zurück
Iphofen
Verschärfte Parkregelung in der Iphöfer Altstadt: 4 Punkte, auf die sich Anwohner und Touristen jetzt einstellen müssen
Seit 30 Jahren kämpft Iphofen um ein schlüssiges Parkkonzept. Jetzt nimmt die Stadt einen neuen Anlauf. Nur der letzte und entscheidende Schritt fehlt auch diesmal – noch.
Am Iphöfer Marktplatz ist der Parkdruck innerhalb der Altstadt am höchsten. Regelmäßig steht Iphofens gute Stube voller Autos.
Foto: Eike Lenz | Am Iphöfer Marktplatz ist der Parkdruck innerhalb der Altstadt am höchsten. Regelmäßig steht Iphofens gute Stube voller Autos.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 15.09.2024 02:27 Uhr

War das nun der große Wurf, auf den man in Iphofen seit drei Jahrzehnten hinarbeitet? Hat es dazu ein Fachbüro aus Nürnberg, einen Bürgerspaziergang und so manche Diskussionsschleife in Stadtrat und anderen Gremien gebraucht? Das war die große Frage an einem Abend, an dem es um nicht mehr und nicht weniger ging als ein zukunftsfähiges Parkkonzept für die Altstadt, das im besten Fall allen Seiten gerecht wird.

Es ist vorerst nur ein Revolutiönchen geworden, etwas, das Einheimischen wie Touristen manches abverlangen und manch liebgewonnene Privilegien beschneiden wird. Zur Revolution kann es noch wachsen – wenn der Stadtrat bereit ist, auch noch den letzten, den entscheidenden von fünf Schritten zu gehen. Fünf Schritte, die der Verkehrsingenieur Tammo Schade vom Nürnberger Büro pb consult vorgeschlagen hat, um endlich Ordnung und Struktur in die oft verwilderte Parkplatz-Landschaft rund um den Marktplatz zu bringen. Die ersten vier, so hat der Stadtrat am Montag entschieden, sollen jetzt umgesetzt werden.

1. Besseres Parkleitsystem: Touristen sollen draußen parken

Das Ziel ist klar: Touristen sollen möglichst erst gar nicht mit dem Auto in die Altstadt hineinfahren, sondern einen der gut 400 Parkplätze vor den Toren ansteuern. Doch viele wissen gar nicht, dass es am Einersheimer Tor oder an der Karl-Knauf-Halle große kostenlose Flächen zum Parken gibt. Von dort aus sind es nur kurze Wege in die Altstadt. "Uralt" nennt Bürgermeister Dieter Lenzer das aus den 1990er-Jahren stammende Parkleitsystem. "Das erkennt heute keiner mehr." Verkehrsexperte Schade schlägt daher vor, die Schilder neu zu gestalten und so für bessere Orientierung vor allem bei Auswärtigen zu sorgen.

2. Sichtbare Markierung: Parkplätze sollen besser erkennbar sein

Dem Parken in der Altstadt sind derzeit kaum Grenzen gesetzt. Die Folge: Jeder stellt sich dorthin, wo gerade Platz ist: vor Einfahrten, auf Gehwege, in Kreuzungsbereiche, auch mal in Zweierreihen in die Mitte des Marktplatzes – in jedem Fall aber verbotswidrig. Diesem wilden Parken will die Stadt Einhalt gebieten, indem sie einen Teil der vorhandenen 290 Stellplätze in der Altstadt markiert. Nicht mit weißen Linien, sondern mit kleinen handflächengroßen Metallstiften, die sich dezent ins historische Stadtbild fügen und trotzdem gut erkennbar sind. "Das ist der wesentliche Schlüssel", sagt Bürgermeister Lenzer.

Was ist Parkplatz, und wo gehören Autos eher nicht hin? Bislang ist das in der Iphöfer Altstadt nicht immer klar ersichtlich.
Foto: Eike Lenz | Was ist Parkplatz, und wo gehören Autos eher nicht hin? Bislang ist das in der Iphöfer Altstadt nicht immer klar ersichtlich.

3. Mehr Umschlag am Marktplatz: Kurzzeitparkplätze sollen wachsen

Es ist der alte Zielkonflikt: Soll der Marktplatz autofrei werden oder nicht? Ein Ergebnis des jüngsten Bürgerspaziergangs war laut Experte Schade, das Parken am Marktplatz nicht gänzlich zu verbieten, aber zu begrenzen. Um den Umschlag zu steigern, sollen in einem ersten Schritt 15 Kurzzeitparkplätze mit maximal 30 Minuten Parkzeit (bisher zwei Stunden) geschaffen werden. In einem weiteren Schritt kann Tammo Schade sich vorstellen, ausschließlich diese 15 Parkplätze anzubieten und alle anderen zu streichen.

4. Parkregelung anpassen: Nachts sollen die meisten Autos raus

Bislang darf in der gesamten Altstadt von 9 bis 18 Uhr bis zu zwei Stunden kostenlos geparkt werden, die Regelung gilt auch an Sonn- und Feiertagen. Das soll sich nun ändern. Der Plan ist, die Parkzeit werktags auf 60 Minuten zu begrenzen; zwischen 18 und 9 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen sollen Autos gänzlich raus aus der Altstadt. Parken darf dann nur noch, wer eine Ausnahmegenehmigung besitzt. Für Bäckereien oder Geschäfte soll es aber auf jeden Fall eine Reihe von Kurzzeitparkplätzen geben.

Wenn es Nacht wird in Iphofen, sollen nach Vorstellung der Verkehrsplaner die meisten Autos raus aus der Altstadt.
Foto: Julia Lucia | Wenn es Nacht wird in Iphofen, sollen nach Vorstellung der Verkehrsplaner die meisten Autos raus aus der Altstadt.

5. Heikelster Punkt: Parkausweise nach strengeren Maßstäben vergeben

Mit den Ausnahmegenehmigungen ist man im Rathaus bislang großzügig, manche sagen inflationär umgegangen. So sind derzeit 181 Bewohner-Parkausweise im Umlauf, mit denen zeitlich unbegrenzt in der Altstadt geparkt werden kann. Dazu kommen fast noch einmal so viele für Stadt oder Gewerbe. Hotels und Pensionen etwa erhalten pro Zimmer einen dieser Ausweise für ihre Hausgäste. "Das wäre das Erste, was ich einziehen würde", sagte Stadtrat Andreas Müller am Montag. Aber so weit ist man noch nicht.

Weil Bürgermeister Dieter Lenzer weiß, wie "heikel" dieses Thema ist, will man es erst "in einem zweiten Schritt angehen" und sich die Sache "in Ruhe betrachten". Im Raum steht der Vorschlag, künftig nur noch einen Parkausweis pro Haushalt zu vergeben und auch nur an Anwohner, die auf ihrem Grundstück keinen Stellplatz zur Verfügung haben. Strittig war aber schon in der Vergangenheit, was Anwohnern zumutbar ist; ob sie etwa Garagen oder Scheunen leerräumen müssen, um dort ihr Auto abstellen zu können.

Klar ist: Ohne entsprechenden Ausweis müssten auch Anlieger künftig vor den Toren parken. Als die Experten von pb consult neulich rund 140 Altstadtbewohner befragten, welche Wege sie in Kauf nehmen würden, antwortete mehr als die Hälfte, sie seien nicht bereit, länger als zwei Minuten zu ihrem Auto zu laufen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Iphofen
Eike Lenz
Altstädte
Andreas Müller
Dieter Lenzer
Parkausweise
Parkleitsysteme
Stadt Kitzingen
Verkehr im Landkreis Kitzingen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top