Das Kitzinger Notwohngebiet im Stadtteil Siedlung an der Ecke Egerländer Straße/Tannenbergstraße, mit Anfängen in den 1960er-Jahren, muss von Grund auf erneuert werden. Die Stadt will aber nicht nur neue Gebäude schaffen, sondern in diesem Zuge auch die Bewohnergruppen trennen. Zu lange haben Obdachlosen, Mieter mit sozialen oder Suchtproblemen mit finanziell schwachen Familien Tür an Tür gewohnt.
Der Begriff vom Getto mit zweifelhaftem Ruf hat sich festgesetzt. Nicht selten finden Bewohner nur schwer eine Arbeitsstelle oder eine andere Wohnung, wenn sie ihre aktuelle Adresse angeben. Nachdem die problematische Gemengelage jahrelang vor sich hindümpelte, hat die Stadt 2018 in einer konzertierten Aktion mit Landkreis und Kirchen erste Schritte unternommen, nicht nur durch Renovierungen die Wohnsituation zu verbessern, sondern durch eine soziale Betreuung den Bewohnern zu helfen, wieder Fuß zu fassen. Das Ziel: die Rückkehr in ein normales, selbstbestimmtes Leben.
Obdachlosenunterkunft nur noch für kurze Wohndauer
Begleitend wird die Stadt Kitzingen nun den Gebäudebestand im Notwohngebiet erneuern. Dazu gehört auch, speziell für obdachlos gewordene Bürger der Stadt eine zweckmäßige Unterkunft zur Überbrückung anzubieten. Zehn einfache Wohnungen ohne Komfort sind geplant. Darin sollen Bedürftige vorübergehend wohnen dürfen, bis sie wieder in eine dauerhafte Bleibe umziehen können.
Das ist ein entscheidender Unterschied zu früher: Denn die für den Notfall gedachten Wohnungen wurden schleichend zu Dauer-Unterkünften, quasi ungeplanten Sozialwohnungen. Mancher Mieter lebt dort inzwischen seit Jahrzehnten – was im Übrigen die kommende Umsiedlung nicht einfacher macht.
Der Stadtrat hatte im Mai dieses Jahres mehrheitlich beschlossen, die neue Obdachlosenunterkunft nicht generell außerhalb des Notwohngebiets zu bauen, sondern sie auf dem gleichen Areal, im rückwärtigen Bereich der Mietshäuser, zu belassen. Ursprünglich sollte sie in Nähe der Panzerstraße und des Rödelbachs entstehen.
Stadtrat tagt am Donnerstag
Für die kommende Stadtratssitzung am Donnerstag, 18. November, ab 18.30 Uhr in der Alten Synagoge steht das Thema wieder auf der Tagesordnung. Die Stadtverwaltung teilt hierzu mit, dass der vorgesehene und vom Stadtrat mehrheitlich präferierte Bauplatz doch nicht infrage kommt. Das Grundstück sei vom Untergrund ungeeignet, zu stark zum nahen Sportplatz abfallend und zudem gibt es planungsrechtliche Schwierigkeiten.
Die neue Unterkunft soll deshalb näher an die Rödelbachstraße heranrücken. Da auf dem gesamten Areal neue Gebäude entstehen, also auch neuere Sozialwohnungen als Ersatz für die alten, will die Stadt die Zufahrt zur Obdachlosenunterkunft provisorisch über die Egerländer Straße erschließen. Langfristig, wenn alle Gebäude des Notwohngebiets erneuert sind, könnte dann eine Stichstraße von der Rödelbachstraße gebaut werden.