Einst speisten und amüsierten sich hier die Offiziere der US-Armee. Das Casino im Kitzinger Richthofen Circle unmittelbar gegenüber der Harvey-Kaserne war ein Hort des Vergnügens, des Loslassens und der guten Laune. Und daran hat sich im Grunde nichts geändert – nur dass dort heute nicht mehr zwingend Generäle und Offiziere ein- und ausgehen, sondern Hotelgäste, Urlauber, Geburtstags- und Hochzeitsgesellschaften oder einfach nur Freunde des guten Geschmacks.
Der Unternehmer Manfred Maier und seine Familie haben das weitläufige Areal von 2010 an Zug um Zug zum Freizeit- und Erholungsgelände umgebaut. Auf elf Hektar finden sich dort heute ein Drei- und ein Vier-Sterne-Hotel, zwei Restaurants oder eine Reitsporthalle. Jetzt soll das Ganze noch einmal deutlich vergrößert werden.
Man kann ohne Übertreibung sagen: Maier hat – eingebettet zwischen der Staatsstraße und dem Waldgebiet Giltholz und verkehrsgünstig gelegen zur A 3 – ein kleines Imperium geschaffen, das gerade an seine Grenzen stößt. Daher will er die bestehenden Häuser innerhalb der nächsten Jahre um etwa 100 Zimmer und 200 Betten erweitern. Zwei Neubauten sollen den Bestand der einstigen US-Kasernengebäude ergänzen, unter anderem will Maier Platz schaffen für Tagungen und Seminare.
Hinzu kommt ein großzügiger Wellnessbereich mit Außenschwimmbecken, sieben bis zehn Saunen und einer Fitness-Area. Es wird alternative Übernachtungsformen geben, etwa Baumhäuser, und ein Angebot für betreutes Wohnen. Reithalle und Reitsportplatz bleiben. Ein Großteil der neuen Stellplätze, etwa 60, werden in einer Tiefgarage untergebracht. Auf einer Freifläche im Osten des Grundstücks will Maier eine etwa ein Hektar große Photovoltaikanlage zur Eigenversorgung errichten. Schon heute betreibt er auf dem Gelände ein Nahwärmenetz, gespeist aus zwei Blockheizkraftwerken. Nachhaltigkeit ist ihm wichtig an diesem von der Natur umschmeichelten Ort.
Neben dem Burger-Restaurant gibt es noch ein zweites Lokal
Noch als Folge der Corona-Pandemie ist derzeit nur das Burger- und Steak-Restaurant in Betrieb. Mitte September will Maier auch das zweite Lokal auf dem Gelände wieder öffnen. Es bietet gehobenere fränkische und mediterrane Küche, passend zur Klientel seines Viersternehauses. Künftig wird das Gelände vom neuen Kreisverkehr aus erschlossen, der gerade auf der Staatsstraße errichtet wird und bis Jahresende fertig sein soll. An der Einfahrt zum Richthofen Circle soll demnächst ein neues Welcome-Center die Gäste begrüßen und ihnen "gewisse Orientierung" bieten, wie Maier sagt.
Mit zwei bis fünf Jahren rechnet der umtriebige Bauherr für die Umsetzung seines Projekts. Im Frühjahr hat er seine Expansionspläne dem Stadtentwicklungsbeirat vorgelegt – sie wurden dort "einstimmig befürwortet", wie Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) sagte. Am Donnerstagabend landete das Projekt nun im Stadtrat, weil dafür sowohl der Bebauungsplan als auch der übergeordnete Flächennutzungsplan geändert werden müssen.
Von der Stadt hieß es, sie unterstütze die Entwicklung des Gebiets. Und auch aus Reihen des Stadtrates kam viel Lob für die Pläne. "Wir können stolz und glücklich sein", erklärte Alt-OB Siegfried Müller (UsW), "dass wir so einen Investor an dieser Stelle gefunden haben." Immerhin sei "seit Jahren" moniert worden, es gebe in Kitzingen zu wenig Hotelplätze. "Das wird Kitzingen voranbringen", so Müller. Auch Rank äußerte sich "erfreut" über die Hotelerweiterung und den Bau der Photovoltaikanlage auf dem Areal. Einstimmig brachte der Stadtrat die nötigen Änderungen auf den Weg.
In der Nähe befinden sich ein Industriebetrieb und bald das Tierheim
Von Manfred Paul (SPD) kam der Hinweis, den "Bestandsschutz" für den benachbarten Industriebetrieb mit in den künftigen Bebauungsplan aufzunehmen. Dort wisse man nämlich bislang nichts über die Erweiterungspläne auf dem Hotelareal. Der etwa 250 Meter entfernt geplante Neubau des Tierheims hat aus Sicht des Bauamts keinen Einfluss auf das von Maier geplante Projekt und führe "zu keiner Beeinträchtigung", wie Sachgebietsleiterin Bianca Buck sagte. Größere Bedenken im Bebauungsplanverfahren gegen das Vorhaben sind an dieser Stelle am Stadtrand nicht zu erwarten.