
Man denkt ja mitunter, dass einen in Kitzingen nichts mehr überraschen kann. Das stimmt so nicht. Erst diese Woche kam uns eine unglaubliche Geschichte zu Ohren: In der fastnachtfrohen Groß-Weinstadt wird – aufgemerkt – tatsächlich Wein vergraben.
Die Tradition des Vergrabens ist in Kitzinger Landen tief verwurzelt. Man kennt das beispielsweise von Kirchweihen. Endet die Kerm, wird sie standesgemäß beerdigt. Meist opfert man dafür ein Bierfass. Ein Jahr später kommen die Kirchweihburschen und graben das Fass wieder aus. Die Kirchweih kann von vorne beginnen.

Diesen Kreislauf gibt es seit einiger Zeit nunmehr auch beim Kitzinger Stadtschoppen. Neigt sich der Oktober und damit die weinselige Zeit dem Ende entgegen, hüpfen ein paar Schoppen-Fans in einen Schelch und rudern mit Hauruck vom Stadtbalkon zu einer vorgelagerten Maininsel. Da passiert dann das: Eine Flasche Wein wird in einer Holzschatulle begraben. Um sie sodann im Mai wieder auszugraben.
Letzter Schelch statt letzte Fuhre
Dieses Verbuddeln ist vermutlich der Grund, warum man auch von einer Buddel Wein spricht. Und warum es dieses Sprichwort gibt: Wer andern eine Grube gräbt, fällt mit Wein hinein. Wer dabei sein will, wenn statt der letzten Fuhre der letzte Schelch fährt: Am Sonntag ab 17 Uhr ist es wieder soweit.
Da sieht man mal wieder: In Kitzingen gehen die Uhren anders. Besonders die von der Kreuzkapelle in Etwashausen. Die funktioniert schon lange Zeit nicht mehr. Aus einem irdischen Grund, wie Pfarrer Pfarrer Gerhard Spöckl beichtete: Es gab ein Handwerker-Problem. An diesem Kirchweih-Wochenende soll die Uhr aber wieder funktionieren. Was nur recht und billig ist, schließlich handelt es sich um eine Promi-Kirche, die einst die Rückseite des 50-Markt-Scheins zierte.
Behörden schauen komisch aus der Wäsche
In Volkach wäre man froh, wenn man nur ein Handwerker-Problem hätte. Dort soll bekanntlich eine Flüchtlingsunterkunft gebaut werden. Auserkoren war dafür war ein Standort in einem Industriegebiet. Was aber aus mehreren Gründen so nicht geht. Hat nur keiner gemerkt. Obwohl nur Fachleute am Werk waren. Komischerweise wurde der Kardinalsfehler nicht entdeckt: Von der Regierung nicht. Vom Investor nicht. Vom Volkacher Bauamt nicht. Vom Landratsamt nicht.
Jetzt gucken alle etwas seltsam aus der Wäsche. Und das bei einem dermaßen strittigen Thema, auf das gerade wirklich alle schauen. Etwa so, wie alle schauen würden, wenn jemand in Kitzingen den Falterturm abreißen wollte. Oder wenn jemand Wein vergräbt.