
Emmentaler-Käse, so befand jüngst das EU-Gericht, muss nicht nicht zwingend aus der Schweiz kommen. Manche hielten das Urteil für Käse, weil auf dieser Welt inzwischen fast alles Käse ist. Der mit Abstand beste Käse lässt sich tatsächlich keinem Gebiet zuordnen, sondern einer Berufsgruppe: den Politikern.
Der endgültige Beweis für diese These wird zum einen gerade in Berlin erbracht. Dort zeigt die Ampelkoalition, dieses Experiment aus der Chaosforschung, wie das gekonnte Zusammenspiel von Politik und Käse funktioniert. In der Hauptstadt wird aktuell ein Käse produziert, der selbst Emmentaler in den Schatten stellt.
Wie das Käsemachen geht, zeigten jetzt auch die Bürgermeister der Kommunalen Allianz des Drei-Franken-Ecks. In der Aischtaler Käserei stellten die Ortsoberhäupter den Drei-Franken-Bürgermeisterkäse her. Jeder Bürgermeister durfte für seine Gemeinde eine Käsesorte kreieren. Geiselwinds Bürgermeister Ernst Nickel entschied sich, weil sich im Logo der Kommunalen Allianz die Farbe Rot befindet, für einen Chili-Käse. Was wieder einmal zeigt, dass der Steigerwälder als solcher zu den scharfen Zeitgenossen gehört.
Nicht minder scharf war kürzlich der Vorschlag an dieser Stelle, wie sich der barrierefreie Ausbau des Kitzinger Bahnhofes beschleunigen ließe: Indem sich Barbara Becker in ihrer Eigenschaft als CSU-Landtagsangeordnete daran festklebt, bis in diesem endlosen Drama endlich was passiert. Eine CSU-Abgeordnete als Klima-Kleberin – die Bilder hätten es in die Tagesschau geschafft. Am nächsten Tag wäre Bahn-Chef Richard Lutz persönlich mit Spaten und Schaufel angerückt. Vielleicht wäre er auch erst am übernächsten Tag gekommen, falls er mit seiner eigenen Bahn gefahren wäre.
Leider wird aus all dem nichts: Inzwischen hat sich die MdL-Wiesenbronnerin gemeldet und den Vorschlag dankend abgelehnt. "Anpacken statt ankleben", schreibt die Abgeordnete, sei besser. Deshalb werde sie erneut zum Bahnhofs-Campen nach Kitzingen kommen, am 5. und 6. September sei es wieder soweit. Bei der Forderung nach einem Bahnhofsumbau setze sie, so ihre Ankündigung, auf "Beharrlichkeit und Freundlichkeit".
Nun ist es so, dass Beharrlichkeit und Freundlichkeit an der Bahn so schnell abprallen, wie ein ICE auf einer Neubaustrecke fährt. Falls Barbara Becker das Campen in Kitzingen zur Dauereinrichtung machen will, bis endlich was passiert, sollte sie wissen, dass sie in den kommenden 30 Jahren nirgendwo anders einen Campingplatz zu buchen braucht. Ins Emmental wird sie deshalb nie kommen – aber richtigen Käse gibt es ja inzwischen überall.