Das Haus für Jugend und Familie stößt im Kitzinger Stadtrat auf große Zustimmung. Das Gebäude gibt der städtischen Jugendarbeit nicht nur eine adäquate neue Heimat, sondern berücksichtigt auch die Interessen von Familien mit eigenen Räumen. Überdies brachte ein Architekten-Wettbewerb ein Gebäude hervor, das in vielerlei Hinsicht vorbildlich werden könnte. So jedenfalls die überwiegende Meinung in Stadtrat und Verwaltungsspitze.
Allerdings hat das Projekt auch seinen Preis: War man anfangs von sechs Millionen Euro für das Jugendhaus ausgegangen, sind es mittlerweile schon 9,5 Millionen Euro – ohne, dass die Ausschreibung schon gelaufen wäre. Gut möglich also, dass die Grenze zur Zweistelligkeit noch überschritten wird.
Auf Anlieger-Beschwerden eingegangen
Den aktuellen Planungsstand stellte das federführende Architekturbüro Langensteiner Bienhaus, Ettlingen, kürzlich im Stadtrat vor. Dabei versuchte das Team auch Einwände von 24 Anwohnern aus der Jahn- und aus der Talstraße zu entkräften, die zuletzt in einem Brief an die Stadt fundamentale Kritik am Standort und der Umsetzung des Projekts geübt hatten.
Das langgestreckte Gebäude, das die Jahnstraße flankieren soll, parallel zur Florian-Geyer-Halle auf dem gegenüberliegenden Teil des Sportplatzes, dient zu zwei Dritteln der Fläche als Jugendhaus und zu einem Drittel als Treff für Familien. Im Jugendhaus wird es Raum für Bewegung, ein Jugendcafé als zentralen Treffpunkt, Räume für Mediennutzung, Bands und Werkstätten geben. Dazu kommt Platz für die Verwaltung.
Im Familienteil sind zwei Gruppenräume, Verwaltung, Toiletten und Küche untergebracht. Auch gibt es davor einen Außenbereich für Eltern mit Kindern. Von dort aus wird das ehemalige "Radlernest", ein Gebäude an der Ecke Jahnstraße/Talstraße, barrierefrei erreichbar sein. Es soll künftig Seminarräume beinhalten.
Am Rand des Geländes entlang der B8/Repperndorfer Straße finden sich Parkplätze sowie ein öffentlicher Streetball- und ein Pumptrack-Gelände, also eine in den Hang modellierte Fläche für Mountainbiker.
Ökologische Ziele der Planung
In der Vorstellung wurde betont, dass alle Bäume entlang der Jahnstraße erhalten bleiben; das war eine Sorge der Anwohner. Sie sollen der Begrünung des Areals und als Schallschutz wirken. Zugleich erfuhr das Gremium, dass das Dach des Gebäudes begrünt wird, so dass es einen Ausgleich für 90 Prozent der durch den Bau versiegelten Fläche geben wird. Die Dachbegrünung dient zugleich als Wasserspeicher, so dass möglichst viel Regenwasser weiterhin im Außenbereich versickern soll. Auch das ist ein Anliegen der Nachbarn.
Abschließend hob Architektin Julia Bienhaus die Vorteile der Holzbauweise aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht hervor. Sie verkürze die Bauzeit und verringere den Baulärm für die Nachbarn. Holz biete eine angenehme Atmosphäre, sei wartungsarm und Schäden seien leicht auszubessern. Das Gebäude soll mit Biomasse beheizt werden und könnte möglicherweise auch dabei ein Leuchtturm-Projekt werden: Es ist daran gedacht, Trester-Abfälle aus dem Weinlandkreis als Brennstoff zu verwenden.
Bienhaus' Fazit: Das Haus für Jugend und Familie wolle kein Zuhause ersetzen, aber "wir wollen ein zweites Zuhause bieten, in dem sich Kinder und Jugendliche entfalten können". Oberbürgermeister Stefan Güntner fand den weiterentwickelten Entwurf jedenfalls "begeisternd und überzeugend". Die Planung wird vorangetrieben.