An manchen Wochenenden sehen die Astheimer vor lauter Einhörnern kaum noch ihren Ort. Dann stürmen die Erholungssuchenden scharenweise mit ungezählten aufblasbaren Gummibooten, Einhörnern und Donuts heran. Der kleine Ort am Main im Landkreis Kitzingen ist so etwas wie die Einstiegsstelle für den lauschigen Altmain: Zwölf Kilometer geht es von hier am langen Nebenarm über Nordheim und Köhler bis Sommerach, das wiederum gerne als Ausstiegsstelle genutzt wird.
Dazwischen: Fünf Kanu-Verleiher und drei Campingplätze mit zusammen 500 Stellplätzen. "Ferien daheim in Corona-Zeiten" - was das bedeuten kann, lässt sich hier an der Mainschleife besonders gut beobachten. Die Kennzeichen verraten es: Parkende Autos aus Kitzingen, Würzburg und Schweinfurt sind gerade an den Wochenenden stark vertreten, Urlaub vor der Haustür sozusagen.
Dazu kommt, sagt Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein, dass "die Mainschleife längst kein Geheimtipp mehr" ist. Es hat sich herumgesprochen, wie schön es rund um Volkach ist. Was jene besonders verärgert, die genau dort wohnen, wo andere Urlaub machen: Das rücksichtslose Parken nimmt zu. Die Besucher wollen am besten direkt am Main parken, Feuerwehrzufahrten werden ignoriert. Und ob jemand eingeparkt wird, erst recht. Bürgermeister Bäuerlein kann all dies nur zu genau beschreiben - wohnt er doch selbst im Stadtteil Astheim. Es sei alles andere als selten, dass sich Gäste "vor den Augen der Verkehrsüberwacher ins absolute Halteverbot stellen".
Freizeitsturm-Spektakel nervt Anwohner
"Schmerzbefreit" seien viele, wenn es ums Parken gehe, sagt Bäuerlein. Ein paar Schritte laufen? Offenbar zu viel. Es gilt: So weit es geht ans Wasser fahren, stehen bleiben, Einhorn aufblasen - ab in den Fluss. Entsprechend genervt sind viele Anwohner vom Freizeit-Spektakel. Und der Ansturm trifft alle Orte am Altmain. In Nordheim ist das einst verträumte Sandfleckchen mit seinen Strandkörben oft kaum noch zu sehen vor lauter Menschen.
Ein paar Meter entfernt kämpft der Fährmann mit den Massen an Freizeitkapitänen. Die Fähre zwischen Nordheim und Escherndorf hängt an einem Drahtseil, das zur Gefahr werden kann für all das, was da inzwischen noch so auf dem Main unterwegs ist: Hunderte von Kanus, Kajaks, Schlauchbooten, aufblasbaren Tieren . . . Wo der Spaß beginnt, scheint die Rücksicht zu enden. "Die Unvernunft wird größer", warnte Nordheims Bürgermeisterin Sybille Säger zuletzt.
Klare Botschaft: Wir kümmern uns!
So kam es jetzt zur Krisensitzung: Auf Einladung der Touristinformation Volkach traf sich in dieser Woche eine Task-Force aus Bürgermeistern, Campingplatzbetreibern, Kanu-Verleihern und verschiedenen Fachbehörden in Sachen "Wassertourismus am Altmain“. Zum einen sollte dies ein Signal für die Anwohner sein: "Wir kümmern uns!". Zum anderen ging es um Sofortmaßnahmen: Wie lässt sich die Parksituation in Astheim verbessern? Wo werden zusätzliche WCs und Müllcontainer benötigt?
Laut Heiko Bäuerlein ging es sowohl um die Analyse als auch um Lösungsvorschläge. Alle Beteiligten hätten ein großes Ziel vor Augen gehabt: "die angespannte Situation des Wassertourismus, die sich dieses Jahr Corona-bedingt noch verschärft hat, zu entzerren“.
Appell an Eigenverantwortung
Heraus kam laut einer Pressemitteilung aus dem Volkacher Rathaus zum einen "ein dringender Appell aller Beteiligten an die Eigenverantwortung der Gäste". Zudem sollen Polizei sowie Wasserschutzpolizei mehr Präsenz zeigen. Die drei Kanu-Verleiher verlagern teilweise die Zustiegsorte, um die Situation auf dem Wasser zu entzerren. Wobei ein Problem bleibt: Viele Besucher kommen mit ihren eigenen Booten.
Das sind die neuen Maßnahmen
Um das "teilweise chaotische Parken" vor allem in Astheim in den Griff zu bekommen, wird ein Interims-Parkplatz am Anleger für Flusskreuzfahrtschiffe eingerichtet und eine spezielle Ladezone für Kanus und sonstige Bade-Utensilien geschaffen. Der kommunale Überwachungsdienst soll ein zusätzliches Auge auf Verstöße haben und sie ahnden.
Um bei der Bootsschleuse Astheim Engpässen vorzubeugen, werden Wassertouristen mit Booten verstärkt darauf hingewiesen, dass man die Boote um die Schleuse herumtragen und dann wiedereinsetzen kann.
In Nordheim wird darauf gedrungen, dass die Anlegestelle kein Badestrand ist. Es werden Zonen für Kanus zum Anlanden geschaffen. In Sommerach wurden bereits 25 Müllbehälter entlang der Uferzone aufgestellt. Dazu kommt eine Dixi-Toilette für die Kunden eines Kanu-Verleihers.
Was die Maßnahmen gebracht haben und was noch getan werden muss, soll im Herbst besprochen werden. Dann, so die Ankündigung, treffen sich die Verantwortlichen in gleicher Runde treffen. Verstärkt dürfe es dabei auch um die grundsätzliche Frage gehen, unabhängig von Corona: Wie viel Freizeit-Tourismus verträgt der Altmain eigentlich?