Mit starker Rückendeckung geht der Förderverein Volkacher Bäder an den Start: 118 Bürger waren bei der Gründungsversammlung am Mittwochabend im Pfarrheim dabei, 77 trugen sich gleich als Mitglied ein. Und ein Führungsteam um zwei von künftig drei gleichberechtigten Vorsitzenden will sich dem Nahziel des neuen Vereins widmen – dem Erhalt des von einer möglichen Schließung bedrohten Freibads.
Die Schwierigkeit der Situation skizzierte stellvertretende Bürgermeisterin Gerlinde Martin – eine der Initiatorinnen der Bäderinitiative – gleich zu Beginn der zweieinhalbstündigen Veranstaltung: Volkach muss etliche Millionen Euro in die Sanierung von Hallenbad und Freibad stecken, macht aber bei den Kosten ein sattes Minus: beim Hallenbad stehen gut 200 000 Miese in der jährlichen Bilanz, beim Freibad 150 000. „Wir müssen das Defizit verringern, um beide Bäder zu erhalten“, betonte Martin.
Hauptgrund der roten Zahlen sind die Personalkosten. Eine hohe fünfstellige Summe ist da pro Jahr im Freibad fällig. Genau hier will der Förderverein künftig einhaken. Rund 5000 Arbeitsstunden könne der Förderverein mit seinen Mitgliedern pro Jahr einbringen, sagte Gerhard Wagenhäuser, Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Volkach. Nicht unerheblich könnte auch der Vereinsbeitrag sein, der mit 24 Euro pro Jahr ebenfalls in den Freibad-Erhalt fließen würde.
Ermunterung und Tipps im Kampf ums Freibad gab's aus Abtswind, wo vor 17 Jahren das Gespenst der Schließung über der dortigen Einrichtung schwebte. Als zähes Wirken in „kleinen Schritten“ beschrieb Bürgermeister Jürgen Schulz die Erfolgsgeschichte des dortigen Fördervereins, an deren Ende die Sanierung stand: „Wir haben zwölf Jahre gebraucht.“
Es müsse nicht jeder handwerkliches Können einbringen, ermutigte Schulz die Volkacher zum ehrenamtlichen Einsatz. In Abtswind würden von Vereinsmitgliedern auch Sponsoren geworben, Marketing betrieben, bei Veranstaltungen geholfen. Schon der Mitgliedsbeitrag sei eine große Hilfe. Der Verein habe inzwischen der Gemeinde als Eigentümerin über Spenden und ehrenamtliche Arbeit einen hohen fünfstelligen Zuschuss erspart.
Den Wert eines Freibads hob der Bürgermeister deutlich hervor: „Das ist erhöhte Lebensqualität“. Und: „Wohlfühlen in Volkach. Das gehört zu den Aufgaben einer Stadt.“ Der leidenschaftliche Appell zugunsten des Freibades bekam viel Applaus und war der Startschuss für die Vereinsgründung, die allerdings äußerst zäh verlief. Die Vergabe der drei gleichberechtigten Spitzenposten führte zwar zur Nennung vieler Namen, aber zu ebenso vielen Absagen.
Erst die deutliche Ermunterung durch Moderator Claus Schreiner brachte den Umschwung. Elmar Datzer und Barbara Schmitt sind Vorsitzende, die Nummer drei im Team-Vorstand wird noch gesucht. Schriftführer ist Klaus Leckel, Kassier Reika Wach. Zu Beisitzern gewählt wurden Heiko Bäuerlein, Sascha Landgraf und Cengiz Zarbo. Mitglied des Vereinsausschusses ist auch die Wasserwacht Volkach in Gestalt der Vorsitzenden Sylvia Voit.
Vor der Gründung hatte Wagenhäuser die Frage der Investitionen im Freibad kurz beleuchtet. Deutlich mehr als eine halbe Million Euro müsse in die drängendsten Erneuerungen – vor allem an den Becken – gesteckt werden. Deutlich schwerer drückt das Hallenbad auf die schwachbrüstige Stadtkasse. Eine Sanierung kostet laut Planer Robert Stärr (Fritz Planung GmbH) zwischen 4,4 und sieben Millionen Euro. Ein Neubau – den einzelne Redner für vernünftiger hielten – sei deutlich teurer und werde nicht vom Freistaat bezuschusst.
Der neue Förderverein wird bald einer der Ansprechpartner des Stadtrats sein. Der will im Herbst über die Zukunft der Bäder diskutieren – und dabei wohl auch eine Grundsatzentscheidung treffen.
Anmeldeformulare für den Förderverein gibt es im Volkacher Hallenbad.
Standpunkt: Im Einsatz fürs schönste Freibad
Von unserem Redaktionsmitglied Harald Meyer
Das Volkacher Freibad ist eines der Schönsten der Region. Dahinter stehen viele Volkacher. 77 von ihnen wollen nicht nur von den Liegewiesen am Main schwärmen, sondern für den Erhalt kämpfen und arbeiten. Dieses deutliche Signal sollte der Stadtrat nicht überhören, wenn er im Herbst die Zukunft beider Bäder diskutiert. Da muss er genau abwägen, ob sich Volkach zwei Bäder, die in naher Zukunft viele Millionen Euro für die Sanierung brauchen, leisten kann.
Sieht man die notorische Finanzschwäche der Stadt, muss die Antwort Nein heißen. Wer den Wert des Tourismus für Volkach betrachtet und die Bedeutung solcher Einrichtungen als „weiche Standortfaktoren“ für Wirtschaftsansiedlung sieht, dürfte eher bäderfreundlich denken. Stärkstes Argument pro Freibad ist der Wohlfühlfaktor. Und für den macht sich der Förderverein stark, dessen Mitglieder mit persönlichem Einsatz zumindest das Defizit des Bades drücken wollen. Das ist gelebte Demokratie, ein Beispiel für die Kraft des Ehrenamts, die einer Belohnung wert ist: Dem Bekenntnis des Stadtrats zum (vermutlich) schönsten Freibad der Region.
Wir sprechen hier von Millionen für die Umbauten und Hundertausene jährlich für den Betrieb! - Die Jahresbeiträge von 2-3000 Euro reichen nicht aus!
Dieses Signal aus der Bevölkerung ist ein erster Schritt in die Zukunft und für den im Kommentar genannten Wohlfühlfaktor in Volkach ein wichtiges Steinchen im Puzzle der Gesamtvermarktung der Stadt.
Das "schönste Freibad" kann ich nur unterstreichen und hoffe, dass die Grundsatzentscheidung positiv ausfallen wird.
Als Stammtouristin und Wasserratte beobachte ich interessiert weiter und drücke die Daumen.