Naherholungsgebiet und Naturschutzgebiet – am Altmain zwischen Volkach und Sommerach zeigt sich gerade, dass beides nicht unbedingt zusammenpasst. Auf der einen Seiten bevölkern bei Sommerwetter vor allem an Wochenenden Ausflügler in Scharen den für die Berufsschifffahrt gesperrten Fluss und dessen Uferbereich. Auf der anderen Seite brüten und leben gerade dort streng geschützte, teils sehr seltene Tier- und Pflanzenarten. Der Konflikt scheint vorprogrammiert und Anwohner beklagen Auswüchse, wie in Astheim, wo Anwohner gegen Blechlawinen und wildes Parken demonstrieren.
Doch auch sonst mehren sich Stimmen, die auf eine Eindämmung der Besucherzahlen am Altmain und eine bessere Kontrolle geltender Naturschutzvorschriften pochen. So wiederholt die seit Juni 2019 aktive Interessengemeinschaft (IG) Altmain, der LAMA Landschaftsschutz Mainschleife, der Bund Naturschutz in Volkach, die Volkacher Grünen und der Verein Erhalt der Nordheimer Au angehören, in einer Pressemitteilung zwei Kernforderungen, die sie vergangenen November während eines Runden Tisches, an dem Bürgermeister der Mainschleife, Floßbetreiber und Fährleute teilnahmen, vorgebracht hatte: eine festgelegte Höchstzahl von gewerblich vermieteten Kanus auf dem Altmain sowie mit Gebühren belegte Parkplätze entlang den Zugangsstellen zum Gewässer.
Das größte Mäander-Gebiet in Bayern
Andrea Rauch, Fraktionssprecherin der Grünen im Volkacher Stadtrat, stellt klar, dass sich die IG Altmain nicht an den Demos in Astheim beteiligt. Sie wünscht sich, dass der Stadtrat eine interne Gruppe gründet, die klärt, wie die Stadt Volkach zu der Problematik rund um den Altmain steht – und wo sie etwas verbessern möchte. "Die Stadt könnte mehr machen als Parkplätze für Ausflügler ausweisen", meint sie und nennt ein Beispiel: Druck ausüben auf das Landratsamt Kitzingen, um mit Landschaftswächtern und Rangern Naturschutzgesetze besser durchzusetzen und Verstöße zu ahnden. Schließlich handle es sich beim Altmain nicht nur um ein Freizeitidyll, sondern um das größte Mäander-Gebiet Bayerns.
Der Altmain liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebiets Volkacher Mainschleife und in Teilen in drei Naturschutzgebieten (NSG) – zwischen Astheim und Escherndorf im NSG "Alter Main bei Volkach", zwischen Köhler und Sommerach in den NSG "Mainaue zwischen Köhler" sowie "Rechtes Mainufer bei Sommerach" –, berichtet auf Nachfrage die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt. Dieser obliegt die Kontrolle der dort geltenden Vorgaben. In Teilbereichen fällt dies jedoch auch in die Zuständigkeit der Polizei in Kitzingen und der Wasserschutzpolizei in Würzburg.
Die Nutzung des Gewässers könne das Landratsamt als Vertreter des Freistaats Bayern nur sehr eingeschränkt regeln, da der Altmain als Bundeswasserstraße gilt, erklärt Naturschutzfachkraft Felix Pfeifer. Örtlich zuständig für den Altmain ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt.
Der Zugang zur Natur ist gesetzlich geregelt
Dort sieht man im "Freizeitverkehr" auf dem Altmain, also den Menschen, die dort auf Schlauchbooten, Kanus und Luftmatratzen fahren, kein Problem. Diese berührten das WSA nur in kleinem Umfang, etwa bei der Anmeldung an der Schleuse Astheim, dem Zugang zum Altmain. Johannes Lohnstein vom WSA verweist zudem darauf, dass das Bayerische Naturschutzgesetz jedermann das Recht gibt, die freie Natur unentgeltlich zu betreten – hierzu zählt auch der Altmain. "Von da her lässt sich 'jedermann' nicht ohne Weiteres vom Betreten des Atmains abhalten", stellt er fest.
Darauf, dass das Baden im Main und das Befahren mit nicht motorisierten Booten keiner Zulassung bedarf und verfassungsrechtlich geschützt ist, hat bereits vergangenes Jahr die Regierung von Unterfranken in einer Antwort an die IG Altmain hingewiesen. Allerdings könne das Landratsamt diesen sogenannten Gemeingebrauch aus bestimmten Gründen einschränken oder gar verbieten, beispielsweise wenn sonst Gefahren drohten oder andere Interessen zu sehr beeinträchtigt würden.
Die Zahl der gemeldeten Verstöße ist sehr übersichtlich
Trotz alle Rechte, die das Genießen der Natur erlauben, bleibt natürlich für jedermann die Pflicht, Gesetze zu achten, die etwa für Naturschutzgebiete gelten. Doch um hier präventiv tätig zu werden, fehlt der Naturschutzbehörde im Landratsamt mit drei hauptamtlichen Kräften und drei Naturschutzwächtern, davon eine für den nordwestlichen Landkreis, das notwendige Personal. Die Behörde ahndet jedoch Verstöße, die ihr gemeldet werden. Das waren in den beiden vergangenen Jahren laut Pfeifer ganze zwei Fälle: beides unerlaubtes Zelten im Naturschutzgebiet.
Die Behörde bestätigt – wie auch Anwohner und Naturschützer – eine seit Jahren wachsende Zahl von Ausflüglern und Touristen am Altmain. Doch problematisch ist aus Sicht von Pfeifer vordringlich nicht die Zahl der Erholungssuchenden, die an offiziellen Ein- und Ausstiegsstellen das Gewässer betreten und sich im Freiwasser aufhalten. Hauptproblem aus Sicht des Naturschutzes seien diejenigen, die sich, etwa als Stand-Up-Paddler, durch Ufergehölz und Schilf schlagen und glauben, an ungestörter Stelle "jeden Zentimeter erkunden zu müssen", so Pfeifer. So würden diejenigen, die die einzigartige Natur an der Mainschleife zur Erholung aufsuchen, diese auf Dauer selbst zerstören.
Waterwalker-Geschäftsführer: Erholungssuchende nicht aussperren
Ambitionierte Naturnutzer wüssten sich zu benehmen und sind für Markus Schönfelder nicht das Problem am Altmain. Das sieht er in denjenigen auf dem Wasser, die billige Gaudi suchten. Der Geschäftsführer der Waterwalker GmbH, die an der Volkacher Mainlände Kanus verleiht, plädiert deshalb dafür, den Altmain nicht "in ein Terrarium zu setzen" und Erholungssuchende auszusperren. Geltende Regeln müssten aber deutlich gemacht werden. Dies handhaben seine Mitarbeiter so bei der halbstündigen Unterweisung der Kunden, bevor diese aufs Wasser dürfen.
Als typische Verstöße, die die Polizei am Altmain beschäftigen, nennt Markus Hack, der Kitzinger Polizeichef, Delikte gegen das Naturschutzrecht, beispielsweise das Befahren von Naturschutzgebieten, oder gegen Betriebsanlagenverordnungen, etwa wenn sich Angler im Bereich einer Schleuse aufhalten. Hinzu kommen Verstöße gegen das Tempolimit auf dem Wasser oder gegen das Wasserski-Verbot. Parkverstöße von Ausflüglern, berichtet Hack, werden der Polizei regelmäßig mitgeteilt und verfolgt, allein in den vergangenen Wochen waren es – inklusive des Bereichs der Badeseen – Verstöße im "nicht ganz niedrigen dreistelligen Bereich".
1. SWer Baggersee (bekannt & groß: Beachcafe, Bootsverleih, 1 km Badestrand, Palmen; vielbesucht)
2. Naturbadesee Grafenrheinfeld
3. Inoffzieller FKK-See Grafenrheinfeld (bekannt durch mehrere Tagblatt-Artikel)
4. Badesee Bergrheinfeld (am südl. Ortsrand von Grafenrheinfeld)
5. Sennfelder See (größter Natur-Thermalsee Deutschlands)
6. Schonunger Bucht (zahlreiche Mainbuchten)
Vielleicht tragen diese Tipps (alle entlang der südl. SWer Stadtgrenze) etwas gegen die abschreckenden Zustände bei.
Mein Vater kannte Deutschland als das Land, in dem Problemstellung gelöst werden.
Glücklicherweise muss er das heutige Deutschland nicht mehr erleben, in dem keiner zuständig sein mag und wo man Gründe sucht, statt Probleme zu lösen.
Auch hier wäre die Lösung so einfach....
Toll!