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Landkreis Kitzingen
Warntag im Landkreis Kitzingen: Warum nicht überall die Sirenen heulen werden
Bei Alarmierungen ist das Umland von Kitzingen im Vorteil, und Sirene ist nicht gleich Sirene. Der Katastrophenschutz-Experte Jürgen Link erklärt, wie man Warnmeldungen bekommt.
Wer eine Warn-App installiert oder die Benachrichtigung auf seinem Handy aktiviert hat, sollte am Donnerstag beim bayernweiten Warntag informiert werden.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert | Wer eine Warn-App installiert oder die Benachrichtigung auf seinem Handy aktiviert hat, sollte am Donnerstag beim bayernweiten Warntag informiert werden.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:04 Uhr

Laut könnte es am Donnerstag, 9. März, im Landkreis Kitzingen werden. Um 11 Uhr werden die Sirenen getestet, denn das Bayerische Innenministerium organisiert einen bayernweiten Warntag. Schon wieder? Ja, denn der bundesweite Warntag Anfang Dezember 2022 sorgte für zahlreiche Beschwerden. Ziel des jetzigen Warntags ist zu überprüfen, ob die Warnung immer noch zu holprig abläuft.

Am Landratsamt ist Jürgen Link der Beauftragte für den Katastrophenschutz im Landkreis Kitzingen. Mit dem Warntag Ende vergangenen Jahres war er zufrieden. Alle 54 Sirenen, die zur Warnung der Bevölkerung im Landkreis installiert sind, funktionierten. Was aber nicht heißt, dass im ganzen Landkreis Sirenen zu hören waren. In der Stadt Kitzingen zum Beispiel, gibt es wegen der fast täglichen Feuerwehr-Alarmierungen keine Sirene mehr. Das wäre sonst zu viel des Guten.

Jürgen Link ist der Beauftragte für den Katastrophenschutz im Landkreis Kitzingen.
Foto: Julia Lucia | Jürgen Link ist der Beauftragte für den Katastrophenschutz im Landkreis Kitzingen.

Wo werden beim bayernweiten Warntag am 9. März im Landkreis Kitzingen die Sirenen aufheulen?

Nicht überall im Landkreis, wo eine Sirene zu sehen ist, wird diese um 11 Uhr auch losgehen. Denn: Es gibt Feuerwehr-Sirenen und Sirenen zur Warnung der Bevölkerung. Nur Letztere werden beim Warntag getestet. Insgesamt gibt es im Landkreis 104 Sirenen für die Feuerwehr, also in fast allen Orten des Landkreises, und 54 Sirenen für den Katastrophenschutz. 51 dieser Sirenen stehen im 25-Kilometer-Umkreis des stillgelegten Kernkraftwerks Grafenrheinfeld, denn hier muss der Landkreis die Warnung der Bevölkerung vor radioaktiven Strahlen vorhalten. "Deswegen ist der nördliche Landkreis komplett mit Warnsystemen ausgestattet: etwa alles, was nördlich der Autobahn ist", erklärt Jürgen Link.

Die 54. Sirene ist eine Besonderheit, denn sie steht nicht auf Gemeindegebiet, sondern auf Betriebsgrund des Unternehmens Tega, das als gasverarbeitender Betrieb unter erweiterte Pflichten der Störfallverordnung fällt.

Die Feuerwehr Iphofen hat schon eine mobile Sirene, die schnell auf ein Fahrzeug montiert werden kann.
Foto: Julia Lucia | Die Feuerwehr Iphofen hat schon eine mobile Sirene, die schnell auf ein Fahrzeug montiert werden kann.

Warum heult eine Feuerwehr-Sirene nicht auch bei einem Warntag für den Katastrophenschutz?

Eine Frage der Zuständigkeiten. Für die Alarmierung der Feuerwehren sind die Gemeinden zuständig, für den Katastrophenschutz der Bund, der seinen Bereich in den vergangenen Jahren allerdings immer weiter zurückgefahren hat. Dazu kommt noch die Umstellungsphase von analogen auf digitale Sirenen, die voraussichtlich ab 2024 beginnen wird.

"Der Landkreis Kitzingen ertüchtigt nicht Sirenen im Analogbereich, wenn er weiß, in zwei Jahren gibt es die digitale Alarmierung", sagt Link. Bei den digitalen Sirenen ist es möglich, Feuerwehr-Sirenen mit einen Zusatzmodul auch für den Katastrophenschutz zu nutzen. "Wir hoffen, dass die Gemeinden das Zusatzmodul installieren, aber wir haben darauf keinen Einfluss", erklärt Link. Er sagt aber auch, dass sich durch Ukraine-Krieg, Corona und Hochwasser das Bild komplett gewandelt habe und alle wieder hellhörig geworden seien.

In der Stadt Kitzingen gibt es keine Sirene mehr. Wie wird dort die Bevölkerung bei einer Katastrophe gewarnt?

Durch die Warn-Apps Nina, Katwarn und Biwapp, durch das Cell-Broadcast-System, Rundfunkdurchsagen und mobile Warnsirenen. Der Landkreis hat vergangenes Jahr drei mobile Warnsirenen angeschafft, die jetzt im Frühjahr geliefert werden. Laut Link sind gerade bei lokalen Ereignissen diese Sirenen, die aufs Dach eines Feuerwehrfahrzeugs montiert werden können, von großem Vorteil, da die Bevölkerung flexibel gewarnt werden kann. 

Gerade die Warn-Apps haben im Dezember nicht funktioniert. Warum? 

"Da hatten wir keine Schuld. Das lag am Bund beziehungsweise dem Freistaat Bayern, der die Warnung auslöst", erklärt Link, sagt aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger die Apps auch installieren müssen und für das Cell-Broadcast-System die Einstellungen oft händisch auf dem Handy geändert werden müssen. "Blöderweise ist es bei jedem Handy etwas anders", sagt Link.  Er empfiehlt in den Einstellungen des Handys nach drahtlosen Notfallwarnungen zu suchen, und dann Notfallbenachrichtigungen zuzulassen. "Notfalls muss man es googeln", sagt Link, der persönlich alle drei Warn-Apps installiert und die Benachrichtigung über Cell Broadcast aktiviert hat. "Im Katastrophenfall ist es doch sicherer, wenn man mehrere Wege hat", macht er Werbung für die Apps, die man sich kostenlos downloaden kann und die keine Gebühren kosten. 

An der Rückseite des Schulgebäudes sitzt in Geiselwind die Sirene zur Alarmierung der Feuerwehr. Beim bayernweiten Warntag am Donnerstag, 9. März, wird sie aber nicht zu hören sein.
Foto: Andreas Stöckinger | An der Rückseite des Schulgebäudes sitzt in Geiselwind die Sirene zur Alarmierung der Feuerwehr. Beim bayernweiten Warntag am Donnerstag, 9. März, wird sie aber nicht zu hören sein.

Wer löst den Alarm am Donnerstag aus? Wie sollen Bürgerinnen und Bürger reagieren?

Das Bayerische Innenministerium löst den Alarm für die Warn-Apps und Cell Broadcast über das Module Warnsystem des Bundes (MoWaS) aus. Die Mobilfunkanbieter müssen dann die Nachricht ausstreuen. Die Sirenenalarmierung macht die Leitstelle in Würzburg, den Auftrag dazu gibt Link. Sein Rat für den Warntag: "Um 11 Uhr das Fenster aufmachen und hören, ob die Sirene heult." Hört man keine, solle man sich an die Heimatgemeinde wenden. 

Ist der Landkreis für eine Alarmierung im Katastrophenfall gut gerüstet?

"Wir machen schon ziemlich viel", sagt Link. Es gibt die Warn-Apps. "Aber natürlich ist da jeder selber verpflichtet, sich in Eigeninitiative diese aufs Handy zu laden", appelliert Link nochmals, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Dann seien da noch die Warnung der Bevölkerung über die Sirenen – ein einminütiger Heulton – und die Rundfunkdurchsagen. "Und irgendeiner hört immer Radio", sagt Link. "Wir sind auch nicht in einer Großstadt. Bei uns kennt noch jeder jeden", lobt Link die Nachbarschaft auf dem Land. "Wir haben im ländlichen Bereich noch eine intakte Warnkultur. Sie funktioniert auch in der Stadt Kitzingen noch."

Hier heulen am 9. März die Sirenen

Nicht überall im Landkreis Kitzingen werden beim bayernweiten Warntag die Sirenen ertönen. Alle Ort mit entsprechender Sirene liegen – bis auf Iphofen, Birklingen und Marktbreit – im 25-Kilometer-Umkreis des stillgelegten Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. Das sind:
  • Volkach mit allen Ortsteilen
  • Prichsenstadt mit allen Ortsteilen
  • Wiesentheid ohne Untersambach
  • Kleinlangheim mit allen Ortsteilen
  • Dettelbach mit allen Ortsteilen
  • Nordheim
  • Sommerach
  • Iphofen mit Birklingen
  • Schwarzach mit allen Ortsteilen
  • Albertshofen
  • Buchbrunn
  • Mainstockheim
  •  Firma Tega in Marktbreit 
Quelle: jul
 
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  • P. R.
    Hat funktioniert! Dummerweise war ich gerade dabei, eine Sprachnachricht abzuhören. Ich will nicht sagen, dass ich mich erschrocken hab, aber die Seele hat mittlerweile zurück in den Körper gefunden zwinkern
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