Die Zahl der Besucher an der Marktstefter Badebucht "Alte Fähr" ist an diesem warmen Sommerabend übersichtlich. Es ist Mittwoch und nicht Samstag- oder Sonntagnachmittag bei brüllender Hitze, als sich Bürgermeister Thomas Reichert, sechs Stadtratsmitglieder und ein gutes Dutzend Anlieger hier treffen. Und es ist auch schnell klar, warum an heißen Wochenenden bis zu 350 Menschen hier Zuflucht suchen: Das hier ist ein richtig schönes Stück Mainufer, mit Wiese, großen Bäumen und Sandstrand.
Am Abend zuvor war die "Alte Fähr" Thema im Stadtrat und auch die Auswüchse und das Leid der Anlieger. Da ist die enge Mainstraße mit viel Verkehr an heißen Tagen. Da ist der alte Sportplatz, der dann als Parkplatz dient. Da sind am Abend viel Müll, zerbrochene Glasflaschen und Fäkalien im Gebüsch im Umfeld. Drastische Szenen spielen sich ab, wie Reichert schilderte: Da zieht sich ein Mann am Ufer nackt aus, watet bis über den Bauchnabel ins Wasser, verzieht das Gesicht – seine Exkremente ploppen an die Wasseroberfläche. Gefragt warum er sich im Wasser erleichtert, gibt's die Antwort: "Weil keine Toiletten da sind."
Es fehlt an Toiletten
Toiletten – das ist natürlich Thema beim Ortstermin. Die Stadt könnte zwar ihren Toilettenwagen dort aufstellen, aber in Coronazeiten ist das mit der Hygiene wohl kaum zu meistern. Früher mal, vor einigen Jahren noch, da gab's an der Mainstraße den Radlerimbiss, und dieser hatte eben die Toiletten. Für Reichert eine Win-Win-Situation: Die Leute konnten ihre Notdurft verrichten und haben dann gleich noch ein Eis oder ein Getränk mitgenommen. Kurzfristig für dieses Jahr gibt es dafür wohl keine Lösung. Doch für kommendes Jahr könnte sich die Stadt dort einen Foodtruck vorstellen, von dem aus dann auch Toiletten betrieben werden – die Anschlüsse dafür sind da.
Auf die Schnelle ist das aber keine Lösung, denn die Stadt hat wohl vor vielen Jahren Teile des Ufers von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gepachtet. Je mehr an Infrastruktur sie am Badestrand einrichtet, desto mehr wird das zur offiziellen Badestelle. Und dann müsste die Stadt auch eine Badeaufsicht installieren, was keiner möchte.
Trotzdem ist es die Vermüllung, die viele Marktstefter ärgert, sie dazu bringt, selbst Hand anzulegen. Hundebesitzer, wie Elisabeth Stadtelmann etwa, sammeln beim Morgenspaziergang mit dem Hund Müll ein, und viel Lob gibt es für den Bauhof, der auch oft hier unterwegs ist. Anwohnerin Charlene Gareis sagt, sie gehe vor der Frühschicht gerne schnell im Main schwimmen. "Ich weiß, wie es früh hier aussieht", sagt sie und erklärt sich auch spontan bereit dazu, wenn die Stadt hier Aschenbecher aufstellt, von der Liegewiese die Kippen aufzusammeln. "Wenn dort keine Kippen liegen, dann nutzen die Leute vielleicht auch die Aschenbecher." Zustimmung gibt es dafür von den Räten und die Zusage, auch Abfallkörbe aufzustellen.
Parkplätze und Wohnmobilstellplätze
Wenige Meter weiter, auf dem alten Sportplatz, könnten dann auch die Fahrzeuge der Besucher geparkt werden und in der untersten Reihe einige einfache Wohnmobilstellplätze eingerichtet und damit der Schotterparkplatz am ehemaligen Hafen entlastet werden.
Am Ende des Sportplatzes, im Schatten unter Bäumen, haben es sich die Schmiedels im Schatten großer Bäume gemütlich gemacht. Sie hatten hier früher einen Garten und kommen fast täglich an diese Stelle. Ihr Blick geht auf den nächsten Sandstrand am "Mädelsbau", wo auch das Hafenfest stattfindet. Doch der Sand liegt hier nur am Ufer, erzählen sie, "im Wasser wird es gleich schlammig". Da will natürlich keiner baden, hier legen höchstens einmal Ruderer oder Stand-Up-Paddler an. Für die Stadt kein Handlungsbedarf.
Gespräch löst Probleme mit Jugendlichen
Dritte Station ist der "Baggerbock", eine Plattform am Ende des erschlossenen Kleidergeländes über dem Main, an dem früher Steine verladen wurden. Die Stadt hat hier Liegen aufgestellt, die Situation erinnert an eine verkleinerte Form der Kitzinger Stadtbalkons mit Blick aufs Wasser und die dahinter liegenden Weinberge. Unter der Plattform hatte es Probleme mit Marktstefter Jugendlichen gegeben, das hat sich aber nach Aussagen des Bürgermeisters zwischenzeitlich gegeben – manchmal hilft miteinander reden.
Fazit des Bürgermeisters: "Wir müssen für die kommenden Jahre eine Struktur vorgeben, damit nicht jeder macht, was er will." Wie diese Struktur aussehen kann, darüber dürfte der Stadtrat wohl noch diskutieren.