folgt jetzt noch die Aufklärungsarbeit, um endlich die Ammenmärchen um krankheitserregende Tauben aus der Welt zu schaffen. Diese sind für den Menschen keineswegs gefährlich! Jede Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln birgt weitaus höhere Risiken sich mit Krankheiten anzustecken, als das Berühren von Tauben, deren Bakterienstämme und Parasiten wirtsspezifisch, das heißt für Menschen ungefährlich sind!
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