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Kitzingen
Warum in Kitzingen Wein vergraben wird und in Volkach an der Flüchtlingsunterkunft alle geballt scheitern
Weichhans Wochenrückblick: Ein wenig Kirchweih-Tradition. Der Blick auf den 50-Mark-Schein. Dazu eine Kirche mit Handwerker-Problemen. Die Kolumne am Wochenende.
Warum in Kitzingen Wein vergraben wird und in Volkach an der Flüchtlingsunterkunft alle geballt scheitern
Foto: Foto Angie Wolf, Collage MP
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 16.10.2024 02:46 Uhr

Man denkt ja mitunter, dass einen in Kitzingen nichts mehr überraschen kann. Das stimmt so nicht. Erst diese Woche kam uns eine unglaubliche Geschichte zu Ohren: In der fastnachtfrohen Groß-Weinstadt wird – aufgemerkt – tatsächlich Wein vergraben. 

Die Tradition des Vergrabens ist in Kitzinger Landen tief verwurzelt. Man kennt das beispielsweise von Kirchweihen. Endet die Kerm, wird sie standesgemäß beerdigt. Meist opfert man dafür ein Bierfass. Ein Jahr später kommen die Kirchweihburschen und graben das Fass wieder aus. Die Kirchweih kann von vorne beginnen.

Stadtschoppen-Liebhaber vergraben Jahr für Jahr eine Flasche Wein am letzten Tag des Stadtschoppens auf einer vorgelagerten Insel im Main – und legen dann am Stadtbalkon an, um gemeinsam zu feiern.
Foto: Bernhard Ziegler | Stadtschoppen-Liebhaber vergraben Jahr für Jahr eine Flasche Wein am letzten Tag des Stadtschoppens auf einer vorgelagerten Insel im Main – und legen dann am Stadtbalkon an, um gemeinsam zu feiern.

Diesen Kreislauf gibt es seit einiger Zeit nunmehr auch beim Kitzinger Stadtschoppen. Neigt sich der Oktober und damit die weinselige Zeit dem Ende entgegen, hüpfen ein paar Schoppen-Fans in einen Schelch und rudern mit Hauruck vom Stadtbalkon zu einer vorgelagerten Maininsel. Da passiert dann das: Eine Flasche Wein wird in einer Holzschatulle begraben. Um sie sodann im Mai wieder auszugraben.

Letzter Schelch statt letzte Fuhre

Dieses Verbuddeln ist vermutlich der Grund, warum man auch von einer Buddel Wein spricht. Und warum es dieses Sprichwort gibt: Wer andern eine Grube gräbt, fällt mit Wein hinein. Wer dabei sein will, wenn statt der letzten Fuhre der letzte Schelch fährt: Am Sonntag ab 17 Uhr ist es wieder soweit.

Da sieht man mal wieder: In Kitzingen gehen die Uhren anders. Besonders die von der Kreuzkapelle in Etwashausen. Die funktioniert schon lange Zeit nicht mehr. Aus einem irdischen Grund, wie Pfarrer Pfarrer Gerhard Spöckl beichtete: Es gab ein Handwerker-Problem. An diesem Kirchweih-Wochenende soll die Uhr aber wieder funktionieren. Was nur recht und billig ist, schließlich handelt es sich um eine Promi-Kirche, die einst die Rückseite des 50-Markt-Scheins zierte.

Behörden schauen komisch aus der Wäsche

In Volkach wäre man froh, wenn man nur ein Handwerker-Problem hätte. Dort soll bekanntlich eine Flüchtlingsunterkunft gebaut werden. Auserkoren war dafür war ein Standort in einem Industriegebiet. Was aber aus mehreren Gründen so nicht geht. Hat nur keiner gemerkt. Obwohl nur Fachleute am Werk waren. Komischerweise wurde der Kardinalsfehler nicht entdeckt: Von der Regierung nicht. Vom Investor nicht. Vom Volkacher Bauamt nicht. Vom Landratsamt nicht. 

Jetzt gucken alle etwas seltsam aus der Wäsche. Und das bei einem dermaßen strittigen Thema, auf das gerade wirklich alle schauen. Etwa so, wie alle schauen würden, wenn jemand in Kitzingen den Falterturm abreißen wollte. Oder wenn jemand Wein vergräbt.

 
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