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Geiselwind
Überwintern in Geiselwind: Warum es Störche kaum noch in den Süden zieht
Ein ungewöhnlicher Anblick: Ein Storch am Jahresanfang. Experten sehen den Trend schon länger – die Vögel ersparen sich zunehmend den weiten Flug.
In Geiselwind ist der erste Storch aufgetaucht. Am 4. Januar wurde er gesichtet, tags darauf konnte ihn Bürgermeister Ernst Nickel auf einem Straßenlaternenmast in der Schutzwiesenstraße fotografieren.
Foto: Ernst Nickel | In Geiselwind ist der erste Storch aufgetaucht. Am 4. Januar wurde er gesichtet, tags darauf konnte ihn Bürgermeister Ernst Nickel auf einem Straßenlaternenmast in der Schutzwiesenstraße fotografieren.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:32 Uhr

Plötzlich war er wieder da. Am 4. Januar wurde der Storch in der Schutzwiesenstraße in Geiselwind gesichtet. Tags darauf, am Mittwoch, konnte die Storchenankunft auch bildlich festgehalten werden: Vom Rathaus aus bekam Bürgermeister Ernst Nickel den Vogel morgens gegen halb 9 vor die Linse, als dieser sich auf einem Straßenlaternenmast niedergelassen hatte.

Ob es auch "der" Geiselwinder Storch ist, steht noch nicht fest. Dem Nest auf dem Kirchturm wurde wohl noch kein Besuch abgestattet. Dort, auf einer Plattform, brütet ein Paar seit 2011. Um die 40 Jungstörche wuchsen seither dort erfolgreich auf

Später Abflug, frühe Ankunft

Ein Trend ist dabei seit Jahren unverkennbar: Die Störche kamen immer früher nach Geiselwind zurück. Normalerweise verlassen die Jungstörche das Nest im August. Das Elternpaar ist dann noch eine ganze Zeit vor Ort, vergangenes Jahr war erst in den ersten Novembertagen der Abflug angesagt. Nur: Wohin führt dieser Flug?

Zuletzt wurden vier Jungstörche in Geiselwind großgezogen, hier ein Bild aus dem vergangenen Juli.
Foto: Ernst Nickel | Zuletzt wurden vier Jungstörche in Geiselwind großgezogen, hier ein Bild aus dem vergangenen Juli.

Wohl eher nicht mehr nach Afrika. Die Störche kamen zunächst schon im März wieder, in den vergangenen Jahren war es sogar schon Februar. Dass längst nicht mehr alle Weißstörche im Herbst nach Afrika fliegen, bestätigt auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Rund 300 überwinternde Weißstörche wurden vergangenes Jahr dem LBV gemeldet. Expertin Oda Wieding erklärte das so: „Die in Bayern überwinternden Störche finden genug Nahrung wie Mäuse und kleine Fische, kommen aber auch ein bis zwei Wochen gut mit wenig oder sogar ganz ohne Nahrung aus. Außerdem sind die großen Vögel durch das Aufplustern ihres dicken Gefieders gut geschützt und haben ihre eigene Daunenjacke sozusagen immer dabei.“

"Neues Überwinterungsverhalten"

Der Tisch scheint auch im Winter gut gedeckt: In offenen Wassergräben finden sie kleine Fische und auch auf Müllkippen sowie Kompostanlagen gibt es ein gutes Mäuseangebot. Das "neue Überwinterungsverhalten" werde von Generation zu Generation weitergegeben, so Oda Wieding. 

Dass die Störche im Winter in Bayern bleiben und sich große Reisen sparen, kann etwa 25 Kilometer von Geiselwind der Landwirt Gerhard Bärthlein bestätigen. In der mittelfränkischen Gemeinde Uehlfeld gibt es 34 Nester und rund 100 Störche. In dem bayerischen Storchendorf mit seinen 3000 Einwohnern im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim gilt Bärthlein als „Storchenvater“.

Nahrung auch im Winter

Der Landwirt hat auf seinen Scheunen und Häusern allein fünf Nester. Und er kann bestätigen: Mittlerweile bleiben mehr als 20 Storchenpaare den Winter über dort. Warum sich die Störche dort so wohl fühlen, liegt am Aischgrund, der bei Uehlfeld beginnt. In der Landschaft mit Feuchtwiesen und Seen finden sie reichlich Nahrung wie Mäuse und Frösche.

Der Geiselwinder Storchenvater Ernst Nickel will noch keinen Tipp abgeben, welches Tier er da auf der Laterne thronend entdeckt hat. Am Ende wird es sich ganz klar zeigen: Wer das Nest in Beschlag nimmt, ist eindeutig Geiselwinder. 

 
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