Wohlfahrt ist ein großes Wort. Die Deckung der Grundbedürfnisse schwingt darin ebenso mit wie das Gemeinwohl und die Sorge für notleidende oder gefährdete Menschen. Ein besonderes Wohlfahrtsprojekt ist 2018 in Kitzingen gestartet: Damals wurde eine ökumenische Beratungsstelle für Obdachlose in der Egerländer Straße eingerichtet, dem Kitzinger Brennpunkt schlechthin, voller Konflikte und problembeladen bis unters Dach.
Mit der Sozialberatung sollte Abhilfe geschaffen werden. Eine Art Präventivteam sollte sich diesen Konflikten widmen, möglichst noch bevor sie entstehen. Die "Sozialberatung Egerländer Straße – ein ökumenisches Projekt" nahm ihre Arbeit auf. Zwei Sozialpädagoginnen versuchten alles, und langsam entwickelten sich die Dinge tatsächlich zum Besseren. Die "Hilfe zur Selbsthilfe" wurde in erster Linie den 114 dort lebenden Menschen – 70 Männer, 30 Frauen und drei Familien mit insgesamt sieben Kindern – angeboten. Beratungsgespräche, Wohnungen vermitteln, Anträge ausfüllen, Kontakt zu Ämtern und Behörden aufnehmen.
Finanziert wird das Sozialprojekt von Stadt und Landkreis Kitzingen sowie Caritas-Verband und Diakonischem Werk, befristet bis Herbst 2022. Klar war aber auch schnell: Das Projekt soll darüber hinaus fortgesetzt werden. Der Kitzinger Stadtrat sprach sich dafür aus, weil das, was als Not- und Sofortmaßnahme begonnen hatte, zunehmend Früchte trug.
Krisenmanagement hat über die Jahre gut funktioniert
Es ging voran – wenn auch in kleinen Schritten. Soziale Beratung und ein Krisenmanagement vor Ort haben nicht nur funktioniert, sondern wurden zunehmend sogar als Erfolgsmodell angesehen. Ein Modell, dem die Arbeit nicht so schnell ausgeht und das deshalb – wie zuletzt auch Bernhard Christof, Bereichsleiter Gefährdetenhilfe bei der Caritas Würzburg sagte – kein abruptes Ende finden sollte.
Zumal die Stadt gerade dabei ist, ihre Obdachlosenfürsorge auf andere Beine zu stellen. In dem bestehenden Quartier soll eine neue Unterkunft geschaffen werden, ein schlichtes Gebäude für bis zu 30 Personen, wobei der Baubeginn noch offen ist.
Es könnte also alles in Butter sein – wenn es nicht Streit ums Geld gäbe. Caritas und Diakonie kündigten an, bei der Umsetzung des Projekts weiterhin im Boot zu sein, sich aber aus der Finanzierung zurückzuziehen.
Das führte kürzlich im Sozialausschuss des Kitzinger Kreistags für Unmut. Vor allem Freie-Wähler-Fraktionschef Josef Mend prangerte den Rückzug an. Der Ausstieg der Wohlfahrtsverbände sei "unanständig", jetzt würden Stadt und Kreis auf den gesamten Kosten sitzenbleiben. Gertrud Schwab (CSU) fand den Vorgang ebenfalls "stark befremdlich".
Der Landkreis knüpft seine Zusage an eine Bedingung
Um die beiden Sozialpädagoginnen mit jeweils 30 Wochenstunden ausstatten zu können, hatte der Kreis zunächst 30.000 Euro jährlich und dann 37.500 Euro gegeben. Nun lag dem Ausschuss ein Schreiben der Stadt Kitzingen vor, in dem die Bitte geäußert wurde, dass sich der Kreis doch ab 2023 mit 40.000 Euro an dem Projekt beteiligen möge.
Trotz des Ärgers stimmte das Gremium der Anfrage zu, knüpfte die Zusage jedoch an eine Bedingung: Wenn es zu einer Auszahlung kommen soll, müsse das Präventivangebot der Beratungsstelle nicht nur Bürgern der Stadt Kitzingen zur Verfügung stehen, sondern von allen Menschen im Landkreis genutzt werden können.