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Großlangheim
Vertrieb von Tiny Häusern: Busunternehmer erlebt riesige Nachfrage nach Mobil Homes und kämpft um Grundstücke
Fabian Schmitt aus Großlangheim vertreibt Tiny Häuser aus Polen und hätte viele Interessenten. Doch noch hadert der Unternehmer mit Gemeinden, Banken und Versicherungen.
In seinem Hof in Großlangheim hat Fabian Schmitt zwei Mobilheime als Musterhäuser zum Anschauen.
Foto: Andreas Stöckinger | In seinem Hof in Großlangheim hat Fabian Schmitt zwei Mobilheime als Musterhäuser zum Anschauen.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:44 Uhr

In eine Sparte mit augenscheinlich großer Zukunft ist das Busunternehmen Schmitt aus Großlangheim eingestiegen. Der Familienbetrieb bietet neben den Busfahrten seit gut drei Jahren auch Mobilheime und Tiny Häuser an. Juniorchef Fabian Schmitt ist überzeugt, dass in dem Bereich ein enormes Potenzial steckt.

Schmitt sagt, er habe keinen Mangel an Interessenten für die 40 bis 57 Quadratmeter großen Häuser. "Der Markt ist riesig. Wir haben eine Liste an Kunden, die sagen: Wenn wir ihnen ein Grundstück bringen, würden sie sofort ein Mobilheim kaufen."

Im Weg stehen in erster Linie die Probleme mit dem Erwerb von Grundstücken und manche Behörden. Zuletzt, so Schmitt, sei er im Landkreis Kitzingen immer wieder auf Vorbehalte bei Grundstücksbesitzern und Kommunen gestoßen. Sie trauen sich noch nicht so recht, Flächen für die bis zu 57 Quadratmeter großen Häuschen bereit zu stellen.

Woran das seiner Ansicht nach liegt? Die meisten Gemeinden in Bayern wüssten nicht, wie sie damit umgehen sollen. Kommunen täten sich gerade beim Punkt Baugenehmigung schwer, so der Unternehmer. Weil die Häuser auf Räder stehen, sei manchem unklar, ob sie als Wohnwagen oder festes Gebäude gelten. Aber Fabian Schmitt weiß: "Sobald sie an Kanal und Wasser angeschlossen sind, zählen sie als feste Gebäude."

Die Rathäuser im Landkreis Kitzingen sind noch skeptisch

Innen recht geräumig sind die Mobilheime, die Fabian Schmitt aus Großlangheim verkauft.
Foto: Andreas Stöckinger | Innen recht geräumig sind die Mobilheime, die Fabian Schmitt aus Großlangheim verkauft.

Bevor man aber in den Rathäusern einen Fehler mache, werden dort die Anfragen lieber abgelehnt, so lautet Schmitts Erfahrungen. Er vergleicht es mit der Zeit, als vor einigen Jahren die Holzhäuser aufkamen. Da sei die Skepsis ähnlich groß gewesen.

Genauso zögerlich verhielten sich aktuell Banken und Versicherungen. Auch sie wüssten nicht so recht, wie das Mobilheim einzuordnen ist. Gilt es als Fahrgestell, auch wenn es keine Nummer hat? Dazu bestünden Bedenken, so Schmitt, dass man es stehlen könnte. Für Versicherungen sei nicht klar, wie sie ein Mobil- oder Tiny Haus als Gebäude bewerten sollen.

Im Bereich Mobilheime sei in Deutschland gerade vieles erst im Entstehen; das habe Schmitt gemerkt. In anderen europäischen Ländern, wie etwa Holland, Kroatien oder Spanien, sei man auch bei der Akzeptanz dieser Häuschen viel weiter und dem Ganzen aufgeschlossener.

Der Großlangheimer berichtete von weiteren Erfahrungen, die er im Umkreis in der Sparte machte. So habe er vor einigen Monaten über das Kitzinger Landratsamt alle Gemeinden im Landkreis angeschrieben, ob sie Grundstücke für seine Häuser hätten. Die Resonanz? Lediglich zwei meldeten sich überhaupt.

Unternehmer Schmitt will Überzeugungsarbeit leisten

Blick ins Schlafzimmer in einem Mobilheim.
Foto: Andreas Stöckinger | Blick ins Schlafzimmer in einem Mobilheim.

Als Folge habe er in den Rathäusern angerufen. In einer weiteren Gemeinde stieß er auf offene Ohren. Dort habe man ihm eine drei Hektar große Fläche angeboten; alles schien klar. Dann kam jedoch die Autobahn in die Quere: Es bestünden Bedenken wegen Lärmschutz, hieß es, und das Thema war wieder erledigt.

Schmitt will Überzeugungsarbeit leisten. Als einen der nächsten Schritte hat sich der Großlangheimer Unternehmer vorgenommen, Vertreter aller 31 Landkreis-Gemeinden zu sich einzuladen, damit diese sich die Tiny Häuser aus der Nähe anschauen können. Das sei viel besser und eindrücklicher als auf dem Papier.

Einblicke in eine kleine, eigene Wohnwelt gewährt Fabian Schmitt mit zwei Musterhäusern.
Foto: Andreas Stöckinger | Einblicke in eine kleine, eigene Wohnwelt gewährt Fabian Schmitt mit zwei Musterhäusern.

Und wie kam Schmitt überhaupt auf diese Geschäftsidee? Eher zufällig stieß das Busunternehmen darauf. Die ersten Häuschen schaffte sich der Betrieb an, weil man auf die Schnelle eine Wohnung für einen Fahrer suchte. Für ihn besorgte man in Gnodstadt, wo die Firma einen Bus-Abstellplatz hat, eine mobile Lösung. Das Pilotprojekt bewährte sich; mit der Zeit fragten weitere seiner Fahrer nach einer derartigen Bleibe.

Also entschloss sich der gelernte Kfz-Mechaniker, tiefer in die Materie einzusteigen. Bereits 2019 gründete Schmitt das Unternehmen "mobilhome 4you" und stellte kleine Häuschen auf das Firmengelände direkt an der Großlangheimer Ortsdurchfahrt. Immer mehr Vorbeifahrende wurden neugierig und hielten deswegen an, erzählt er. "Nachdem der 20. bei uns fragte, haben wir gesagt: Daraus machen wir ein Geschäft."

Schmitts Tiny Häuser werden in Polen gefertigt

Noch stehen viele Tiny Häuser erst virtuell. Viele Kommunen scheuen sich, das Thema anzupacken.
Foto: Andreas Stöckinger | Noch stehen viele Tiny Häuser erst virtuell. Viele Kommunen scheuen sich, das Thema anzupacken.

Als Folge informierte sich Fabian Schmitt detailliert. Er schaute sich vieles an, bis er den aus seiner Sicht richtigen Partner für sich fand.

Eine polnische Firma fertigt die aus Stahl konstruierten Häuser, die Schmitt in Großlangheim vertreibt. Der Preis für ein solches mobiles Heim geht bei 70.000 Euro los. Je nach Kundenwunsch bei der Ausstattung geht es dann finanziell nach oben. Hinzu kommen noch Grundstück und Erschließung. Von der Bestellung an dauere es, so Schmitt, drei Monate, bis das Mobilheim produziert, geliefert und aufgestellt ist.

 
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  • C. B.
    Kenne ich noch von meiner Zeit in den USA, dort gibt es unzählige Parks für hauptsächlich die niedrig Einkommen Population.
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  • E. K.
    Diese Baracken kennen viele aus dem Urlaub, worin man sehr gut einige schöne Tage auf engen Raum miteinander verbringen kann.
    Aber wenn man ehrlich ist, rechnen sich die Hütten selbst bei den aktuell hohen Baupreisen nicht, weil es sich im Grunde genommen um einen besseren Wohnwagen handelt.
    In Kroatien, Italien, den USA und vielen anderen Ländern hat man schon viel mehr Erfahrungen damit gesammelt, und gibt den Baracken eine durchschnittliche Lebendauer von Plus Minus 20 Jahren ..
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  • P. K.
    Was soll der Krampf mit den Mobilheimen? Es spricht ja nichts gegen ein kleines Haus das nicht mobil ist. Das kann dann richtig dicke Wände zwecks guter Wärmedämmung haben weil es aussenrum ja etwas größer werden darf. Nur den Mindeststandard, wie bem Mobilhaus, zu erfüllen heißt ja Geld in der Heizung zu verbrennen und das Klima zu heizen. Teurer als so ein Mobilhaus wird es auch nicht weil es kein Fahrgestell braucht. Und überhaupt wird so ein Mobilhaus nach paar Jahren zur Immobilie weil Reifen und Radlager vergammeln.
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  • T. E.
    Sollen diese Wohnwagen als "Tyni Haus" als dauerhafte Wohnung genutzt werden, müssen halt genau die gleichen Bauvorschriften wie bei allen Häusern erfüllt werden (Wärme- Brandschutz etc) - daran fehlt es häufig. Mit den notwendigen Abstandsflächen ist der Platzbedarf auch nicht sonderlich wirtschaftlich.
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  • M. K.
    Auch so kann man schnell günstig Wohnraum schaffen.
    Nur die viel gescholtene Bürokratie steht im Weg.
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  • W. V.
    Ist das wirklich so günstig? Wenn noch die Grundstückskosten dazukommen und die Versorgungsleitungen. Außerdem der Flächenverbrauch. Wie Quadratmeter braucht man pro Haus?
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  • H. S.
    Traurig, dass die Landkreis-Gemeinden nicht in der Lage sind, sich umfassend zu informieren und stattdessen Anträge lieber grundweg ablehnen. Anscheinend sind die Verwaltungen hauptsächlich da, um sich selbst zu verwalten. Ähnlich wie das Landratsamt.
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