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VOLKACH
Wer hilft, das Volkacher Freibad zu retten?
Nackte Füße oder mit Schuhen? Fürs Nichtschwimmer-Becken des Volkacher Freibads gilt die Warnung, es nur noch mit Badeschuhen zu benutzen. Es hat seit 19. Juli nach kurzer Sperrung wieder geöffnet.
Foto: Barbara Herrmann | Nackte Füße oder mit Schuhen? Fürs Nichtschwimmer-Becken des Volkacher Freibads gilt die Warnung, es nur noch mit Badeschuhen zu benutzen. Es hat seit 19. Juli nach kurzer Sperrung wieder geöffnet.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:55 Uhr

Was für ein heißer Start in die Sommerferien: Über 30 Grad zeigt das Thermometer seit rund zwei Wochen an, perfektes Freibad-Wetter. Das treibt die Besucherzahlen in die Höhe – auch in Volkach. Dennoch steht Bürgermeister Peter Kornell mit sorgenvoller Miene zwischen dem 50 Meter langen Schwimmerbecken und dem Nichtschwimmer-Bereich. Das bekannte Problem: Das Freibad benötigt dringend eine umfassende Sanierung.

Die meisten planschen ohne Badeschuhe

Die Mängel an den Fliesen sind so groß, dass das Nichtschwimmerbecken im Juli für mehrere Tage abgesperrt war. Mehrere Kinder hatten sich zuvor dort verletzt, kamen mit kleinen Schnittwunden an den Füßen aus dem Wasser. Nun weisen Schilder darauf hin: „Es kann aus Sicherheitsgründen nur mit Badesandalen genutzt werden.“ Die Praxis zeigt allerdings: Die meisten Mädchen und Jungen stürzen sich ohne solche Badeschuhe ins kühle Nass. Verletzungsrisiko auf eigene Gefahr.

Ein Zustand, der Kornell und Bademeisterin Anna-Lena Einbecker noch mehr Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Doch die Alternative wäre die dauerhafte Absperrung des Nichtschimmerbeckens gewesen. Und das während der Sommerferien.

Seit 1967 ist das Freibad in Betrieb, Ende der 1980er-Jahre wurden die Becken neu gefliest – und seitdem immer instandgehalten und ausgebessert, wie Peter Kornell betont. Doch das reiche nun einfach nicht mehr. Doch woher soll die klamme Stadt Volkach die geschätzten fünf Millionen Euro für eine Erneuerung nehmen? Auch die Umwandlung in ein Naturbad veranschlagt Kornell mit rund 3,5 Millionen Euro. Ist das Bad also noch zu halten? „Ich bin skeptisch, wenn uns niemand hilft“, sagt der Bürgermeister.

Das Allianzbad in Hofheim als Vorbild?

Schon der Betrieb kostet die Stadt jährlich rund 200 000 Euro. Bei rund 40 000 Gästen pro Jahr müsste man pro Gast fünf Euro Euro mehr verlangen, um die laufenden Kosten zu decken, rechnet Kornell vor. Und das sei weder sinnvoll noch gewollt. Er sieht andere Kommunen und Landkreise in der Pflicht, sich an den Betriebskosten zu beteiligen. Schließlich kämen die Badegäste aus vielen Orten und den drei Landkreisen Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg. Als gelungenes Beispiel nennt der Bürgermeister das Allianzbad in Hofheim, bei dem mehrere Gemeinden ein mögliches Defizit tragen (siehe Infokasten).

Oder könnte nicht wenigstens der Landkreis Kitzingen den Volkachern finanziell unter die Arme greifen? Das kommt nicht in Frage, wie die Pressesprecherin des Landratsamtes Corinna Petzold erklärt: „Der Betrieb/Unterhalt/Bau eines Schwimmbads ist ausschließlich gemeindliche Aufgabe im eigenen Wirkungskreis.“ Ein Defizitausgleich wäre eine „landkreisfremde“ Aufgabe und somit unzulässig. Außerdem hätte dies eine Präzedenzwirkung, da es im Landkreis weitere Schwimmbäder gibt.

Ehrenamtliche packen mit an

Unterstützung kommt hingegen vom Förderverein Volkacher Bäder, den es seit vier Jahren gibt. Der hat laut der Vorsitzenden Barbara Schmitt derzeit 120 Mitglieder, nicht nur aus Volkach und seinen Ortschaften, sondern auch aus Höchberg, Kolitzheim und weiteren umliegenden Gemeinden. Deren Einsatz sei vor allem im Frühjahr beim Auswintern gefragt, informiert Schmitt. Hierbei leisten die Mitglieder jährlich zwischen 350 und 400 ehrenamtliche Stunden. Vom Streichen der Bänke und Spielgeräte übers Hecke schneiden, Unkraut jäten und Spinde auswaschen sei viel zu tun und jedermann gerne gesehen. Das bestätigt auch Bademeisterin Einbecker: „Es ist immer Bedarf da, wenn einer helfen will.“

Bürgerentscheid über den Fortbestand?

Doch selbst wenn die laufenden Kosten niedriger wären, bedroht da immer noch der riesige Brocken namens Sanierung den Fortbestand des Freibads. Bürgermeister Peter Kornell überlegt sogar, die Volkacher per Bürgerentscheid abstimmen zu lassen, ob die Stadt fünf Millionen Euro mehr an Schulden für das Bad aufnehmen soll. Aber wer verzichtet schon gerne auf etwas?

Da scheint ein anderer Vorschlag Kornells realistischer: „Wenn uns einer eine Million Euro gibt für die Sanierung eines Beckens, wird das nach ihm benannt.“ Und er fügt mit einem leicht verzweifelten Grinsen in Richtung Landkreis-Süden hinzu: „Wie wäre es mit einem Nikolaus-Knauf-Schwimmbecken in Volkach?“

Was sagen die Besucher zur Zukunft des Freibades?

Wie Schwimmbäder finanziert werden

Die meisten öffentlichen Schwimmbäder in Deutschland sind in kommunaler Hand, gehören also der jeweiligen Stadt oder Gemeinde und sind somit eine freiwillige, öffentliche Aufgabe. Kostendeckend ist ein solcher Schwimmbetrieb nicht möglich; das Defizit trägt die Kommune. Im Gegensatz dazu stehen privat betriebene Spaßbäder oder Thermen, deren Eintritte aber deutlich höher sind.

Im Landkreis Kitzingen gibt es fünf kommunale Freibäder: in Abtswind, Gnötzheim, Kitzingen, Markt Einersheim und Volkach. Kommunale Hallenbäder gibt's in Iphofen, Kitzingen und Volkach. Das Schulbad in Dettelbach gehört dem Landkreis, der es auch betreibt. Der Altlandkreis Kitzingen hatte das Hallenbad 1969 noch vor der Gebietsreform gebaut. Es war seinerzeit das einzige Hallenbad im Altlandkreis und diente insbesondere der schulischen Nutzung.

Das Allianzbad in Hofheim wurde 2016 nach umfassender Sanierung wiedereröffnet. Deren Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro trägt die Stadt Hofheim, 400 000 Euro gab's als Förderung. An einem möglichen Defizit bei den Betriebskosten des Freibads beteiligen sich die Gemeinden der „Hofheimer Allianz“. Das direkt daneben liegende Hallenbad gehört dem Landkreis Haßberge und wird als Teil des Gesamtkonzepts „Kombibad Hofheim“ ebenfalls noch saniert.

Das geplante Nordbad in Würzburg wird als interkommunales Projekt von Stadt und Landkreis Würzburg das marode Bad an der Gustav-Walle-Schule in der Lindleinsmühle ersetzen. Das neue Schulbad soll bis 2020 auf dem Gelände der Wolfsskeel-Realschule (ebenfalls Stadtteil Lindleinsmühle) entstehen. Text: bh

Bademeisterin Anna-Lena Einbecker zeigt auf eine von vielen schadhaften Stellen im Volkacher Freibad.
Foto: Barbara Herrmann | Bademeisterin Anna-Lena Einbecker zeigt auf eine von vielen schadhaften Stellen im Volkacher Freibad.
Ferienzeit im Freibad Volkach. Das Bad ist seit 1967 in Betrieb und dringend sanierungsbedürftig. Volkachs Bürgermeister Peter Kornell zeigt auf eine von vielen schadhaften Stellen.
Foto: Barbara Herrmann | Ferienzeit im Freibad Volkach. Das Bad ist seit 1967 in Betrieb und dringend sanierungsbedürftig. Volkachs Bürgermeister Peter Kornell zeigt auf eine von vielen schadhaften Stellen.
 
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Kommentare
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  • mppthi
    Die Volkacher geben ihr geld blödsinnig für Bürgerbegehren und Bürgerendscheite aus und wollen dann die anderen Gemeinden belasten. Beim Weinfest Eintrittsgeld kassieren sollen noch eine Betteldose aufstellen! !!!
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  • doc80
    Das kommt davon wenn eingenomme Gelder für andere Dinge ausgegeben werden, über Jahrzehnte keine Rücklagen gebildet werden, neue Einnahmequellen abgelehnt werden (z.B. Hotel). Der Bürger soll nochmal herhalten für etwas, was er schon bezahlt hat. Jeder "Private" wäre pleite, die Stadt geht rum u. hält für ihre Misswirtschaft erneut die Hand auf. Vergesst es.. !
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